Mark Wingfield "Proof of Light" (Moonjune Records 06.03.2015)


Vor einigen Jahren, so meint Mark Wingfield im Booklet seines Albums "Proof of Light", hörte er auf, Gitarristen zuzuhören. Das war schmerzhaft, aber notwendig. Der Hendrix- und Coltrane-Fan begann, Sänger anzuhören. Pop, Jazz, Klassik. Wie Wingfield davor klang, ist mir nicht bekannt, jetzt bevorzugt der Electric Jazz-Gitarrist den kühlen Jazz-Ton, der nichts oder kaum etwas mit dem Sound der Rockgitarre zu tun hat, und ähnlich von Terje Rypdal, John Abercrombie oder Pat Metheny lyrisch flüssig gespielt wird, ebenso ätherisch und versponnen. Sein Interesse, so weiter, liege eher darin, wie ein Bläser oder Sänger zu arbeiten und klingen. Im Booklet wird das weiter ausgeführt.
Die ersten 5 der 9 Tracks auf "Proof of Light" sind kühl erhabener, konservativer Jazz Fusion auf technisch sehr hohem Niveau.
Mit "Voltaic" (8:38 Minuten), dem längsten Track, ändert sich die Struktur. Plötzlich arbeitet sich ein wuselig wirrer, dynamisch lebhafter Free Jazzrock aus, dessen virtuose Rasanz vom Gitarristen Mark Wingfield ebenso getragen wird, wie vom exzellent dynamischen Spiel Asaf Sirkis' (dr) und Yaron Stavi (upright b). Der lebhafteste Track des ganzen Albums ist eine hinreißende Orgie für Genrespezialisten, die schon immer hören wollten, wie Hendrix klingen würde, wenn er Electric Jazz gespielt hätte, wie es ihn ab Ende der 1970er nach der Hochzeit des Genres gab. In dieser heißen Intention gibt es diese Spielart allerdings erst seit den späten 1990er Jahren, als das progressive Lager zu neuen Höhen aufstieg.
Dennoch wollen Wingfield und seine Mitarbeiter um nichts in der Welt typisch klingen - und schon gar nicht ins allgemeine Feld des Prog JazzRock passen. Das Trio ist vollkommen Jazzbasiert und würde mit "Proof of Light" im ECM-Kosmos nicht unbedingt als ungewöhnlich auffallen.
Jazzkühle, dezente, nüchterne, emotional ausgebremste und sachliche Klänge sind überwiegend zu erleben. Doch wenn das Trio seine Energie locker lässt, kann dieser Kanon kochen. Wenig leider nur.

1. Mars Saffron (6:10)
2. Restless Mountain (4:14)
3. The Way To Etretat (7:55)
4. A Conversation We Had (4:50)
5. A Thousand Faces (3:22)
6. Voltaic (8:37)
7. Summer Night's Story (5:40)
8. Koromo's Tale (5:16)
9. Proof Of Light (7:05)

Markwingfield.com
moonjune.com
VM



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