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Mark Sherman "The L.A. Sessions" (Miles High Records 2012)
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"The L.A. Sessions" ist das Resultat eines ganz besonderen Traumes. Mark Sherman wollte schon immer von ihm favorisierten Bebop und Jazzstandards aufnehmen. Der gelernte Pianist und Vibraphonist ist seit vielen Jahren aktiver Jazzer, seine großen Vorbilder im Bebop sind Charlie Parker und Dizzy Gillespie, John Coltrane sein Meister. Mark Sherman (vib), Bill Cunliffe (Hammond B3), John Chiodini (g) und Charles Ruddiero (dr) lassen alle modernen Einflüsse ab 1967 weg, es gibt keine Annäherung an Rock oder Pop, oder an sonstiges, das Quartett spielt hinreißend zeitlosen und nicht ein Stück anachronistischen Modern Jazz und Bebop.
12 Songs sind auf der CD, drei davon als Bonus gelistet, zweite äußerst gelungene Versionen der Tracks Nr. 1, 2 und 4 der CD. Aufgenommen im Oktober 2011 in Apogee's Berkeley Street Studios in Santa Monica, Kalifornien, ist der Klang der Aufnahmen hinreißend, sehr sauber, fein austariert, von großer Harmonie, sattem Bass, lichten Höhen und warmem Mittelton, Rudy van Gelder wäre stolz auf Roger Robindore und Brad Delava, die an den Reglern saßen und die Einspielung aufnahmen, mixten und masterten.
Mark Sherman ist bekannt für eigene Arbeiten, und für seine Mitarbeit bei Mel Torme und Peggy Lee. In diesem neuen eigenen Quartett, seine Lieblingssongs interpretierend, im eigenen neuen und locker leichten, virtuosen Arrangement, klingt seine Arbeit ganz anders als gewohnt. Die Standards gehen der Band schier leicht von der Hand, die Songs sind beschwingt, lebhaft, von großem Eindruck und technischer Finesse. Die Band absolvierte gewiss etliche Sessions, so hinreißend versiert und expressiv zeigt sie sich grandios in das komplexe Kompositionsmaterial eingespielt. Eine Eigenkomposition Mark Shermans ("Far Away") ist dabei, und die passt sich mit schwer balladesker Lyrik perfekt in die Klassiker ein. Die Songs: Dizzy Gillespie ("Woody N' You"), Charlie Parker ("Quasimodo"), Burke/Van Heusen ("It Could Happen To You"), Bud Powell ("Celia"), Benny Golson ("Whisper Not"), John Coltrane ("Moment's Notice"), Milt Jackson ("Bag's Groove") und Miles Davis ("Serpent's Tooth"), viele davon haben etliche Arrangements erfahren, unzählige Versionen wurden eingespielt und in Konzert vorgetragen, und gewiss sind manche davon, nicht nur Milt Jacksons "Bag's Groove", in ähnlichem Arrangement, mit Vibraphon als Leadinstrument interpretiert worden.
Doch wie energisch und intensiv, emotional und technisch raffiniert die Band und ihr Kopf Mark Sherman diese illustren Kompositionen neu spielt und dem Lärm des Alltags entgegenstellt, ist beeindruckend und großartig. Die Band bleibt stets im harmonischen Lager, harsche oder extreme Bereiche sind weit entfernt, liegen längst nicht im Fokus der Arrangements. Alles ruht in satter Beschwingtheit und virtuos-lockerer Handarbeit. Der Groove ist kernig und mitnehmend, die Gitarre wie die Orgel sind vitale Kontrapunkte zum Vibraphon - mehr braucht es nicht.
Die drei Bonustracks weisen darauf hin, dass Mark Sherman & Band viel diskutiert haben, welche Versionen ihrer Studioarbeit für die CD geeignet seien und konnten sich in diesen drei Fällen nicht entscheiden, die Auswahl fiel zu schwer. Jede der zweiten Versionen ist äußerst lebhaft und hat trotz großflächiger Übereinstimmung ihre kleinen, feinen Extras, die Mark Sherman nicht missen wollte und die auf die CD gekommen sind, die Arbeit umfassend zu beleuchten. Das Publikum wird es danken. Nicht nur, dass die drei Stücke ausgezeichnete Kompositionen sind, die lebhafte Interpretation ist das Markenzeichen. Mehrfach hören!
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VM
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