Rock Duo Magma "same" (Garden Of Delights 2003)

Magma war ein Duo, das personell wie Hardin & York oder Hansson & Karlsson mit Keyboards und Schlagzeug besetzt war. Siegfried Scholz (dr, perc, voc) und Detlef Gehrke (p, org, synth, voc) wussten nichts von der Existenz der französischen Zeuhl-Jazzrocker Magma. Aber sie wussten einiges mit ihren Instrumenten anzufangen. Die Geschichte der Band ist im Booklet der CD ausführlich nacherzählt worden, darum soll hier nicht darauf eingegangen werden. Nur soviel sei gesagt: die Band begann in den frühen Siebzigern als Trio, dritter Mann im Bunde war Gitarrist Dieter Kuck, der bereits 1973 wieder ausschied. Seitdem konzentrierte sich das Duo auf die Instrumente, die sie selbst bedienen konnten. Magma gaben etliche Konzerte und fühlten sich 1975 in der Lage, ein Album einzuspielen. Das selbstbetitelte Werk, jetzt auf CD mit 5 Bonussongs wiederveröffentlicht, blieb die einzige Veröffentlichung des Duos. 1978 hörte Magma auf, zu existieren. Die 12 Songs der CD sind das Erbe. Stilistisch hatten Siegfied Scholz und Detlef Gehrke sich auf blueslastigen Progressive Rock eingeschossen, der hin und wieder gewisse Ähnlichkeiten zu Atomic Rooster hat, ansonsten aber eher unvergleichlich und eigenständig ist. Mit dem ersten Stück bereits fällt auf, wie hervorragend das Schlagzeugspiel von Siegfried Scholz ist. Er wusste druckvoll, dynamisch und komplex zu trommeln. Die Keyboardarbeit von Detlef Gehrke ist ebenfalls sehr gut gelungen. Doch nicht immer sind dies die Songs. Einige der Stücke sind leidlich interessant und nicht besonders abwechslungsreich arrangiert. Zwar gibt es immer wieder Songs, die gut abgehen und völlig überzeugen, doch solche Stücke wie "6 minutes release rock" oder "Floating smog" von der LP oder "Heaven and earth" und "Hands are on the waves" von den Bonussongs haben keine besonders interessante Struktur. Zudem ist der Gesang über alle Songs sehr gewöhnungsbedürftig und arg anstrengend, die Stimmlage stets dieselbe und die Modulation flach. Da passiert nicht viel. Die negative Krönung wird mit dem letzten Stück "Für Elise" gesetzt, der bekannte Kitschsong ist hier einmal mehr überflüssig. Doch längst nicht alles ist zu bemeckern. Denn Magma konnte gut rocken und mit solchen Songs wie "Marmalade", "Embryo", "Turn", "Blind girl" und "A day in my life" überzeugen. Stets schleicht sich etwas leicht Obskures mit den Songs aus den Boxen. Das liegt vor allem am Klang der Orgel, der damals sehr angesagt war und heute unfreiwillig komisch und gruselig zugleich wirkt. Irgendwie zwischen Beerdigung, Horrorfilm und Humoreske wechselt die Gefühlsskala. Auf den ersten Höreindruck bleibt nicht viel im Ohr hängen, doch bei oftmaligem Hören eröffnet sich der Charme der Songs. Vor allem das kernige Schlagzeugspiel ist beeindruckend und macht einen großen Teil des Reizes aus, den das Rock Duo Magma zu versprühen wusste.

milestone-mailorder.com
VM



Zurück