Magic Pie "The Suffering Joy" (Progress Records, VÖ: 28.01.2011)

"Motions of Desire" 2005, "Cirkus Of Life" 2007 und jetzt, Anfang 2011 "The Suffering Joy". Was an Zeit zwischen den Alben der Norweger liegt, ist gar und ganz ausgenutzt. Die Songs machen einen erstklassigen Eindruck, die Band muss Schmierseife oder feinstes Schleifpapier benutzt haben, um die Arrangements so flutschig, glatt und rassig hinzukriegen, ohne kitschig oder billig zu klingen (wohlgemerkt für Freunde dieser Spielart). Magic Pie klingen wie eine Hardrock-Ausgabe der schwedischen Flower Kings, ohne deren doofe (Pardon) Stimme Hasse Fröberg, aber mit ebensoviel Leichtigkeit, Komplexität, Kniffligkeit in den Arrangements, Überraschungsreichtum und Gitarrensoli, drahtigen Komplexpartien, die abgehen wie Schmidts Katze und über Stock und Stein mit Spaß und Bravour brettern. Die 9 Songs sind knackfrisch wie saftiger, grüner Apfel, heiß und scharf wie handgeschmiedetes Schwert, eingängig wie wohlgeratener Wein und hinreißend wie hinreißende weibliche Silhouetten (ähm, so ganz, ja, persönlich), oder allgemein so schicke Sachen.
"A life's work" beginnt mit seinen vier Teilen. Der erste, etwas über eine Minute lang, ist Motorwarmlaufen mit Gesang, dann geht es ab und bleibt überwiegend schick sauhart und rasant wie nur irgendwas schick sauhart Rasantes. "Endless Ocean" ist eine akustische Gitarrenballade mit ganz nettem Chorgesang, die nach drei Minuten vorüber ist (und manchem Hörer gewiss erfreuen wird, aber dem Album nicht unbedingt musikalisch wertvoller Zusatz ist). Weil die Band das scheinbar gemerkt hat, lässt sie es im Anschluss gleich wieder krachen und donnert knappe 10 Minuten lang durch "Slightly Mad", als sei sie verrückt geworden und habe Spaß an dem, was sie tut. Gut.
Sehr gut. Macht Laune und lässt die Wohlfühldingse im Kopf glücklich explodieren. Überall sind fette und nette Ideen eingebastelt, so dass zu hören und staunen bleibt, bis "Tired" 15 Minuten lang ebenso kernig loslegt und nicht anders verläuft bis zum guten Ende. Die dicken 8 Minuten "In Memoriam" treffen auf Trance-Hörer, die bereits bedröhnt sind, dass die Knie und Hirnlappen weich und schwabbelig abhängen.
Trotz einiger eher mäßiger und bisweilen auch mal etwas kitschiger und vergriffener Ideen und daneben liegender Passagen macht das Retro Prog - Melodic Hardrock Album doch ungemein Freude (für, wie bereits vermeldet, den geneigten Freund dieser Spielart) und ist ein Grund mehr, am Leben zu bleiben und Musikhören zu zelebrieren.
Die Sorte Album, die, wenn sie am Freitag veröffentlicht wird, die Woche unendlich lang und schier unüberwindlich macht, und wenn es denn endlich Freitag ist und das Album gibt im Player Gas, auf Anhieb besoffen und glücklich macht. Oder so.

magicpie.net
progressrec.com
VM



Zurück