Magic Pie "Circus Of Life" (Progress Records 2007)

Ich versteh' nicht so ganz, was die damit bezwecken. In einem Augenblick spielen Magic Pie schwer komplexen Seventies Retro Prog, im nächsten singen sie in softer Alan Parsons Project Manier, dann verliert sich "What If…", der dritte und achtminütige Part des 46 Minuten langen, fünfteiligen "Circus Of Life", in lyrische und reichlich überzuckerte Symphonic-Spielereien. Schließlich drängt sich der Verdacht auf, Chicago hätten mit ihrem "If You Leave Me Now" Quatschkitschmüll Inspiration gegeben - geht es noch schwülstiger und süßlicher? Überzuckerter Buttercremetorten-Prog in Zeiten der Fitness?
Der nächste Part, "Trick Of The Mind", komplext heftigst los - um kein Stück besser wieder in blumiger und eingängiger Manier kitschig vor sich hin zu dämmern. Die Chorgesänge sowie die Double-Guitar-Leads übertreiben die Lieblichkeit dermaßen, dass diese Arrangements zwischen Rock und Schlager nur wehtun.
Es wird dann zwar besser, aber nicht wirklich gut. Die beiden ersten Teile des langen Titelwerkes sind gelungen, der wenige Gesang und die darin aufgehenden schlichten Gesangsarrangements gehen noch als OK durch. "Freakshow", zweiter Part, ist rein instrumental und damit erholsam, doch was gesangsmäßig in den 21 Minuten von (dem wiederum in 4 Parts unterteilten) "Trick Of The Mind" zu hören ist, darf keine Gnade finden, das ist einfach nur übler Kitsch, oh, das ist bitter!!!
Dabei ist die Band instrumental im heute typischen Schweden-Prog nett unterwegs. Sicher etwas light und luftig, aber es finden sich überall heftige instrumentale Komplexparts, die den geneigten Prog-Fan gewiss entzücken. Progress Records ist die Heimat von Moon Safari, Brother Ape und Brighteye Brison, die alle (auf ihre eigene, gute [klar!] Weise) einen Tick ins Liebliche haben - Magic Pie toppt sie in lieblicher Hinsicht alle.
Dennoch hat die Band es drauf - tolle Gitarrensoli, lockere, erregende Energieparts, von Deep Purple inspirierter Hardrock, knackfrisch gespielt und flott eingängig, das macht schon was her. Und schließlich - der mitreißende Chorgesang in "Pointless Masquerade", dem zweiten der drei Songs auf der CD, geht ordentlich ab. Dafür ist der Track instrumental eher schlicht.
Nach diesen 9 Minuten folgen mit "Watching The Waters" 9½ weitere Minuten, die erst Stimmengewirr und dann Genesis-mäßigen, inspiriert komponierten Neoprog vorzeigen.
Magic Pie zeigen sich auf "Circus Of Life" von der lieblichen Sorte, wobei sie es instrumental an gewaltigen Ausbrüchen nicht fehlen lassen. Wer es schwer komplex mag und dennoch eher die sanfte Schiene fährt, dürfte hier, wenn er die partiell sehr kitschigen Gesangsarrangements verträgt, mit dem modernen, eingängigen Prog-Album relativ gute Unterhaltung finden.

magicpie.net
progressrec.com
VM



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