Magellan "Hundred Year Flood" (Magna Carta 2002)

Trent Gardner, Komponist und Chef seines Hauptprojektes Magellan, widmet das vierte Magellan - Album seinem 1966 im Vietnamkrieg gestorbenen Bruder Jack Elroy. Glücklicher Weise konnte mit Joe Franco wieder ein Schlagzeuger verpflichtet werden, die Tage des idiotischen Drumcomputers sind dahin. Bruder Wayne bedient Gitarre und Bass. Die namhaften Gäste Ian Anderson (fl, Jethro Tull), Tony Levin (bs, King Crimson), Robert Berry (g, bs) und George Bellas (g) sorgen für beste instrumentale Umsetzung des ambitionierten Projektes. Typisch Magellan geht es hart zu; Schlagzeug, Bass und Gitarre sind grandios unterwegs, das Keyboard bestimmt die Melodie oder schwebt mit breitem Sound über den fast schon metallischen und gerade vom Schlagzeug sehr akzentuierten Attacken. Mal dramatisch, mal gefühlvoll ist das Hauptwerk "The Great Goodnight" angelegt. Die Musik rankt sich um das Thema, das Wort Bruder wird oft gesungen und fällt aus den Lyrics weit hervor. Etwas zwiespältige Gefühle vermittelt es mir, wenn die Rede davon ist, dass der Bruder im Krieg ermordet wurde. Soldaten sterben im Krieg; diesen muss sich die USA zudem selbst anlasten. Doch Trent, auch für den Text verantwortlich, geht das Thema zwar konkret und selbstbewusst an, ohne aber in Plattitüden zu verfallen. Jedoch ist es schwer, sich dem Text zu entziehen, wer bei dem Thema rot sieht, sollte "Hundred Year Flood" meiden. Im anschließenden "Family Jewels" ist vor allem Ian Anderson mit seiner Flöte aktiv. Das etwas folkloristische, rein instrumentale Stück fährt die Energie des vorigen Songs runter, damit man den nächsten, "Brother´s Keeper", überstehen kann. Denn in dem Song , so ruhig er beginnt, geht es wieder heftig zu. Geniale Schlagzeugarbeit und fetter King-Crimson-Bass schaffen eine Basis, auf der sich das musikalische und textliche Thema genüsslich ausbreitet. Plötzlich singt Trent gar Rap, was sich gut in dem Hardrock macht. Das vierte Magellan-Album ist vorrangig auf Text fixiert, ohne dass die Musik darunter leidet. Es gibt zwar viel Gesang, aber die 3 Songs haben jede Menge instrumentalen Raum, der vital und ambitioniert genutzt wird.
VM



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