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Machines Dream "Immunity" (Sonic Vista, 30.04.2015)


Das Hauptwerk "Immunity" nimmt mit etwa 26 Minuten den meisten Raum auf dem gleichnamigen Album auf, weshalb es in Part 1 und Part 2 geteilt und an die beiden Enden des Albums gelegt wurde. Die drei weiteren Songs machen weitere 17 Minuten aus. Die Kanadier liefern nach dem 2013er "Machines Dream" ein weiteres Progressive Rock Werk mit Hang zu Alternative und NeoProg ab, das zwischen episch weitschweifender Lyrik wie bei Pendragon (oder auch im Erbe von "Wish You Were Here - Pink Floyd" - spätem, entfernten Erbe) und knackfrischen Arrangements im Geiste von Porcupine Tree changiert.
Zwei Dinge ziehen die Aufmerksamkeit besonders an. Zum einen ist das der fabelhafte, eindrucksvolle Gesang des Bassisten Craig West sowie das Schlagzeug: Sound und Spielweise. Craig West ist ein begnadeter Sänger, dem die Musik auf den Leib geschrieben scheint. Weniger komplex, ansprechend liedhaft, elegisch weitflächig, sanft mit düsterer Seite und einiger kerniger Dramatik, wobei Craigs Gesang stets unaufgeregt und mild bleibt. Hochachtung, das ist fabelhaft!
Das andere markante Merkmal ist der Part des Schlagzeuges. Der Sound ist gewöhnungsbedürftig technisch, wirkt elektronisch verfremdet, ist in seiner Eigenart sehr dominant. Zudem ist das Schlagzeugspiel, technisch gesehen, zwar leidlich komplex, aber stets gleichbleibend mit wenig anschiebender Dynamik. Hier hat sich jemand durchgesetzt, der auf keinen Fall wie alle anderen Schlagzeuger klingen wollte.
Die langen Parts des Titeltracks, kompositorisch raffiniert und gleichzeitig zurückhaltend und aus nachdenklich düsterer Note denkend, haben Charakter, ohne gleich als Progmonster ins Ohr zu wollen. Freunde eher sanfter, melancholisch freundlicher Klänge mit schweren dunklen Anteilen und großer romantischer Verspieltheit werden ihre Freude haben. Hier und da wird der Instrumentalfaktor etwas deftiger und lauter, kraftvoller und dominanter, wirkt dann aber wie eine progressiv symphonische Variante von Heavy Metal, oder als wollten Porcupine Tree den symphonischen Geist von Genesis interpretieren.
Das kurze "The Ocean Is Electric" kann vielleicht sogar im (ambitionierten) Radio laufen oder als Tanzmusik funktionieren. Zwar eher NeoProg mit etwas zu schwerem Keyboardgepäck ist die Nummer flott und vital, der Schlagzeuger kommt aus der Eindimension, spielt lebhafter und moderner. Geht doch!
Zuletzt machen 14:40 Minuten des zweiten Teils die düstere Epik weit und schwer. Was an elektronischen Sachen passiert, ist sehr anschaulich. Alte Symphonic Freaks werden dem modernen Kram vielleicht weniger abgewinnen können. Aufgeschlossene Geister (und die Jugend!) können aber schick und dick eingekuschelt werden. Eine echte Hollywood-Ballade!
"Immunity" haut mich nicht unbedingt vom Hocker, kann mich aber durchaus fesseln und unterhalten. Der Schlagzeugsound und das damit markant gemachte, stets recht gleichmäßige (komplexe) Schlagzeugspiel sind und bleiben speziell.

machinesdream.com
justforkicks.de
VM



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