Logic Mess „Element Of The Grid“ (Lynx Music 2012)

Um es gleich vorweg zu nehmen; diese Scheibe ist scharf wie ein Rasiermesser, besitzt trotz ihrer 72 Minuten Dauer keinerlei Längen und hebt sich vom Einheitsbrei der Traumtheatralikerklone höchst wohltuend ab. Für mich ist „Element Of The Grid“ nahezu von der gleichen Qualität wie einst „Operation Mindcrime“ - Prog Metal, der immer wieder geschickt zwischen den Polen hart und zart changiert und mit vielen Hooklines gesegnet ist, die aber alles andere als klebrig sind. Kurzum ein Werk, über das man in Insiderkreisen noch in vielen Jahren sprechen wird. Das Konzeptalbum beginnt (und endet) mit einem kurzen gesprochenen Trialog von Protagonisten, denen im Verlauf der Handlung teilweise tragende Rollen zukommen. Das in der Zukunft angesiedelte Konzept erscheint fiktiv, wer aber Filme wie „Thrive“ oder „Zeitgeist: Moving Forward“, die ich höchst empfehlenswert finde, gesehen hat, wird sehr nachdenklich werden. (Denken ist gut, handeln ist besser!!!) Eine Verfilmung der Texte halte ich für nahezu unausweichlich – ja wo sind sie denn, die kleinen Emmerichs? Nun aber wieder zur Musik, die von Piotr Majka (Schlagzeug), Marcin Gawelek (Gitarre), Lukasz Bienkowski (Bass), Piotr Wypych (Keyboards) und Krzydsztof “too many consonants“ Owsiak (Stimme) absolut überzeugend eingespielt wurde. Krzydsztof ist ein wahrlich begnadeter Stimmakrobat; seine Wandlungsfähigkeit reicht von weich mit Facetten von Eric Norman Woolfson, der leider viel zu früh verstarb und Joachim „Jogi“ Kaiser, der Sieges Evens Wunderwerk „A Sense Of Change“ veredelte bis hin zu angerauht in der Art eines Vokal-Hybriden aus Jorn Lande und Roger Chapman. Musikalischer Höhe- und inhaltlicher Bezugspunkt des Epos ist das Stück „Arcadia“, das einen starken Mitsingdrang vor allem im Refrain erzeugt. Der Begriff Arkadien weckt in mir den Gedanken an das Schmetterlings-Paradoxon von Tschuang-Tse; verkörpert nun dieses sagenumwobene Land den Wunschtraum einer besseren Welt für alle und sämtliche momentan existierenden Gesellschaftsformen sind von einer globalen Machtelite generierter, grell-bunter Morast, in dem wir zu versinken drohen oder aber leben wir in der besten aller möglichen Welten und Arkadien ist nichts anderes als eine Seifenblase, bestehend aus Hirngespinsten irregeleiteter Verschwörungstheoretiker? (Das aus dem Altgriechischen stammende Wort „Theoretiker“ bedeutet nichtsdestoweniger als Gottsucher...) Wie dem auch sei, diese CD der Band Logic Mess ist ein richtungsweisendes Werk, das die oftmals geforderte Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung durch die im Bereich der schönen Künste Tätigen in parabolischer Form zum Ausdruck bringt. Meine Verehrung.

reverbnation.com/logicmess

Frank Bender




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