Loch Vostok "From These Waters" (ViciSolum Productions 2015)


Teddy Möller, der bärige Gründer dieser Kult-Band fing als Schlagzeuger der Prog Metal-Band Mayadome - 1996 erschien das Debüt-Album auf Shrapnel Records - an, die innerhalb dieses auf Redundanz gebürsteten Genres hochklassigen Stoff ablieferte. Uppsala, die Jahre flogen nur so dahin und seine Nachfolgeband Loch Vostok veröffentlicht mit "From These Waters" bereits ihr sechstes Album. Der Stil Loch Vostoks gibt Anlass zu musikphilosophischen Diskursen; handelt es sich bei der Musik der Schweden nun um progressiven Extreme Metal oder aber um extremen Prog Metal?! Mag solche Diskurse führen, wer will, ich höre mir lieber die Musik an und versuche anstatt kategorisierend deskriptiv zu arbeiten. Zunächst sei ein Blick in die Mannschaftsaufstellung erlaubt: Teddy Möller (Gesang und Gitarre), Niklas Kupper (Gitarre und Gesang), Fredrik Klingwall (Keyboards), Jimmy Mattsson (Bass und Gesang) sowie Lawrence Dinamarca (Schlagzeug) spielen mal über die Flügel Dream Theater und Dimmu Borgir oder versuchen es aber auch nach dem Motto ab durch die Mitte, wobei mir in diesem Kontext allerlei zynische Kommentare einfallen. Sehr häufig wird das Tempo variiert, wobei das Spektrum von schleppend bis pfeilschnell reicht. Es wird im Sturm sowohl zum Halali als auch zum Halligalli geblasen. Teddy hat sich schon seit jeher gute Mitspieler ausgesucht, denn er weiß sehr wohl, dass das Musikgeschäft in der Metal-Liga ein Mannschaftsspiel ist. Die Schlagzeugarbeit ist als sehr differenziert zu bezeichnen; Lawrence beherrscht sowohl jazzig-ternäre Schlenker als auch die Blast Beat-Abteilung im Nähmaschinentempo. Der Solo-Gesang erinnert mich gelegentlich an Graham Bonnet und da an manchen Stücken auch halbtontriefend-mollige Harmonien im arabischen Stil vorkommen, erinnert die Band mehr als einmal an Rainbow on acid. Mehrstimmige Gesangspassagen zeigen, dass hier Arrangement-Profis am Werk waren; mancher Refrain könnte sogar von einer Pop-Band stammen - aha, abba hallo! Gitarren- und Keyboards spielen sich in ästhetischer Manier die Bälle zu; Soli(psi)stennarzissmus wird man hier vergeblich suchen; trotzdem gibt es kurze solistische Ausflüge zu bewundern, sogar am Schlagzeug. Nicht zu vergessen die Bassarbeit, die sich grummelnd-wummernd zu einer regelrechten akustischen Flutwelle auftürmt und jedes Loch zum See werden lässt. Ich bin gespannt, wann und in welcher Bandbreite sich die Metal-Wundertüte zum siebten Streich öffnen wird.

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Frank Bender




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