Lobster Newberg "Actress" (Eigenproduktion, VÖ: 20.02.2009)

Zwei Jahre sind ins Land gegangen, sie haben wieder angefangen. Nach dem überraschenden Debüt "Vernal Equinox" sind die US-Amerikaner Lobster Newberg mit neuen Songs am Start. Erster Eindruck? Sie sind platter geworden. Beim zweiten Hördurchgang ließen sich schon mehr Ideen und Überraschungen sehen und hören, mit jedem weiteren Versuch wächst das, was die 11 Tracks angenehm und mitreißend macht, immer noch.
Colin Peterik (voc, key), Phil Miller (g, nicht der Canterburyaner), Jamie Dull (dr) und Corey Kamerman (b) sind Mixmeister. Ähnlich wie IZZ oder auch Echolyn verstehen sie es, Rocksongs zu erschaffen, die knackfrischen Rhythmus haben und in aller Komplexität Groove aufmarschieren lassen. Was sie singen, ist nachvollziehbar, ohne Doktorarbeit und Enzyklopädie erfahrbar. Ein Bier macht sich gut. Illegale Drogen sind auch nicht schlecht. Aber das wisst ihr ja selbst.
Was die Besonderheit der Youngster-Truppe ist, sind diese von lässig bis schwer komplex, von entspannt bis hart rockend reichenden instrumentalen Eskapaden. Ungewöhnlich für den Nachwuchs gibt es keine Anlehnung an irgendein bestimmtes Vorbild, die Jungs prägen Vielfalt und sind gut darin. Ihre technischen Fähigkeiten machen die Songs locker und scharf. Aus allen progressiven Rock- und Jazzrichtungen ziehen sie Inspiration und Ideen, in knackfrischen Hardrock verpacken sie Jazzsoli und wenn Bluesjazz-Fusion wie eine Dampfwalze aus den Boxen jagt, schicken sie eine Meute Brassbläser hinterher. Tatsächlich gibt es bei Lobster Newberg auch weitaus mehr Instrumente zu hören, als der Standard ständig so anbietet. Und ja, seufz!, wie schön, es hat Mallets! Nicht immer, aber hier und da.
"Actress" (und nicht "Fatress", wie ich zuerst las…) strebt nicht die Komplexkrönung an. Die Jungs haben Bock auf gute Laune, was sie mit jedem Song, selbst in nachdenklichen Melancholie-Füllungen deutlich machen. Die Songs haben Schwere, wirken jedoch leicht. Selbst das bei Gentle Giant, ähm, abgeguckte Intro zu "Lost". Die Jungs verstehen es, soviel Energie und Witz samt irrer Ideen und Vielfalt in die flocker lockigen und überaus farbenfrohen Songs zu kippen, dass die Wirkung durchaus progübergreifend sein könnte und kann. Platter geworden? Nix da. Runder! Seht sie euch nur an.
Erlesen!

lobsternewberg.com
justforkicks.de
VM



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