Little Tragedies "Chinese Songs - Part Two" (Mals 2007)

Teil zwei der uralten chinesischen Liedsammlung - die älteste Komposition wurde zwischen 700 und 760 unserer Zeitrechnung geschrieben - in der Intonation der russischen Band Little Tragedies im Stil des britischen Progressive Rock, genauer NeoProg mit partiellem Progmetal-Anteil, schließt sich stilistisch und inhaltlich dem ersten Teil an.
Es ist wohl die "russische Seele", die diese emotionale Tiefe, harmonische Lyrik und zarte Melodik so überaus intensiv zu intonieren weiß. So sind die ursprünglichen chinesischen Kompositionen wohl nur marginale Linien, die der Band als Grundlage für ihre ausgedehnten symphonischen Arrangements dienen. Zwei herausragende Merkmale machen Little Tragedies einzigartig. Die ungemein phantasievolle Arbeit der diversen Keyboards und der Gesang, beides von Gennady Ilyin getan, sind die Aushängeschilder der Band. Der Gesang, in der Tradition der russischen Liedermacher und Sänger, bewegt sich auf anspruchsvollen Noten und ist etwa so prägnant, wie der von Christian Decamps der alten Symph-Prog-Franzosen Ange.
Die stilistische Sanftheit geht häufiger vom Symphonic Rock ins ambiente Feld über, ohne kitschige Säuseleien abzurieseln. Hart an der Grenze zum Kitsch ist nur der vierte Song, dessen fast schon ins Schunkeln geratende Bravheit ich einen Hang zum russischen Schlager attestiere, was die Band wohl gemerkt hat, denn das Stück darauf fängt mit harten Gitarren und (für Neoprog) heftigem Druck an.
Die Band macht ihre Arbeit sehr gut, die Rhythmusfraktion ist, wenn aktiv, dann so richtig. Gitarrist Alexander Malakhovsky ist ein Schöngeist, der selten an die Front drängt und den Arrangements Farbe und Tiefe gibt. Vielleicht aus der symphonischen Note der Songs spricht ein instrumentaler Einfluss aus der europäischen Klassik, was in diesen doch chinesischen Song erstaunlich oft zu finden ist.
Einige Motive, die bereits in Song Nr. 1 bestimmend sind, kehren später wieder. So macht das Album einen geschlossenen Eindruck. Zum Ende der CD, im letzten langen Track, gleitet die Band in elektronisch-ambiente Gefilde. Die 11 Minuten sind von zartdunkler Lyrik. Fast unmerklich ebbt die CD damit aus. Wie bereits der erste Teil der chinesischen Songs sind auch diese in der zweiten Serie angenehm zu hören. Die Rockästhetik im großen symphonischen Format, die vielen verspielten Soli am Synthesizer, die tief lyrische Stimmung des ganzen Werkes, der ungewöhnliche, poetisch stark betonte Gesang - Little Tragedies beweisen ihre ganz eigene Inspiration und Begabung. "Chinese Songs - Part Two" ist gewiss nicht nur für Neoprog-Fans gemacht.

littletragedies.com
mals.ru
VM



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