Liserstille "Empirical Ghost" (G-Records / Rough Trade 2015)


Musiker von King Crimson und Devil Doll spielen entrückt verrückt - nein es handelt sich dabei nicht um die berüchtigte King Diamond-Bande, wenngleich Liserstille ebenso aus Dänemark kommen wie Kim Bendix Petersen und für ihr Debüt bei Target Records angeheuert hatten. Diese Klangfetischisten der schöngeistigen Art fusionieren auf diesem Tonträger Re-(Tro-Prog-)Torte mit Smörrebröd, auf welchem sich neben Jazz-Butter noch Post-Rock-Scheiben und Metal-Streusel befinden. Das Ganze ist sehr lyrisch drapiert und mit Minimal- sowie J.-M.-Jarre-Sauce garniert, was kein inhärenter Widerspruch sein muss, wenn man die Zutaten der Nouvelle Cuisine gekonnt zu arrangieren weiß. Martin Byrialsen (Gesang und Keyboards), Asbjörn Helboe (Bass), Tue Schmidt Rasmussen (Gitarre) und Jon Gotlev (Schlagzeug) spielen sich gelegentlich in einen regelrechten Rausch; diese Klänge live zu erleben, muss extrem end-spannend sein. Obwohl diese Band mittlerweile bereits aus mittelalten Hasen im Musikgeschäft besteht, erfindet sie sich auf dieser Scheibe zumindest teilweise neu. Mal nimmt der Gesang von Martin schamanisch-beschwörenden, mal manisch-betörenden Charakter an; seine Stimme ist variabler denn je und macht alleine dieses Album schon hörenswert. Die Musik schmiegt sich an die Vokal-Wand wie eine Rauhfaser-Tapete, die bunt in allen Regenbogenfarben schillert. Auf "Empirical Ghost" stellen sich die technisch versierten Instrumentalisten völlig in den Dienst der Kompositionen und spielen zugunsten des musikalischen Ausdrucks, nicht um ihr Ego zu befriedigen. Trotzdem sind etliche Stücke angenehm verzwirbelt, aber stets stringent aufgebaut; Spannungsbögen muten wie Wellengsänge an, die sich auftürmen, ihr energetisches Potential entladen und schließlich verebben, um sich hernach erneut auf den Weg in die Gehörgänge des Rezipienten zu begeben und dessen Cochlea zur Schnecke zu machen. Ganz ausgekochte Jungs sind das, die sämtliche Nicht-Schwaben glauben machen, bei Schneckennudeln handele es sich um die kulinarische Essenz aus Schnecken und Nudeln. Quasi Schnecken im Schlaf-Rock - schmackhaft ist dieser von Randall Dunn kreierte Mix allemal.

liserstille.com
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Frank Bender




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