Lightshine "Feeling" (Trefiton 1976, Garden of Delights 1994)

Lightshines Album "Feeling" hat die laufende Nummer 008 im CD-Katalog des Reissue-Labels Garden of Delights (einst Penner), stammt aus den Anfangstagen des Labels, das mittlerweile 164 CDs veröffentlichte, zudem LPs, eine DVD (dazu gesellt sich das Schwesterlabel Thors Hammer mit Reissues internationaler Bands). Das Datum des Reissues ist im Booklet nicht angegeben, die Jahreszahl 1994 fand ich - im Internet.
In den Anfangstagen pflegte Garden of Delights noch nicht die Kultur umfangreicher Booklets, neben Hinweisen auf weitere CDs aus dem Programm des jungen Labels im Booklet (ist es gesagt nicht nett!?) und diversen ganzseitigen Abbildungen der einzelnen Musiker und der Band live on stage beschränkt sich die Bandgeschichte in deutscher wie englischer Sprache auf jeweils eine Seite. 1974 wurde Lightshine in Emmerich am Niederrhein gegründet, zwei Jahre später legte die Band ihr einziges Album im Eigenverlag auf. Die erste Auflage von 500 Stück war bald verkauft, eine zweite gleichstarke folgte.
Live war die Band am Niederrhein erfolgreich. Lightshine traten auf Festivals auf und spielten als Vorband für bekannte große Acts. Der erhoffte Durchbruch blieb indes aus und 1977 kam nach bandinternen Querelen das Aus.
Bonustracks sind nicht vorhanden, so dass auf der CD die 5 Tracks des originalen LP-Albums zu hören sind. Der Sound ist fabelhaft, rund und satt, hat warme Tiefen und volle Mitteltöne, die Höhen sind etwas rarer, was nicht zuletzt stilistisch festzumachen ist.
Die epischen Songs haben hinreißende rhythmische Basis, Bass (Wolfgang) und Schlagzeug (Egon) ackern sich vital durch die entspannten, druckvoll-lässigen Songs. Während Lead-Gitarrist Joe filigrane Psychedelic-Läufe flicht, lässt Keyboarder Olli den Synthesizer dröhnen. Partiell greift Rhythmus-Gitarrist Ulli zur Flöte, was dem dunkel wabernden Sound Licht und Melodie gibt. Die gut abgehangenen, locker intonierten Songs lassen es nie krachen, die stoisch düstere Energie spielt sich in sphärischer Melancholie ab. Und doch sind die Songs nicht von besonders ausgefallener Dramatik und Düsternis, liegt im melodischen Raum viel lichter Sanftmut und lyrischer Schöngeist. Das ganze Album über bleibt es spannend, die Stücke fließen episch dahin, schön nonchalant und peacig ist die Stimmung, bis das über 13-minütige "King and queen" mittendrin und nur für einen Moment - im Gesang - fast so etwas wie die Urversion von Death Metal gibt.
Nachnamen der Bandmitglieder sind nicht bekannt, die Band wollte das so. Was die Herren heute so machen, bleibt also ein Rätsel, vermutlich, wie es oft der Fall ist, wollen die alten Bürgersleute heute nichts mehr davon wissen, was sie im Leben vor dieser Zeit so angestellt haben. Sollen sie. "Feeling" bleibt.

diregarden.com
VM



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