Led Bib "Sensible Shoes" (Cuneiform Records 2009)

Also, das Booklet ist schon mal nett. Die Band liebt den Künstler, der es gestaltet hat. So sehr, dass sie jeden Text daraus gebannt hat. OK! Auf dem Backcover finden sich marginale Informationen, genug jedenfalls. Led Bib ist eine Band mit Witz und Schalk, die Folk-Phrasen mit Jazzmelodien vermixt, daraus einen Avantrock basteln, der so tut, als sei er Jazz und daherkommt, als sei er Hardrock.
Mark Holub (dr), Liran Donin (b), Toby McLaren (keys), Pete Grogan (sax) und Chris Williams (sax) mögen es deftig. Das geht auch ohne Gitarren. Gewiss. Doch wie sie ihren Sound zelebrieren, mag ich kaum auf die Idee kommen, dass zu hartem Sound Gitarren überhaupt gehören müssen. Harter Sound hat was mit der Idee und der Qualität der Idee der Leute zu tun, die eben diesen basteln. Und wenn sie nur Küchengeschirr haben, finden sie einen Weg, es hart klingen zu lassen. Hier ist der Keyboarder der Monstermann mit dem dröhnend-fetten Orgelsound, der dunkle ‚Riffs' spielt, auf denen sich das Saxophon-Duo mit aggressiven Parallelläufen austobt. Im wahrsten Sinne austobt. Schlagzeug und Bass sind nicht nur Rhythmusbasis, sondern Part der melodischen Maschine, sie arbeiten und tackern die Songs und Passagen mit radikalem Freispiel zusammen, dass es große Freude ist, dem mörderischen Hammersound lauschen zu dürfen.
Ich habe keine Ahnung und will auch gar nicht wissen, was Bands wie Radiohead, Blur und Muse so für Klänge installieren, die stehen jedoch im Presseblatt, aber da steht auch Led Zeppelin, und was diese Könner einst getan haben, hat in der Intensität schon Parallelen. Wenn auch sonst eher keine. Gefühlt, so würde ich sagen, füllen Led Bib die inspirative Lücke zwischen 1974er King Crimson und 2009er Present, instrumental anders, jazziger, weniger markant komponiert, aber sehr wohl passend.
Einige der Songs auf "Sensible Shoes" - was für ein schöner Name für diesen Free Form Rock - haben ausgeprägt lyrische Seiten. Die zwei Saxophone malen den nebligen Sonnenaufgang mit Farbe aus, von der betrunken wirkenden Band dezent unterstützt, so lange, bis ihre Batterien wieder am Überlaufen sind und die freien Radikale sprießen. Die dann wieder zerfließen, um spannungsgeladene Tiefensensibilität auszukundschaften und in komplexen Improvisationspartien auszuspielen. Darauf folgt ein weiterer Rocker, und es scheint, als würden Hardrocker und Freejazzer zu erstklassiger progressiver Zusammenarbeit finden. Die Inspirationsquelle der Band hat ihre illustre Weite und ganz gewiss gehört ein fetter Haufen erstklassigen 70er Jahre Krams dazu, des Besten natürlich. Und doch, retrospektiv klingen Led Bib nie.
Mit Prog Metal hat die Combo zwar nix am Hut, aber sie überholt die Frickelmelodicrocker mit links und 40 Fieber auf der Härteskala, auf der Spaßskala gar im Traum.

ledbib.com
cuneiformrecords.com
VM





Zurück