Layla Zoe "Live at Spirit of 66" (Cable Car Records 2015)


"I've been down" - welch Auftakt, was für eine Stimme! Die Dame mit den begnadeten Stimmbändern und dem gut gewachsenen Musikgeschmack nimmt sich auf der Bühne nicht ein Gran zurück und zelebriert mit ihrer hochgekochten, glutheißen Band einen sumpfig lässigen Bluesrock, der grandios viele Elemente hat, wie sie im klassischen Bluesrock der 1970er und in verwandten Genres aufgewachsen sind, etwa Hardrock, Funk, Soul. In der schwerlastigen und vor Kraft strotzenden Energie kann abgrundtief düstere Melancholie liegen, ebenso losgelöste Rockwildheit, wie sie nur von den besten Bands so zelebriert und vor allem live so gut und überwältigend getan und erlebt werden kann.
Mittelpunkt und Stimme der Band Layla Zoe hat eine grandiose Crew um sich und verrückt süchtiges, in den Songs mucksmäuschenleises und dazwischen jubelndes Publikum vor der Bühne gehabt. Die Stimmung ist großartig, die Band perfekt. Jan Laacks ist der zweite Star auf der Bühne. Sein Gitarrenspiel ist schon hinreißend, wenn Layla singt und die Strophen noch Erdung erfordern. Doch sobald es ins Instrumentale geht, steht der Mann mit den drei A im Mittelpunkt und er macht seine Sache unerhört gut. Bassist Gregor Sonnenberg, wie Jan Laacks auch mit Gesangsmikrophon ausgestattet und Schlagzeuger Hardy Fischötter haben nicht die geringsten Schwierigkeiten, den Sound der Lady mit dem beneidenswert langen Haupthaar und der rauen Bluesröhre fett, energisch, technisch und handwerklich erstklassig und vital lebhaft zu geben (womit sie mich an den Liveklassiker von Colosseum erinnern). Zwar, ja, zwar sind da nur drei Tracks, die mit ausgedehnten Instrumentalschlachten auftreten, "It's a Man's World" macht gleich 20 Minuten satt (da fehlen 2 Sekunden? Spießer!), und alles Konventionelle fallen lassen, sich ganz ins Zeug stürzen, enorm heftig rocken und genauso bis in die leiseste Stille die höchste Energie ambient verebben lassen können, um sie umso wilder neu hochzufahren bis es laut, kraftvoll und hochenergetisch zur Sache geht (und vor allem die Sounds der Gitarre die Songs so reich, satt und würzig machen), zwar sind das nur drei Tracks und die anderen 10 Tracks treiben sich überwiegend in der Spielzeit um 5 bis 7 Minuten herum - aber da passiert kaum weniger, nur sind die Tracks halt eher am Ziel. Beide CDs bringen es zusammen auf 93:49 Minuten Spielzeit. Danach wünscht man sich nur noch, selbst einer Show Layla Zoes beiwohnen zu dürfen und Stimme und Band live und in Farbe erleben zu können.
Erstaunlich, dass die Lady ihre Band so von der Kette lässt, wo doch ihre enorm starke Stimme und überhaupt insgesamte Präsenz im Mittelpunkt der Show steht. Aber alles, was sie loslässt und die Band wild einfängt und ausgibt, ist nur enorm grandios und hinreißend. Im Himmel hört Jimi Hendrix zu, hat Tränen in den Augen und liebt die Band!
Gut, dass Henrik Freischlader die Kanadierin Layla Zoe ins Boot geholt hat (und diese beeindruckende Arbeit bei der Produktion leistete!). Denn, mit Verlaub, gegen diese Konkurrenz kann sein ebenfalls sehr starkes aktuelles Livealbum nicht mithalten. Es ist die Stimme. Und es ist die Wildheit der instrumentalen Arbeit.
Mein Favorit: "Gemini Heart" (11:06).
Intensität - - -

cablecarrecords.com
VM



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