Bill Brovold & Larval "Surviving Death/Alive Why?" (Cuneiform Records 01/2007)

Bill Brovold ist nicht der Erfinder nervöser, schräger Musik, deren simple Harmonik auf den Nenner atonaler Punk-Jazz gebracht werden könnte. Aber im Einflussbereich von John Zorn und Genrekollegen hat der Gitarrist bereits einige CDs veröffentlicht. Larval ist ein großes, loses Kollektiv von Musikern, von Bill Brovold 1995 gegründet, dessen Mitglieder neben der Zusammenarbeit mit Brovold auch kleine Einzelgruppen oder unabhängig Projekte betreiben. In den zusammen 19 Tracks beider CDs haben insgesamt über 45 (!) Mitglieder des Larval-Ensembles mitgewirkt.
Die jüngste Larval-Produktion ist ein Doppelwerk, dessen beide CDs jeweils unabhängig voneinander produziert worden sind.
CD1 enthält das Studiowerk "Surviving Death", dessen Songs Alternative Rock, Punk, Jazz und minimalistische Strukturen miteinander verbinden. Die monoton rockende Grundstruktur, die sich über weite Strecken nur unwesentlich verändert erhält, ist Basis für quakige Gitarrensoli, fräsende Bläsersätze, Fusion-Keyboard-Untermalung und Blues-typische Variationen. Während schon die frischen Studioaufnahmen von erheblicher Nervosität und spielerischer Intensität sind, in denen die Songs in eine hypnotische Tiefe geraten, in der die Konzentration auf die vielschichtig arbeitende und quasi Jazz spielende Big Band sich in der Fülle der Harmonien und Disharmonien verstrickt, gerät die Aufmerksamkeit beim Hören der zweiten CD vollends baden. Live schliddert das große Ensemble in emotionale Tiefen. Da werden einmal Jazzphrasen zu hartem Rock oder psychedelische Verwirrungsspiele zu verinnerlichtem Lärm.
Doch das chaotische Spiel der Band erweist sich in der Gänze der Kompositionen als leidenschaftlich und begnadet. Zwar braucht es gute Nerven, Larval zuzuhören, ganz Zorn-Schule halt, doch die Erfüllung ist umso größer.
Um es im Cuneiform-internen Vergleich zu bringen: die Deftigkeit und jazzintensive Grandiosität Graham Colliers wird hier in keinem Arrangement erreicht, dafür reizen Larval subkulturellere Gelüste aus und kriechen durch die Untiefen punkiger Jazzvorstellungen, was Graham Collier nicht im Traum einfallen würde. Ich persönlich kann nur dem Jazz ganz erlegen sein, und Bill Brovold ist mir da, um das mal ganz emotional und verwirrend zu sagen, einfach zu unausgegoren.

cuneiformrecords.com
VM



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