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Kongh "Shadows of the Shapeless" (Trust No One Recordings, VÖ: 15.05.2009)
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Das schwedische Trio David Johansson (voc, g), Tomas Salonen (dr) und Oskar Rydén (b) legt zwei Jahre nach dem erfolgreichen Debüt ein zweites Doom-Werk nach, das Einflüsse aus der vertrackten Rockmusik der Siebziger zulässt und bisweilen gar eine gewisse jazzige Note fahren kann, wie zu Beginn des zweiten Tracks "Essence Asunder", das über 15 Minuten läuft und zuerst einen groovig jazzigen Rhythmus präsentiert, auf dem sich Country-gefärbte Gitarrensounds einfinden.
Die lichte, dezent proggige Spielweise legt ein paar intensive Minuten vor, bis tiefergestimmte Riffgitarren den Umbruch zur abgründigen Düsternis einleiten. Die entspannte, und auch schon metallische harte erste Phase machte sehr guten Eindruck, wie viel mehr die wüste Abgründigkeit mit der alles zermalmenden Dramatik! Und doch sind Kongh nicht diejenigen im Doom/Sludge, die den langsamsten Sound fahren. Das Trio weiß durchaus forsche und emotional aufgepeitschte Passagen zu geben und dabei trotz langsam verbleibendem Grundrhythmus geradezu hektische, rasante Akzente zu setzen.
Die 5 Tracks machen knapp 60 Minuten voll. Track 3, "Tänk På Döden", nur viereinhalb Minuten lang, für das Genre gerade erst ein luftiges Intro, hat eine folkloristische Note, zeitlos und stilunabhängig wirkt der Song. Das verhallte Gitarrenmotiv fließt episch langsam über den schweren, aber längst nicht knöchernen Rhythmus. Der Song könnte glatt als Klangbegleitung für Dokumentationen über nordeuropäische Wälder eingesetzt werden. Doom findet in diesem Track nur ansatzweise statt. Dafür ist das folgende, über 9 Minuten lange "Voice of the Below" eine für Doom geradezu hektische Komposition, die auf Disharmonien, Rhythmusbrüche und Black Sabbath setzt. Die Schwere des Themas und die Eleganz der instrumentalen Ausführung, die Ästhetik des Klanges und der düster-raue Gesang lassen vor Ehrfurcht erzittern. Ganz exzellent, dieses fabelhafte Stück wahrhaft harter, grandioser Rockmusik!
Der letzte Track baut sein episches Motiv wieder weit über 15 Minuten aus. Aber auch "Shadows of the Shapeless" scheint - zumindest für Doom - wenig langsam zu sein. Fast schon schleicht sich eine symphonische Note ein, nach der ersten Minute wechselt das Thema, progressive Bands hätten an diese Stelle ein Mellotron wirkungsvoll gesetzt. Kongh haben ihre Baustelle nicht weit davon entfernt. Doch dann, zum Ende der dritten Minute, fällt die Schnelligkeit abgründiger Schwere und tief-düsterer Langsamkeit zum Opfer, schleift die Band ihr Stück exzessiv über rauen Beton. Der Sludge-"Gesang" David Johanssons, hardcore-hart, rau und düster gebrüllt, ist leicht in den Hintergrund gemixt, wirkt eher als weiteres Instrument denn als Transport von Texten - die nicht zu verstehen noch im Booklet abgedruckt sind.
"Shadows of the Shapeless" ist ein ausdrucksstarkes Werk, dem Debüt ein exzellentes Follow-Up, das in Live-Atmosphäre gewiss noch einige rasante Verwilderungen bieten wird. Intensive Musik ohne gängige Mainstream-Anbiederungen von exzellenter Klangästhetik.
VM
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