Klaus König "Black Moments" (Enja Records 2002)

"Black Moments" ist eine ungeahnte Überraschung. Klaus König, begnadeter Jazzkomponist, hat sich Edgar Allan Poe vorgenommen und die schwer düsteren bis makabren Themen in entsprechende Musik verpackt. Die typische Jazz - Rhythmusfraktion hat er schon vor Jahren durch komplexe Takte trommelnde Rocker ersetzt, die den schwer zwischen abstrakten Jazzmotiven und hartem Rock tangierenden Stücken eine grandiose Basis geben. Das Klaus König Orchestra, bestehend aus 11 Bläsern, Mallets, Percussion, Harfe, 2 Gitarren, Bass und Schlagzeug, spielt komplex, druckvoll und virtuos und doch lyrisch verwegen, hingebungsvoll sanft und bis in die stillsten Töne mit feiner Nuancierung. Das läßt die Stücke eine emotionale Bandbreite von tiefer Melancholie über lässige Nonchalance, agressive Schärfe bis hin zu neugierigem Übermut erfahren. "Black Moments" funktioniert als Werk genauso, wie die einzelnen Parts wirkungsvoll sind. 8 "Interluden" trennen die "Songs", von denen etliche vom Gesang des britischen Mike Westbrook-Mitarbeiters und früheren Solid Gold Cadillac - Veredlers Phil Minton ausgestattet sind. Diese typisch britische, fast möchte ich sagen, canterburyanische Stimme könnte nicht besser eingesetzt sein. Ob nun im wundervoll lyrischen Modern Jazz von "A Dream Within A Dream", im sphärisch enthobenen Opener "Dream-Land" (der sich zum opulenten Rocker steigert) oder im disharmonisch-harten Jazzrocker "Alone", Phil Minton ist die perfekte Ergänzung zum fabelhaft eingespielten, technisch vorzüglichen Klaus König Orchestra. Das untypische und außergewöhnliche "Black Moments" ist kein leichtes Stück Musik, das sich nebenher offenbart. Die Vielfalt, Tiefe und Schönheit der Komposition, die Erfahrung der Musik ist von besonderer Natur. Vielschichtige Arrangements, von jedem vordergründigen Charakter frei, weit ausholend und doch knapp arrangiert, immer wieder Raum für lyrische oder expressive Soli lassend, bestimmen die Stücke mit Klarheit und Prägnanz. Vor allem die beeindruckend dichten, kompakten melodischen Muster, schnörkelfrei und doch verspielt, abstrakt und doch fassbar, licht und doch schwer, finden jederzeit einen traumhaften Ausdruck. Wie Klaus König zu dieser Musik gefunden hat, kann nur ein kreativ erschöpfender und befriedigender, aufreibender, vitalisierender und mitreißender Vorgang gewesen sein. Die Musik spricht von nüchterner Arbeit und fieberhafter Hingabe. Klaus König erwähnt in den Thank You´s unter anderem Type O Negative. Er hat sich von den Düster Rockern inspirieren lassen. Mich interessiert, welche Musik er schreiben würde, wenn er abstraktere, technischere Rockbands als Einfluss zulassen würde.

enjarecords.com

VM



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