King Of Agogik "From A To A" (sAUsTARK Records/superskunk music 2011)

Eine junge Dame von 6 Jahren fragte mich vor einigen Tagen forsch, warum ich denn um den Moorteich jogge, einmal im Kreis und wieder nach Hause, da könne ich ja gleich daheim bleiben. "From A To A". Der Weg ist das Ziel. Hans Jörg Schmitz alias King of Agogik meldet sich lautstark und autark wieder zurück. Seine vierte CD, über 77 Minuten lang, sammelt 13 Songs, allesamt instrumental, mit Voice-Samples, ohne Gesang. Der Meister selbst spielt allerlei Perkussion, diverse Schlagzeuge, zudem Keyboards, Gitarre und Bass. Das Großteil des neuesten Gesamtwerkes hat der König der Agogik wieder allein eingespielt, für einige Arbeiten hat er indes Gäste ins Studio gebannt, die an Gitarre, Bass, Mellotron, Oboe, Flöte, Saxophon und - Stimmen - Beiträge leisteten. Alle Stücke hat Hand Jörg Schmitz selbst komponiert und arrangiert. Alle Stücke, aber nicht alle Ideen. In den Songs sind Zitate und Anekdoten versteckt, die kaum zu zählen und die es zu entdecken gilt. Hausaufgabe für Übereifrige & Ganzgenaue.
Wer das Bandprojekt nicht kennt, denkt vielleicht unwillkürlich zuerst: die verheizen ja ihren Schlagzeuger! Bis das Mensch merkt: der Drummer ist der Heizer selbst - - -
Die Songs sind vom Schlagzeug aus erdacht und komponiert, das Schlagzeugspiel steht in voller Virtuosität im absoluten Vordergrund, ohne jedoch Komposition, Harmonien, Mitarbeiter und weitere Instrumente ins Off zu treiben, sondern die gebündelte Kraft forsch und in vielfachem Rhythmusbruch und -variieren anzuführen. Es passiert, dass ein Song in ambiente Lyrik fließt, tiefe Melancholie ihre dunklen Blüten treibt, leise Harmonien sich ausbreiten, ganz ohne Schlagzeug, in Keyboardharmonien, die wohlig und symphonisch episch schweben, um im richtigen Moment mit Kraft und Saft neu einzusteigen und das nächste Motiv donnernd und vital sprießen zu lassen. Die stilistische Vielfalt ist enorm. Die Skala beginnt in sanfter Stille und breitet sich bis in scharfkantigen Metal weit aus. Komplexität ist das Thema aller Themen. Manche Idee klingt etwas sehr donnernd, typisch deutsch, stampfend, hart, polternd, rumpelig, pompös und bombastisch, nur um an der nächsten Ecke über Gebirgsunwägsamkeiten zu stolpern; die Steine und Felsen sind riesig und darüber müssen die Ohren, um alles mitzunehmen. Keys und Schlagzeug sind die Hauptarbeitgeber der neuen Platte, von starkem Bass, der solistisch kaum auffällt und metallischer Riff- sowie solistischer Gitarre umgarnt und zu Wucht angehalten. Bombast kann in ungeahnte Höhen aufschwingen, Rockhärte wie Blasphemie dröhnend aus den Boxen wummern, auf nachvollziehbaren und doch verflixt komplizierten Melodielinien gehalten, die das druckvolle und keineswegs lyrisch mäandernde Keyboardspiel vorgibt. Und über allem steht das Schlagzeug, Buddha des Projektes, King of Agogik und die Fülle der pausenlosen Energie beeindruckt verrückt. Hier gibt es zu hören für zahllose Durchläufe, so viel ist hier perfetto verbaut, ohne dass die Songs zu voll oder falsch wirken, ohne gewollt oder angestrengt zu sein, dass zu sagen bleibt, "From A To A" sei nur unbedingt zu empfehlen. Die Minuten der Songs sind das Ziel.

schlag-das-zeug.de
king-of-agogik.com
VM



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