King Of Agogik "From A To A" (sAUsTARK Records 2011)

Er hat wieder zugeschlagen - und wie! Ich bin noch ganz benommen von den Klängen, die ich eben zum x-ten Male vernahm. Hans Jörg Schmitz dürfte ob dieses sonoren Meisterwerks ziemlich verschmitzt aus dem Off grinsen, denn das muss ihm erst mal jemand nachmachen: Bereits die vierte Solo-Veröffentlichung und von Mal zu Mal eine deutliche, im Vorhinein nicht möglich erscheinende Steigerung. (Zum Glück muss ich keine numerischen Benotungen mittels Punkten abgeben, denn inzwischen reichen meine Finger und meine Zehen nicht mehr aus.) Auch für die Aufnahmen dieser Scheibe spielte er fast alle Instrumente im Alleingang ein, nur Filius Phillip Schmitz (Gitarre), Dirk Wilms (Gitarre), Michael Elzer (Chapman Stick), Michael Kreutz (Bass), Erik Vaxjö (Mellotron), Gary Farmer (Bass), Peter Simon (Flöten, Oboe), Ralph Simon (Saxophon) sowie Alanda Scapes, Wendy Hirst und Gernot Jonas (Stimme) assistierten ihm gelegentlich. Die Musik stellt mehr denn je zuvor einen kunterbunten und zugleich wohlklingenden akustischen Gemischtwarenladen mit den Abteilungen Dream Theater, Flower Kings, Mike Oldfield, Pink Floyd, Frank Zappa, King Crimson, Genesis und Jethro Tull dar. LECKER!!! Neben dem sophisticoated "the odd times are even" drumming fällt besonders das saustarke Spiel von Michael Elzer auf, das mich frappierend an die fantastischen Soloalben von Mick Karn erinnert. Ebenfalls wieder enthalten sind Zitate aus bekannten Musikstücken (Rate mal mit Schmitz im Tal...) Ach ja, für die Prog-Langnasen: Es gibt zwei Longtracks, einen fast zweiundzwanzigminütigen und einen fast zwölfminütigen, die zusammen das Alpha und das Omega bilden, will schreiben in Form von "From A..." und "...To A" quasi als Klammer des Albums dienen, ihrerseits wiederum eingerahmt vom Prolog "12 B.C." (Gründungsjahr der Stadt durch die Römer unter dem Namen Antunnacum) und vom Epilog "NOW" (spricht in temporaler Hinsicht für sich selbst, denn now ist quasi zeitlos). Alle Stücke strotzen gerade so vor guten Einfällen - wo nimmt dieser Mann nur die vielen guten Ideen her??? Einmal gibt es sogar eine spoken word performance vermutlich in jiddischer Sprache zu hören. Sich völlig organisch entwickelnde Stücke mit teils liedhaften Strukturen entfalten tolle Spannungsbögen in wechselnden Stimmungen, die zueinander passen wie das über die Ohren gezogene Fell auf eine Trommel, damit letztere im Gehörgang gehörig um sich schlagen kann. Wenn die Musik über Kopfhörer in einem völlig abgedunkelten Raum goutiert wird, laufen vor dem inneren Auge unweigerlich Filmsequenzen ab und das nicht nur bei mit einem hohen Maß an Fantasie ausgestatteten Menschen. Also ran an die Scheibletten, denn Versuch macht kluch. Kein Zweifel: Hans Jörg ist als "Rock-Gog" der König des Landes Agog. Auch visuell wird wieder einiges geboten; das Artwork von Christian Fuhrmann ist ein echter Augenschmaus. Resümierend lässt sich also feststellen: "From A To A" ist das bis dato reifste Werk des Herrn Schmitz und ich bin schon jetzt gespannt, ob ihm mit der nächsten CD eine erneute Steigerung gelingen wird. Manchmal, ja manchmal frage ich mich allerdings ketzerisch, wie wohl manches Stück mit einem Sänger klingen würde, aber wir werden es wohl nie erfahren. Nun fehlt nur noch eins zu meinem Glück - das Projekt KING OF AGOGIK muss auf die Bühne.

schlag-das-zeug.de
king-of-agogik.com
Frank Bender



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