Kalles World Tour "The Black and White Album" (Gateway Music 2014)


Kalle ist wieder da. Zurück von der Welttournee, die er solo mit seinem Schlagzeug absolvierte, dabei an Kreuzungen, allen möglichen Ecken und Plätzen spielte. "The Black and White Album" ist die Reflexion der Welttournee.
Kalle Mathiesen spielt alle Instrumente selbst: Schlagzeug, Bass, Loopstation, Keyboards. Und er singt. Einen Chor hat er engagiert: Marie Ingerslev. Das Album hätte auch 16:8 heißen können. So ist es aufgebaut. 16 Tracks sind auf der 40:16 Minuten langen CD. Acht davon sind Songs, acht sind die sogenannte Formula.
Darin wird der Song erläutert, bekommt seine Story, mal auf dänisch, mal auf englisch, einmal auf deutsch. Da Kalle eine Menge verschiedener Stile nutzt und diese miteinander verbindet, kommen so unterschiedliche (neue) Stile zu Gehör wie Balipop (Balinese Folk Musik + Pop), Rusco (Russian Folk Music + Disko), Tibunk (Tibetan Folk Musik + Funk), Klaskhop (klassische Musik + Hip Hop), Blamba (Blues + Samba), Childretal (Death Metal + Kindermusik), Waitwerk (Tom Waits + Kraftwerk) und noch einmal Klaskhop (siehe oben).
Kalle klingt weder in den verrückten Songs noch in der erklärenden Formula aufdringlich oder blöd, sondern stets überzeugend - aus anarchischer Perspektive gesehen. Stilistisch würde ich noch eine Menge weiterer Schubladen dazu nennen: Pop, Rock, Prog. Das kümmert Kalle nicht. Er zeigt, dass das Denken und Schauen über eigene Grenzen und Schubladendenken hinaus bereichernd wirkt und viele Überraschungen bietet.
Am schönsten finde ich persönlich "Dikkedikkedik" - die Mischung aus Death Metal und Kinderlied. Auf der einen Seite die bösen, wilden Metalmonster, auf der anderen das kleine, zu beschützende Kind. Und beide machen zusammen abgefahrene Krachmusik. Gegensätze? Mehr Gemeinsamkeiten.
Genauso schräg gut: "I'm so happy I could cry", sehr flott, sehr ungewöhnlich. Klingt so, als wehte durch die Freitagabendkneipe am Nordpol, wo Kalle auftritt, ein heißer Wüstenwind.
Die Reise geht los in Dänemark, über Bali, Russland, Tibet, den USA, nach Brasilien zurück zum Wäschewaschen nach Dänemark über Berlin nach Rodding und weiter.
Trotz der ausgefallenen stilistischen Arbeit sind die acht Songs nicht unnahbar, sondern sehr gut nachvollziehbar. Instrumental sind unzählige Ideen zu finden, wie sie überwiegend im Prog zuhause sind, gut in die Songs gebaut, so klingt Klassik-Hip Hop, Pardon, Klaskhop instrumental reich und doch eingängig.
Kalle Mathiesen hat ein ausgezeichnetes Gespür für Songs, die sich nicht in herkömmlichen Gewässern aufhalten, sondern aus dem Pool des ganzen Planeten schöpfen und damit eine Weltmusik kreieren, die nicht nur ungewöhnlich und nie zuvor ausgeübt wurde, sondern gleichzeitig so wirkt, als wäre es das Natürlichste der Welt, eben diese Art Musik zu spielen.
Tipp!

dr.dk/musik/karrierekanonen/#!/Band/kallesworldtour
VM




Zurück