Kaipa "Angling Feelings" (InsideOut Music, VÖ: 18.05.2007)

Kaipa. Der unermüdliche Hans Lundin und sein 2002 wieder erwecktes Projekt. Ist wieder einmal seinen langjährigen Mitstreiter Roine Stolt losgeworden. Vermutlich ist es nicht einfach, wenn sich zwei komponierende Musiker, die gemeinsam eine Band bestreiten und sich Jahrzehnte kennen, in der Ausarbeitung ihrer Songs in die Haare kriegen. Kaipa war immer Lundins Baby, Roine Stolt ist gegangen, weil er die Auseinandersetzungen in der Zusammenarbeit nicht länger ertragen wollte. Die Arbeit war unfruchtbar und für beide kreativ ermüdend.
Der neue Gitarrist im ansonsten unveränderten Kaipa-Team ist Per Nilsson, ein alter Kumpel von Lundin, der Metal mit Scar Symmetry spielt (oder spielte…), und sich relativ unauffällig einbringt und neben dem Keyboardstrotzenden Lundin fast untergeht.
Ansonsten gilt: Kaipa klingt fast wie stets seit 2002. Die Kompositionen sind wieder einmal etwas schlichter und eingängiger geworden, haben aber immer noch dieses typisch Schwedische, den Sound der symphonischen Bands aus Uppsala, vor allen dieser einen, die hier nicht erwähnt sei. Die Songs sind kürzer geworden, zwei Longtracks tummeln sich zwischen 8 anderen. Und obwohl Mellotron-Samples, Keyboards, die übliche komplexe Songstruktur und witzige ausgeflippte Instrumentaleskapaden zu hören sind, bleibt der Gesamteindruck doch relativ flach. Das liegt auch daran, dass so ein Stück wie "Solitary Pathway", ein relativ harmloser und eher nervender Poprocker, überhaupt auf der CD gelandet ist. "Path Of Humbleness" und "Where's The Captain?" hingegen sind wohl gelungen, raffiniert und mitreißend arrangiert und gespielt. Viele Songs haben kleine Extravaganzen und ausgefallene interessante Parts, aber vieles auf "Angling Feelings" war in derselben Form oder in ähnlicher Variante bereits vorher von Kaipa zu hören gewesen.
Die Band macht ihre Arbeit technisch sehr gut, vor allem Morgen Ågren (dr) und Jonas Reingold (b) sind ein äußerst vitales Rhythmusteam, dass sich abseits von der Einnahmequelle Kaipa mal zur avantgardistischen Probe treffen sollte, die Inspiration der beiden Musiker und ihr technisches Handwerkverständnis dürften ein gutes Stück zusammenpassen. Patrik Lundström gibt dem Hauptteil der Lyrics seine Stimme, was ihm auch in den heikelsten Stücken keinen Stress bereitet. Aleena Gibson, wie die Dame mittlerweile mit Nachnamen heißt, bringt sich vital ein, ohne so kraftvoll klingen zu können, wie Lundström.
"Angling Feelings" zeigt Kaipa trotz Gitarristenwechsel (und nicht zu unterschätzendem Einflusswegfall) relativ unverändert. Auch wenn einige tolle Songs auf der CD sind, zeigen sich starke Abnutzungserscheinungen. Hans Lundins Keyboardspiel steht stark im Vordergrund, der neue Gitarrist ist kaum zu hören, eine Zumutung geradezu.
Gesetzt den Fall, die Songs wären um ihre langatmigen Parts gekürzt und Nummer 6 weggeschmissen worden - vielleicht wäre die CD auf 35 bis 40 Minuten gekommen, was bedeutet, dass Kaipa, dass Lundin noch nicht soweit waren, ein neues Werk vorzustellen. So bleibt die Erkenntnis, dass die Tristesse ein zweites Mal Eingang in die Band hält. 1978 und 2005. Schade um die fabelhafte Arbeit der Crew.

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VM



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