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Johannes Luley "Tales From Sheepfather's Grove" (My Sonic Temple 2013)
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Erinnert ihr euch an das titellose Album der amerikanischen Symphonic Rocker Moth Vellum? 2008 wurde die fabelhafte Platte veröffentlicht. Das ist lange her. Die Band gibt es nicht mehr - obschon es damals wohl mehr Material als für ‚nur' ein Album gab. Was die drei Viertel der Bandbesetzung heute machen, die hier nicht beteiligt sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Sind sie weiterhin als Musiker aktiv?
Allein der aus Deutschland stammende Johannes Luley legt nun ein Album vor, der Multiinstrumentalist spielte fast Sämtliches selbst ein, Gäste waren als Sänger(innen) beteiligt, sowie mit dem partiellen Einsatz an der Konzertharfe. Eingespielt, aufgenommen, gemixt, gemastert: Johannes Luley.
Die Auflistung der von ihm gespielten Instrumente erinnert an frühe Mike Oldfield Platten, nicht nur in der schier unglaublichen Vielzahl und Unterschiedlichkeit der Instrumente, unter denen einige exotische zu finden sind: Cuatro, Santur, Marquesan Ukulele, Bodhran - und vielfache Perkussionsinstrumente, allein kein Schlagzeug. Obschon das Album sich stilistisch (überwiegend) im Symphonic Rock bewegt und darin kein Manko hinterlässt, gibt es kein ‚herkömmliches' Schlagzeug.
Nun, herkömmlich ist an "Tales From Sheepfather's Grove" nichts. Weder die Kompositionen, noch die Arrangements, nicht die stilistische Auslegung - und doch gibt es vergleichbare Ansatzpunkte, am stärksten fallen mir die Attribute auf, die an die Briten YES erinnern, hier und da, und andere, die auf - Mike Oldfield verweisen.
Das in limitierter Auflage neben der regulären CD-Version auch als LP angebotene Album enthält 8 Songs, die sehr leicht und licht klingen, friedlich und sanft, hell im Klang, lyrisch im Ansatz, ohne besonders lieblich oder süßlich zu wirken. Etliches ist sehr liedhaft, ohne dem allgemeinen Mainstream nahe zu sein. Eher als zur für Symphonic Prog typischen Rockmusik zu tendieren, geht "Tales From Sheepfather's Grove" gen Weltmusik. Die akustisch geprägten Arrangements wie die symphonisch elektrischen haben eine starke Weltmusik-Nähe, ohne dabei einer ‚echten' Folklore oder einem Landstrich auf dem Planeten nahe zu sein. Weltmusik ist der ‚gefühlte' Begriff.
Das eröffnende "Stab the Sea" sowie die "Suite: Atheos Spiritualis" haben partiell starken Musical-Charakter, so klingen die entsprechenden Passagen wie YES für Kinder, oder wie der romantisch schöngeistige Soundtrack zu einem Zeichentrickfilm im Urwald. Das musikalische Märchen wirkt im Booklet wie auf dem Cover nach, die lyrischen Texte und ihre Botschaft entsprechend. Alles ist positiv - und das meine ich nicht abwertend, weil kitschig oder schlicht. Ganz im Gegenteil, die inspirierte und inspiriert komponierte Musik, die kleinen und großen Songs sind reichhaltig, vielschichtig, kraftvoll und intensiv. Leise akustische Partien werden von perkussionsreich wuchtigen Instrumentalflächen ergänzt.
In allem ist der Klang der Aufnahmen von hinreißend erlesener Qualität. Und obschon hier gewiss ein Perfektionist am Werk war, wirken weder die harmonisch warmen Akustikstücke noch die kraftvollen Symphonic-Percussion-World-Instrumentalepen totgearbeitet, hat alles diese angenehme, intelligente Lyrik, und großen Tiefgang.
Gewiss werden die ‚Schrägsters' der Progressive Rock-Szene weniger mit Johannes Luleys "Tales From Sheepfather's Grove" anfangen können. Dafür ist alles, jeder Ton des Albums zu schön, licht - und berührend kindlich (und nicht kindisch). Wer indes schöngeistigen, mitunter fast orchestralen und unschlagbar positiv gedachten und gut gelaunten, übermütig fröhlichen und doch nachdenklich dunklen Symphonic Prog mag, wie er wohl selten nur zu finden ist, kann dieses überraschungsreiche Album unbedingt mögen, und gleichzeitig seine Kinder für anspruchsvolle Musik begeistern.
Vielleicht ist "Tales From Sheepfather's Grove" das sanftmütigste Symphonic-Album abseits kitschiger Süßlichkeit. Besonders ist es.
Mysonictemple.com
Johannesluley.com
VM
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