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Jason Robinson "The Two Faces Of Janus" (Cuneiform Records 2010)
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Jason Robinson ist Mitglied in zahllosen Kapellen, Ensembles und Projekten. Trummerflora (als großes, loses Improvisations-Ensemble) und Cosmologic (als konkrete Band) sind nur zwei Beispiele für seine vielfache und vielseitige musikalische Arbeit. Auf Accretions Records sind einige seiner Alben und Platten, an denen als Sideman er beteiligt war, veröffentlicht worden. Das Gros beinhaltet freie Improvisation, von Jazz bis Avantgarde, Phonographer Aufnahmen im Mix mit Jazz, Electronic, stilübergreifend teilweise in den Rockbereich hinein oder in die Neue Musik. Doch was "Two Faces Of Janus" anbietet, ist intensiv und kraftvoll gespielter Modern Jazz.
Im Dezember 2009 lud Jason Robinson (ts, ss, a-fl) die erlesene Crew Liberty Ellman (g), Drew Gress (b) und George Schuller (dr, perc) sowie Marty Ehrlich (as, b-cl) und Rudresh Mahanthappa (as) ins Studio, gemeinsam 10 seiner Kompositionen einzuspielen. Die Band zeigt sich im Resultat enorm locker und frei gespielt, geht lebhaft aufeinander ein, spielt sich die Bälle zu, greift in ausgedehnte Improvisationen über, gibt sich abstrakter Tonalität lyrisch bis energisch hin, baut die strukturierten "Songmotive" ins freie Feld aus und kehrt stets auf die satte und fundiert groovende, lockere und komplex vitale Swing-Basis zurück, auf der die Bandinterplays ihre farbenfrohen Soli entwickeln. Die drei Bläser und der (elektrische Gitarre spielende) Jazzgitarrist bauen den melodischen Raum kreativ und experimentell aus, nie verliert sich der Faden, enorm, wie die Melodiker sich in verknorpelte Minimalismen verdrücken, um mit kreischenden Sägesaxophonen in die Weite zu explodieren.
Die Rhythmuscrew lässt sich indes nicht auf Basisarbeit beschränken und feuert mit energischer Rasanz die Energie im Bandinterplay hoch, kocht aufgebrachte Energie bis an die Grenze und donnert vertrackte Takte, Bassist Drew Gress, zwar zurückhaltend, aber keineswegs ohne Ideen, zaubert so manche verflixt grandiose Note, gibt Soli in Off und Front, oder stellt den Bläsern die dynamisch federnde Bodenhaftung, auf der sie ihr lyrisch expressives Spiel ausbauen können.
Die Band schätzt eine gewisse zurückhaltende Lässigkeit und balladeske Eleganz, die den radikalen und bisweilen erheblich "schrägen" Soli und freien Improvisationen erstaunlich gute Basis und Rückzugspunkt sind. Dabei bleibt es gewiss nicht, immer wieder entwickeln die in der Band gespielten Melodiestrukturen eigene Dynamik, die jeden Einzelnen mitnimmt und die Energie für die Musiker wie die Hörer spür- und erlebbar macht.
Besonders gelungen finde ich das aus der umfassend grandiosen Qualität herausragende "Tides Of Consciousness Fading", dessen 10 Minuten kaum zu spüren sind, so gut fließt der Sound. In allen Stücken sind markante und hinreißende Soli zu hören, die Kompositionen sind exzellent, die Band nicht minder.
Musik hat kein Ende. Jazz hat kein Ende.
jasonrobinson.com
cuneiformrecords.com
VM
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