Joel Rivard - Allessandro Benvenuti - Milan Polak "J.A.M." (LNR Records 2004)

Seit einigen Jahren ist Jazz-Fusion wieder auf dem Vormarsch. Eine gute Sache, denn diese äußerst technische, zumeist völlig instrumentale Musik ist ein Aushängeschild qualitativ hochwertiger Kunst. In der heutigen Zeit wichtiger als je zuvor. Und aus allerlei verschiedenen Stilrichtungen zieht es Musiker, zumindest einmal, in diese Richtung. Da spielen plötzlich Metaller oder Popper diese für ihren bekannten Namen ungewöhnliche Musik mit einer Hingabe, die man nie zu glauben gewagt hätte.
Auf der anderen Seite aber bringt die Fülle der Veröffentlichungen auch ein Erschlaffen des Publikumsinteresses mit sich. Da zählen dann nur noch die besten Musiker, die besten Scheiben. Und so mancher redet bei einfacheren Platten von "Gitarrengewichse" oder schlimmerem.
J.A.M. ist eine CD, die von drei begnadeten Musikern eingespielt, genau zwischen diesen Polen steht. Zum einen ist das Gitarristen-Trio äußerst begabt. Joel Rivard, Alessandro Benvenuti und Milan Polak rocken hart und geben die Komplex-Kante, rasen durch instrumental schwieriges Land und meistern jede noch so unübersehbare Stelle. Als Background - und natürlich viel mehr, wie es die komplexe Musik erfordert - hat das Trio sich weitere ausgezeichnete Musiker ins Studio geholt. Lale Larson und Gian Marco Benvenuti am Keyboard, Peter Schönbauer und Francesco Cecchet am Bass, Florian Holoubek und Armando Croce am Schlagzeug bieten das volle Programm. Wieder einmal gilt: hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Hauptaugenmerk liegt auf den Gitarrensoli, die im Booklet sekundengenau mit Solisten angekündigt sind. Das ist schon ein Hinweis darauf, dass die Produktion, so fabelhaft sie ist, auch einen überdrehten Hang zur absoluten Genauigkeit hat und sich selbst damit den Saft runterdreht.
Die 9 Songs der CD sind niemals langweilig oder schlecht, aber in einigen Parts zu rasant (das gibt es wohl!). Die flinken Finger finden kein Ende und düsen im Sauseschritt dahin, ohne sich um alles weitere Gedanken zu machen. Das trifft hier und dort einen Song im Mark und macht ihn anstrengend. Zudem sind einige der Stücke etwas sanft bis seicht und dämmern beschwingt dahin, dass ich leicht in den Schlaf rutsche. Nun, das dann doch nicht. Nein. J.A.M. bleibt auf der positiven Seite, weil ihre Jazzintonationen gut durch fetten Rock abgesichert werden. Wenn es leiser wird, kommen die bösen Wörter auf, das bleiben Ausnahmen und das ist gut so. Durchwachsene Scheibe, die für Jazzrocker und alle, die es werden wollen, trotzdem interessant ist.

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VM



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