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Jake Playmo "my favourite toys" (Ozella Music 2007)
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Jake Playmo ist die Band des norddeutschen Saxophonisten und Außenansicht-Rock'n'Rollers Jan Klare. "my favorite toys" stilistisch zu greifen, ist schwer. Die 8 Songs sind kaum so etwas wie eine homogene Einheit. Da treffen Avantgarde Jazz, Psychedelic Rock, Pop, Dancefloor, Smooth Jazz und viel mehr in progressiver Melange auf jeweils unterschiedliche Weise aufeinander, dass jeder Song eine neue Weite öffnet. Für Schlagzeug-Fetischisten wird gleich klar, wo der ‚Pop'-Anteil u.a. zu finden ist: zwar trickst aller Rhythmus mit verflixten Komplexen herum, gibt sich dafür allerdings gern von der Billig-Rhythmusmaschine, in Klang wie Dimension. "Matel" als eröffnender Siebenminüter erweist sich als ordentlich schräger Stoff, der, kindlich und popbeduselt, Achtzigerjahrerhythmusmaschinensound bevorzugt.
Vielleicht ist Jake Playmo nur der Spitzname des Saxophonisten Jan Klare, rückseitig ist die hier aktive Band neben ihm als ‚Das böse Ding' angegeben. Und dazu gehören neben dem Chef (sax, fl) Organist Martin Scholz, Bassist Hartmut Kracht und Schlagzeuger Wolfgang Ekholt, in den einzelnen Songs tummeln sich verschiedene Gäste, diese krassen Songs aus anfänglicher Unverfänglichkeit in schwere Gewässer zu bringen und Elektropop, Hardrock, Lala-Gesang und unwägbare Psychedelic-Elektronics lustig und in jedem Fall überraschend zu vereinen (‚Revel').
Eines ist allen Songs gleich: hier ist nichts gewöhnlich, wenn auch Tastenklänge, bestimmte harmonische Muster und manche Ideen bekannt wirken. Was daraus wird, in den 5 bis 8 Minuten der 8 Tracks, ist das Markenzeichen der favoritisierten Spielzeuge. Gewiss steckt überall viel Jazz drin, aber kaum, wie man ihn kennt. Doch die Songs und ihre verzwickte, vergnüglich überraschende Struktur lassen wissen, dass Jan Klare sich im Genre auskennt, zwischen Pop und Jazz jede Menge Musik, Musiker und Stile kennt, zwischen Modern Jazz, Fusion, Post Bop und No Wave und alles, was aus dem gängigen Bereich kommt. Seine Handschrift vereint gekonnt wie frappierend Anspruchsvolles mit Billigem und macht daraus verrückt netten (überwiegend instrumentalen) Popjazz, der mal auf forschem Dancefloor, melancholisch mit dunkler Damenstimme oder in schweren Tastenorgien daherkommt.
Eines machen die 51:07 Minuten des Albums gewiss: neben allem musikalischen Humorverständnis und kompositorischer Kreativität ist Jan Klare ein exzellenter Saxophonist mit Spiellust. Der knapp 7 Minuten lange Videotrack als - ungewöhnliche - Präsentation des Musikers schon macht klar: hier nix gewöhnlich. Jazz-Spielplatz zum Toben und Basteln.
janklare.de
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VM
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