IZZ "Crush of Night" (Doone Records, 11.05.2012)

"Crush of Night" ist der zweite Teil des auf drei Alben angelegten Themenkomplexes nach "The Darkened Room" (2009). Seit 1998 ("Sliver of the sun") ist viel geschehen und IZZ gehören zu den Vorzeigebands im melodischen Progressive Rock modernen Zeitgeistes, der sich aus der Klassik der Szene speist. Immer wieder legen sie hochqualitative Alben vor. Die Band hat nicht die Bekanntheit wie die Flower Kings oder Spock's Beard, zweifellos gehören sie indes genau in diese Kategorie. Und ganz persönlich muss ich sagen, dass die Amerikaner IZZ nicht diesen poppigen Kitsch produzieren, den beide genannte Bands in ihren schlimmen Momenten und Songs geben. Wenn IZZ poppig sind, dann trotzdem anspruchsvoll und mit stringenten Arrangements. Auf unnachahmliche Weise vereinen IZZ liedhafte Eingängigkeit und instrumentale Komplexität zu starken, energischen Songs, die forsch und straff arrangiert und vital eingespielt sind, ohne, wie oftmals im Prog-Gewerbe, auf lange Songs mit vielen Songlängen starr fixiert zu sein. Und wenn sie lange Stücke haben, dann, weil das musikalische Material das hergibt.
Paul Bremner (g), Anmarie Byrnes (voc), Brian Coralian (e-dr, acc-dr, perc), Greg DiMiceli (dr, perc), John Calgano (b, g, voc) und Tom Galgano (keys, voc) haben sieben Tracks auf "Crush of Night". 4 knackfrische Songs, sehr melodisch, eindrucksvoll, hier schön hart und rasant, da nachdenklich und melancholisch, eröffnen die CD. Ihre raffinierten Chorgesängen haben Charakter und Flair, sind ein virtuoser Teil der Songs - und wenn Refrains Anteil an einem Song haben, dann weder billig noch öde. Der, über die Alben schon typisch gewordene, Gesangstil der Band setzt weiterhin auf diesen nachdenklich lyrischen Ton, dem die instrumentale Band dramatisch forcierende Themen unterhebt. Manche Keyboardsounds gefallen mir nicht, überzeugen mich nicht. Deren Anzahl ist zum Glück nicht ausgeprägt.
Kernstück des Albums ist die 26 Minuten umfassende Suite "Crush of Night", die in zwei 13 Minuten lange Parts unterteilt ist. Alle Facetten IZZ-typischer Elemente kommen zum Tragen, instrumental abenteuerliche Fahrten fließen in liedhafte Vokalparts. Überwiegend geht es elegant und nachdenklich zu, was nicht heißt, das die Band nicht schön vital und heftig rocken kann. Die Hauptthemen der Komposition sind trotz aufwendiger Struktur verflixt gut arrangiert und von lässiger Eingängigkeit. Schon erstaunlich, wie gut IZZ ihre Songs geben, ohne dass diese schlicht oder banal klingen. Ganz im Gegenteil stecken selbst in den poppigsten Partien noch raffiniert extravagante Motive. Zuletzt folgt ein weiterer kurzer Track, dynamisch und lebhaft, und mitreißend. "Crush of Night", das IZZ mit Gast Gary Green, dem einstigen Gitarristen der verblichenen Proggötter Gentle Giant, einspielten und der neben seinem Gitarrenspiel auch eigene Ideen mitbrachte, wirkt auf Anhieb nicht so stark und überzeugend wie "I Move" (2002) oder "My River Flows" (2005), doch müde und ausgebrannt klingt die Band nicht. Die Songs brauchen etwas länger, zu überzeugen, vielleicht, weil mir der Stil der Band, der aus allen ihren Songs strahlt, so sehr bekannt und vertraut ist. Doch schließlich wirkt das Vitamin und die Einzelteile machen das Ganze lebendig.
Immer wieder für erlesene Progressive Rock Überraschungen gut.
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VM



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