Izz "My River Flows" (Doonmore Music 2005)

Ich gebe es zu, ich bin ein Fan der ersten Stunde. Schon "Sliver of a Sun" mit dem faszinierenden "I Get Lost" hatte es mir angetan. "I Move" spülte mich ganz weg, allein das fabelhaft poppige "Spinnin' Round" riss mich voll vom Hocker. Ok, "Ampersand Volume One" war nur als Überbrückung gedacht, hatte aber seine Momente.
Und jetzt ist "My River Flows" produziert worden. Der erste Hördurchgang tat sich schwer, schon mal ein gutes Zeichen, dass die Band nicht in leichten Gewässern angekommen war, denn den Hang zu melodischem Liedgut hatte sie bereits seit 1998, dem ersten Release. Die Gitarren rocken gleich schön hart und ab dem zweiten Hördurchgang tun sich die vitalen und gar schrägen Inhalte auf, die schon bisher das Mark der Songs von Izz waren.
Acht Tracks gibt es auf der CD, nichts davon ist typischer Progressive Rock. Izz sind markant. Etwa wie Spock's Beard es waren und wie die Flower Kings es sind. Die nicht mehr ganz jungen, aber noch lange nicht alten Musiker Tom Galgano (key, voc), Paul Bremner (g), Greg DiMiceli (acc-dr), Brian Coralian (acc-dr, e-dr, perc), John Galgano (b, voc, acc-g, g, p), Annmarie Byrnes (voc) und Laura Meade (voc) sind nicht nur technisch sehr begabte Instrumentalisten und handwerkliche Virtuosen, sie zeigen viel Inspiration, Einfühlungsvermögen in das Bandgeschehen, Sinn für ausgefeilte Ideen und Lust auf kraftvoll rockendes und zudem komplexes Spiel. In "Late Night Salvation" treten die beiden Schlagzeuger Greg und Brian solistisch einige Minuten gegeneinander an, das hat einen Hauch von Jamrock, wie ihn The Allman Brothers Band spielt.
Die Songs haben raffinierte Harmonien, von Keyboards und Gitarren gespielt, die Gesanglinien, nicht nur wie in "Rose Colored Lenses" sind wunderbar ausgewählt, John singt die Melodie und Laura steht mit lautmalerischern Vocals darüber, die Gesanglinie findet eine knifflige und hinreißende Auflösung. Das ist grandios - und sehr unterhaltsam.
Das Spiel der Band ist sehr abwechslungsreich. Es gibt keine ausgedehnten Instrumentalteile, in denen ein Instrument über Minuten das Sagen hat. Eher greifen die einzelnen Musiker mit ihren Ideen ineinander und machen aus den Songs, den langen wie den kurzen, hinreißende Paradebeispiele für modernen Progrock.
Der verschleppte Beginn von "Deception" ist faszinierend, die Ausarbeitung des Themas von großer Kunst. Die leisen Harmonien in "Crossfire" sind ineinander verflochten, als könnte es anders nicht sein, mir scheint, ich kenne den Song bereits mein ganzes Leben. Dann setzt die Band eine Beatles-Harmonie ein und der lautmalerische Gesang entführt ganz tief.
Nicht zuletzt der Longtrack "Deafening Silence" mit seiner vielseitigen Natur und seinen etlichen Themen, die locker und frisch ineinander greifen, ist allein hinreißend.
Lieber Babyblauer Fix Sadler, ich glaube, Du irrst - höre die Platte noch einmal und immer wieder. Die Musik ist grandios wie die Musiker.

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VM



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