Iona "Live in London" [DVD] (Open Sky, April 2006)

Für den Sommer 2006 ist ein neues Studioalbum von Iona angekündigt, das erste seit 6 Jahren. In der Zwischenzeit hat Sängerin und Keyboarderin Joanne Hogg zwei Kinder geboren, Gitarrist Dave Bainbridge ein exzellentes Soloalbum und mit Troy Donockley ein ambientes Werk eingespielt und veröffentlicht.
Die DVD mit dem Hauptprogramm, live in der verregneten Nacht am 18. November 2004 in London, The University, aufgenommen, ist beeindruckend. Iona spielen wundervolle Tracks zwischen Filmmusik und Symphonic Prog. Das sind klassisch gefärbte Folkstücke, die sie mit Symphonic Rock verweben und daraus eine spannende Musik machen, die vor allem dann ihre stärksten Momente hat, wenn Troy Donockley lange Soli auf Low & Tin Whistles spielt und Dave Bainbridge zu ausführlichen Gitarrensoli ansetzt. Joanne Hoggs Stimme ist ebenso klar und gänsehauttreibend wie ihr ambient-symphonisches Keyboardspiel, das neben den melodischen Hauptinstrumenten Gitarre, Bouzouki, Whistles und Uilleann Pipes für die Stimmung im Untergrund sorgt und den vitalen Tracks den Boden hält, auf dem die anderen Musiker fliegen. Bassist Phil Barker ist die Ruhe in Person, er setzt neben der rhythmischen Unterstützung für das Drumset gern auch mal melodisch-markante Punkte. Schlagzeuger Frank van Essen, der nicht ganz unwesentlich auch exzellent Violine spielt und damit das Folkflair betont, arbeitet sich mit komplexem, melodischem und perfekt differenziertem Spiel durch.
Bei Iona reicht ganz wenig. Joannes Stimme und Keyboardharmonien. Die melancholische Stimmung, die auch in aufgebrachten Momenten bestehen bleibt, ist ganz besonders in dieser Band; ein ätherischer, ambienter Sound, tief lyrisch und sanft, melodisch klug und dabei sehr unterhaltsam. Aber Iona geben nicht ganz wenig. In den schweren und langen Gitarrensoli flippt die Band heftig aus, rockt vital und mitreißend. Der tiefste und innerlichste Eindruck vermittelt sich jedoch in Troy Donockleys Spiel der Folkinstrumente.
Die Band hat drei ganz speziell ausgebaute Seiten: die ambient-symphonische Stimmung, das klassische Folkflair, das in seinen besten Momenten wie Jazzrock klingt, sowie die emotionalen Höhenausbrüche der außergewöhnlichen Gitarrensoli. Dazu die nicht nur singende, sondern auch atmosphärisch und lautmalerisch eingesetzte Stimme von Joanne Hogg - eigentlich müsste die Band große Hallen füllen, zumal die Musik nicht unbedingt nur extrem komplex, sondern sehr gefühlvoll und emotional ausbalanciert ist.
Neben der Haupt-DVD mit dem über 100 Minuten langen Konzert gibt es eine weitere mit Special Features: wie das Hauptkonzert ist das etwa 30-minütige akustische Set, das größtenteils auch elektrisch ist (Keyboard, Bass und Verstärkung der Instrumente) teilweise in Farbe, teilweise in Schwarz-Weiß mit 5 Kameras eingefangen worden. Auch hier gilt: professionelle und tolle Kameraführung, guter Schnitt und Mix, die schwarz-weißen Passagen haben oben einen weißen Strich, das stört jedoch nicht besonders unangenehm, weil das Bild sowieso viel Weiß enthält. Den Stereo und 5.1 Surround Mix hat John Kellogg (Deep Purple, ELP, Chicago, Foreigner) ganz fein werden lassen; eine Freude, diesem großen Werk zu lauschen. Weiterhin ist ein etwa halbstündiges Interview mit allen Musikern enthalten, in dem sie die lange Pause erklären, auf die Geschichte der Band und die Freundschaft der Musiker untereinander eingehen, eben aus dem Leben der Band erzählen.

iona.uk.com
myspace.com/ionauk
VM



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