Introitus "Elements" (Progress Records, VÖ: 21.03.2011)

Nach dem 2007er Debüt "Fantasy" legt die Familiencombo aus Schweden ein neues Album vor, das, ja, typischen modernen Retro/Neo Prog enthält. Chef Mats Bender ist ein illustrer Keyboarder, der kurze ambiente und deftig rockende ausufernde Epen mit ideenreicher Hand zu führen weiß. Drei weitere Bender sind in der Band, Chanteuse Anna Jobs, Perkussionistin und Keyboarderin Johanna und Schlagzeuger Mattias. Der Rest der Crew sind Non-Benders: Henrik Björlind (g, fl, keys), das Longhair-Duo Pär Helje (lead g, back voc) und Dennis Lindquist (b). Und dann gibt es noch Gast Stefan Ekedahl (ce), der nur im abschließenden "Soulprint" zu hören ist.
2005 gründete das Ehepaar Mats und Anna Jobs Introitus, nachdem sie das Projekt über Jahre als Hobby betrieben hatten. Die Band wird mit Glass Hammer, Kaipa und Pink Floyd verglichen und zumindest die ersten beiden Vergleiche sind perfekt treffend. In Rockparts legt die Band zumindest ebenso gut los wie aktuelle Kaipa (gibt es die noch?), elegische Partien sind hingegen elektronischer und weniger folkig als bei letztgenannter Kapelle, da trifft Glass Hammer genau.
Die Songs sind aufwendig komponiert, es passiert viel. Stilistisch zwischen Electronic und Symphonic Prog aufgebaut, kann die Band ordentlich hart rocken und dabei symphonischen Breitwandsound auffahren oder mit fast metallisch harten Gitarrenriffs für deftigen Sound sorgen. Die nachdenklicheren Partien sind nicht weniger ansprechend, zarte Elegien haben Charakter und Emotion, da waren Musiker am Werk, die wussten, was wie zu tun ist. Die Platte ist handwerklich-technisch gut eingespielt, und wenn mal etwas an der ursprünglichen Erstaufnahme gehapert haben sollte, haben die überaus präsenten Keyboards (samt Basspedals) jeden denkbaren Ausweg gefunden - was jetzt nicht bedeuten soll, das dies vorgekommen sein muss, sondern nur den Dauerdruck der überaus aktiven Keys erklären soll.
Missfallen erregt nicht der Gesang Anna Jobs', sondern die teilweise arg an Schlager gehaltenen Gesangsarrangements, vor allem, wenn ihre Stimme gedoppelt wurde und die Harmoniefolge deutlich überzuckert und viel zu süßlich klingt. Wäre da nicht die Rockband, mit leichtem Kitschinstrumentariumshintergrund könnte dies auch anders funktionieren. Also: der Gesang braucht abstraktere Linien, weniger Liedhaftigkeit, weniger Lieblichkeit und Zucker, mehr Charakter und Schärfe. Die Stimme der Dame indes ist hervorragend ausgeprägt, wenn auch gewiss eher nicht als Rockröhre zu bezeichnen. 9 Tracks sind auf der CD enthalten, die zusammen 66 Minuten voll machen. Zwischen 5 ausgedehnt langen Kompositionen stecken vier ambiente Instrumentalstücke, die zwischen anderthalb und zwei Minuten lang sind und die vier Elemente Erde, Wind, Feuer und Wasser bezeichnen. Eine lange Rille, "Restless" mittendrin, mit 8:14 die kürzeste lange Nummer, ist ebenfalls ein Instrumental, in dem es gut und deftig zur Sache geht. Vor allem die Rocker in der Band haben hier das Sagen, natürlich nach Vater Mats, der nicht nur der Komponist der meisten Tracks ist, sondern stets mit den Tasten an der Front steht. "Restless" indes stammt vom Drummersohn Mattias, seine Mum darf zuhöchst mal lautmalerisch aktiv werden, die progressive Nummer hat Elegie und Rasanz und knackt gut.
Immer wenn die Band ins Instrumentale gleitet, werden Arrangement und Ausdruckskraft der Tracks deutlich besser, in den vokalen Partien indes geht es zumeist sehr liedhaft und lieblich zu, nur zwischendrin drückt die Band kurz auf die Tube.
Während Old School Freaks der Kapelle wohl eher wenig abgewinnen werden können, darf die Melodiefraktion der Symphoniker sich auf ein kurzweiliges und knackfrisches Album freuen, das neben erheblich Licht auch rührseligen Schatten präsentiert.
Gesangslinien bitte überdenken!

introitus.se
progressrec.com
VM



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