Traumhaus

+++ Interview mit Alexander Weyland +++


                               


1. Sag bitte zuerst etwas über Deinen musikalischen Werdegang. Wie bist Du zur Musik gekommen, bist Du ‚studierter' Musiker, wie fandest Du Deinen ganz persönlichen Stil, was beeinflusst Dich als Musiker - und welche Musik?

Dass ich musisch begabt bin, zeigte sich schon recht früh daran, dass ich sehr zum Leidwesen meiner Mutter ein großes Interesse an ihren Kochtöpfen entwickelte, jedoch weniger zum Kochen als zum Entwickeln meines ersten Drumsets! Danach begann ich eine klassische Ausbildung an unserer ortsansässigen Kreismusikschule. Hier erlernte ich zunächst Xylophon, Blockflöte und landete dann schließlich im Alter von 6 Jahren am Klavier. Im späteren Jugendalter nahm ich auch noch einige Stunden Gesangsunterricht. Der musikalische Einfluss änderte sich natürlich analog mit meiner eigenen persönlichen Entwicklung. Zunächst waren es in frühster Jugend die Beatles welche mich maßgeblich beeinflussten, insbesondere die späteren experimentierfreudigeren Alben. Dann zog es mich eher in die Alternativerichtung und ich hörte viel Grunge und 70er Hardrock. Später waren es vor allem die "progressiven" Bands der 70er, insbesondere natürlich King Crimson, Gentle Giant, Genesis, Pink Floyd, Yes, Zappa, etc.. Heute hör ich , wenn ich dazu komme aber auch gerne mal klassische Musik, wie z.B. Stravinsky.

2. Wann und unter welchen Umständen hast Du Traumhaus gegründet?

Traumhaus wurde von zwei Freunden ( Bernhard Selbach und Michael Dorniak) und mir im Frühjahr 1993 gegründet, auch wenn die Band damals noch einen anderen Namen trug. Die Band entstand im Rahmen einer Projektwoche an meiner damaligen Schule, zu Anfang noch mit anderer musikalischer Ausrichtung. Etwa 1997 benannten wir uns in Traumhaus um und zeitgleich veränderte sich auch der musikalische Stil.

3. Das erste Album - von dem ich weiß - wurde 2001 veröffentlicht. Zwischen den Traumhaus-Alben liegen stets Jahre. Die Musikarbeit ist nicht Dein tägliches Einkommen? Wie organisiert sich so eine Band, wenn sie neben Beruf und Familie läuft?

Leider kann keiner von uns mit Musik seinen Lebensunterhalt bestreiten, und wir gehen natürlich alle herkömmlichen Berufen nach. In der Band sind wir Lehrer und Pädagogen und so bleibt natürlich nur meistens am Wochenende Zeit, gemeinsam proben zu können. Der Umstand, dass wir räumlich im Radius von 150 km entfernt wohnen, erschwert natürlich auch unsere Arbeitsweise. Aus diesem Grund bin ich mittlerweile auch derjenige, der einen Großteil der Musik komponiert, arrangiert und so vorbereitet, dass sich jeder in der Band das Material erarbeiten kann und wir uns dann hauptsächlich zum Proben im Studio treffen.

4. Wie ist die personelle Entwicklung der Band verlaufen? Da waren schon verschiedene Musiker engagiert - jetzt gar ein bekannter Schlagzeuger. Wie ist der Kontakt zustande gekommen? Und wie hält man so eine Band zusammen?

Die ursprüngliche Besetzung von Traumhaus ging kurz nach Erscheinen des ersten Albums in 2002 auseinander, da Bernhard und Michael nach Köln zogen, um dort Musik zu studieren. Seitdem bin ich der eigentliche kreative Kopf im "Traumhaus". Als ich mit Tobias Hampl über ein Inserat im Jahr 2003 zusammentraf, war es nur ein Frage der Zeit gemeinsam mit Michael Dorniak und Kuno Wagner (Touchguitar) die Band wieder zu beleben. Michael lebt leider mittlerweile zu weit entfernt und Kuno hat sich in den letzten Jahren mehr dem Schlagzeug zugewandt.
Unseren jetzigen Schlagzeuger Stefan Hopf lernte ich ebenfalls 2003 durch Tobi kennen. Wir jammten damals bereits ein paar Mal zusammen. Bei Traumhaus sitzt er seit 2007 vor allem bei unseren Liveaktivitäten hinter den Drums. Unsere letzten beiden Studioalben ließen wir jeweils von Studiodrummern einspielen, da dies aufnahmetechnisch und zeitlich für uns der geringste Aufwand war. Auf dem neuen Album steuerte Jimmy Keagan die Drums bei. Der Kontakt kam über unser Label zustande, da Jimmy gerade für eine andere Labelband Material einspielte. Die Kommunikation mit Jimmy verlief übers Internet und der Aufnahmeprozess verlief sehr fließend. Wir sind auf jeden Fall sehr glücklich mit dem Resultat, ich finde er gibt unserer Musik mit seinem filigranen und dynamischen Stil noch einmal eine besondere Note.

5. Wie läuft Dein kreativer Prozess ab? Wie komponierst Du? Sind die Ideen einfach da? Wie hast Du es geschafft, so etwas wie "Das Vermächtnis" in seiner Länge zu schreiben - und vorher zu denken?

Mein Kompositionsprozess ist ein langwieriger. Damit ich kreativ sein kann, benötige ich viel Ruhe und Zeit. Viele Ideen kommen sehr spontan und zum Leidwesen meiner Familie und auch meiner Mitmusiker sind diese nicht immer planbar und abrufbar. Es kann dann schon passieren, dass mir eine Songidee im Kopf herumgeistert und ich dann schnell ins Studio verschwinde, um die Melodien fest zu halten. So entsteht mit der Zeit ein Pool von kurzen Songfragmenten, die ich dann, wenn ich mal etwas mehr Zeit habe, zusammenfüge. Dies kann wiederum sehr lange dauern, da es immer eine Weile braucht, bis ich mit den Songarrangements in ihrer Gänze wirklich zufrieden bin. Hinzu kommt die Schwierigkeit, mit der deutschen Sprachrhythmik zu experimentieren. Einige Ideen, die ursprünglich für Strophenteile konzipiert wurden, müssen im Verlauf des Prozesses wieder verworfen werden, da ich merke, dass bestimmte Melodieführungen einfach nicht zur deutschen Sprache passen. Entweder klingt der Text zu abgedroschen, oder bestimmte Phrasen passen schlicht auf Grund der Silbenphonologie nicht. Bei "Das Vermächtnis" war es zum Beispiel so, dass zunächst die Motivteile komponiert wurden und die Strophenteile dann sukzessive hinzugefügt wurden. Aus etwa ursprünglich 35 Minuten Songmaterial wurde dann die endgültige 27 Minuten-Version optimiert.

6. Deine Handschrift ist zu erkennen. Als Keyboarder, Komponist und Sänger. Denkst Du vom Piano aus? Trifft sich die Band zum Jammen und findest Du so Ideen oder ist schon alles fertig komponiert, wenn die Band sich trifft?

Wie bereits erwähnt, bin in der Regel ich derjenige, der die kompletten Songs komponiert, ausarrangiert und auch die Texte entwickelt. Die Stücke werden meistens vom Piano aus geschrieben, manche Teile komponiere ich auch an der Gitarre, wie z.B. den Akkustikpart von "Das Vermächtnis". Die anderen Stücke des Albums gingen wesentlich schneller von der Hand und waren so auskomponiert, dass die Band das Material direkt so umsetzen konnte. "Frei" ist das einzige Stück, welches im Bandformat durch gemeinsames Jammen entwickelt wurde, alle anderen Songs stammen aus meiner Feder.

7. Wie ist das z.B. mit den Gitarrensoli. Stammen die vom Gitarristen selbst? Sind sie seine Idee, auch der Part, in dem sie stattfinden? Oder kommuniziert die Band viel über die Songs und entwickelt sie so Stück für Stück?

Bei den Gitarrensoli ist es so, dass die Parts, sprich die Harmonik und Rhythmik von mir geschrieben werden und Tobi sich intensiv damit auseinandersetzt und eigene Soli entwickelt. Wenn seine Grundidee steht, treffen wir uns dann gemeinsam und schauen, ob es so vom Ablauf und der Dynamik passt oder ob bestimmte Parts von der Länge und Entwicklung noch modifiziert werden sollten.

8. Die Texte: Du hast eine starke lyrische Seite. Wie kommen die Texte zustande? Was inspiriert Dich? Stets hat die poetische Sprache eine versteckte Note, als wollest Du mit den Texten offenbar mehr ausdrücken als die Worte sagen. Welchen Stellenwert haben die Texte in der Musik? Und trifft es Dich, wenn die Texte überwiegend übergangen werden und vielmehr die instrumentale Musik erwähnt wird oder Interesse weckt? Was ist Dir selbst wichtiger?

Die Texte sind oftmals Teil des kompositorischen Prozesses und entstehen aufgrund der bereits beschriebenen Schwierigkeiten mit der Sprachrhythmik oftmals zeitgleich.
Thematisch sind es vor Allem Dinge und Erfahrungen, die mich als Mensch in Auseinandersetzung mit meiner Umwelt, in meinem Beruf als Pädagoge prägen und immer wieder begegnen. Für mich ist die Musik ein stark selbstreflexives Moment und Instrumentarium, um mich mit eigenen ontogenetischen Erfahrungen auseinanderzusetzen und eigene Emotionen zum Ausdruck zu bringen. Die Kunst und meine Intention ist es jedoch, die eigenen Erlebnisse textlich so aufzubereiten, dass möglichst viel Spielraum bleibt für kongruente Erfahrungen des Zuhörers.
Auch wenn die textliche Seite in der Gewichtung im Vergleich zur Musik nicht immer so wertgeschätzt wird, nehme ich dies nicht persönlich. Ich denke, in Deutschland sind wir es nicht gewöhnt, uns intensiv mit Texten auseinander zu setzen, da doch die englische Einheitssprache noch immer zu stark dominiert, vor allem im Progressive Rock. Ich nehme aber sehr erfreut zu Kenntnis, dass meine Texte bisher von keinem Rezensenten negativ bewertet wurden, sogar im Gegenteil. Ich konnte viele Ressentiments gegenüber der deutschen Sprache durch meine Art der Umsetzung beseitigen. Allerdings nehme ich auch wahr, dass es für die Hörer, insbesondere für die deutschsprachige Hörerschaft, erst einmal Überwindung kostet, sich zeitgleich mit der Musik auch mit den Texten auseinanderzusetzen.

9. Wie wird es weitergehen mit der Band? Hast Du Ideen? Gebt ihr Konzerte? Hast Du einen Zukunftstraum?

Es gibt im Moment Überlegungen, die neue Platte live zu spielen, ich hoffe hierzu bald mehr bekannt geben zu können. Außerdem schreibe ich derzeit wieder neues Material und setze darauf, dass es diesmal etwas schneller geht und wir nicht wieder fünf Jahre bis zur Veröffentlichung brauchen.
Außerdem sind für dieses Jahr die Wiederveröffentlichungen unserer alten Alben angedacht.

VM




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