Subway To Sallys Herzblut gehört dem Rock

  "Würden nie jemanden rappen lassen!"

Eine der beliebtesten und, zu Recht, auch besten Live-Bands Deutschlands schickt sich an, mit dem neuen Album "Herzblut" die Bühnen dieses Landes erneut im Sturm zu erobern. Mit ihrer Mischung aus harten Gitarrenriffs, zarten Geigen, mehrstimmigen Gesängen, Schalmeien und Dudelsäcken haben Subway To Sally erneut ein Album der Spitzenklasse geschaffen. Dass es aber trotz allem Erfolges noch Medienvertreter gibt, die sich dieser Band verschließen, verriet Songschreiber und Gitarrist Ingo Hampf im ragazzi-Interview.
ragazzi: "Euer Album steht kurz vor der Veröffentlichung und ihr seid eine Woche lang auf Interviewtour quer durch Deutschland. Ist das für euch mehr Lust oder Last?"
Ingo: "Je nachdem. Es gehört eben dazu. Es gibt Tage wo es sehr lustig ist, mitunter ist es aber auch nur anstrengend. Man könnte seine Zeit auch besser verbringen."
ragazzi: "Steigt das Interesse der Medien an Subway To Sally von Platte zu Platte?"
Ingo: "Es gibt ein paar Interviewanfragen mehr als früher, aber sonst nicht."
ragazzi: "Als euer letztes Album erschien, gab es auf VIVA 2 eine Sendung mit und über euch. Kann man da Ähnliches erwarten?"
Ingo: "Da sprichst du einen wunden Punkt an. Wir haben gestern erfahren, dass es weder eine Single noch ein Video gibt, weil VIVA 2 kein Interesse hat. Die haben da ganz komische und subjektive Gründe. Scheinbar sind es geschmackliche Vorbehalte. Unsere Plattenfirma war bei VIVA, um zu erfahren ob ein Video von uns gesendet werden würde. Das allein ist schon eine merkwürdige Vorgehensweise. Aber das ist heute so üblich. Doch VIVA hat gleich abgelehnt."
ragazzi: "Und das ist auch der Grund, warum es keine Single geben wird?"
Ingo: "Genau."
ragazzi: "Weil eine Single ohne Video heutzutage nicht mehr funktioniert?"
Ingo: "VIVA 2 wäre das einzig relevante Medium für uns gewesen. Denn das Mainstreamradio kannst du vergessen. In dem Popularitätsstadium in dem wir uns befinden, wäre ein Video der nächste Schritt. Damit erreicht man noch mehr Leute, als auf jeder Tour. Und das, obwohl zu unsern Konzerten genauso viele Leute kommen wie zu HIM und wir Platten verkaufen, in Größenordnungen von denen viele nur Träumen. Doch dann sperrt sich plötzlich jemand und tut so, als ob's uns gar nicht gäbe, oder wir total Scheiße wären. Hauptsache Project Pitchfork läuft in der High-Rotation. Da kann mir doch keiner so'ne Scheiße erzählen, unsere Musik wäre in irgendeiner Form nicht kompatibel! Schwachsinn!"
ragazzi: "In wie weit lasst ihr Musikstile die ihr privat hört in eure Musik mit einfließen?"
Ingo: "Zwangsläufig! Man lebt ja nicht im luftleeren Raum. Es geht was rein in den Kopf und es kommt wieder was raus. Das ist aber nicht nur mit Musik so. Alles was man irgendwie erlebt, findet sich im künstlerischen Output wieder."
ragazzi: "Auf dem letzten und auf dem neuen Album hört man desöfteren orientalische Einflüsse. Ist das eine Kultur die euch fasziniert?"
Ingo: "Wir denken, dass das sehr gut zu unserem Sound passt und deshalb machen wir das auch. Gerade auf dem Album "Hochzeit" sind viele Sachen vom Orient berührt. Es gab orientalische Percussions und eine orientalische Sängerin. Es war der Versuch einer Symbiose. Beim neuen Album ist das weniger der Fall. Was dort zu hören ist, sind bulgarische Choräle. Es geht uns aber gar nicht um hundertprozentige Authentizität, sondern vielmehr um eine Art Fantasy-Ansatz. Es ist wie eine Art Patchwork, die Stimmung muss uns gefallen."
ragazzi: "Beschäftigt ihr euch privat mit dem Mittelalter, der Literatur, der Musik jener Zeit?"
Ingo: "Es gibt da Bands die aus diesem Metier kommen und das auch leben. So sind wir nicht. Ich lese gern historische Romane, suche meine eigenen kulturellen Wurzeln - deshalb beschäftige ich mich mit Geschichte. So unter dem Motto, wo kommt man her, wo geht man hin. Man versucht seine eigene Identität, auch als Musiker, zu finden. Wenn man das will, kommt man zwangsläufig dahin, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Deshalb schlafe ich aber nicht auf einem Schafsfell."
ragazzi: "Ist der Erfolgsdruck nach so einem erfolgreichen Album wie "Hochzeit" größer als sonst? Wie seid ihr an die neue Platte "Herzblut" herangegangen?"
Ingo: "Druck hat man immer. Wichtig ist, dass man sich im Klaren darüber ist, nicht dasselbe Album noch mal aufzunehmen. Aber das geht schon deswegen nicht, weil man nicht mehr derselbe Mensch wie vor zwei Jahren ist. Anfang 2000 hat die ganze Band begonnen Ideen zu sammeln. Die wurden dann mit Hilfe unseres Produzenten gesammelt und gesiebt. Und daraus wurden dann zehn Songs."
ragazzi: "Wie ging das konkret von statten?"
Ingo: "Bis auf kleinere Ausnahmen ist es so, dass die Texte, oder Textfragmente, fertig sind. Und dann wird die Musik dazu gemacht."
ragazzi: "Gibt es etwas auf das ihr beim Songschreiben besonderen Wert legt?"
Ingo: "Ich versuche immer das Besondere. Wenn ich einen Song schreibe, muss der mich mindestens so weit berühren, dass ich 'ne Gänsehaut kriege."
ragazzi: "In wie weit haltet ihr euch an feste Normen, um auch nach wie vor zu klingen wie Subway To Sally. Oder kann man damit rechnen, dass ihr plötzlich völlig anderes klingt und damit eure Fans verschreckt?"
Ingo: "Das war ja nach der "Hochzeit" so. Die war verhältnismäßig hart für uns und die Fans haben die schönen Melodien vermisst. Aber eigentlich sollte man sich keine Grenzen setzen. Allerdings würde ich nie jemanden rappen lassen."
ragazzi: "Ihr geht ja bald mit den neuen Songs auf Tour. Wie reagiert euer Publikum auf neue Stücke?"
Ingo: "Die Platte wird bei Tourbeginn schon zwei Wochen draußen sein und viele Fans haben sie dann schon. Meistens singen sie die neuen Sachen sogar schon mit."
ragazzi: "Was ist das für ein Gefühl?"
Ingo: "Toll!, Es ist 'ne Bestätigung das man nicht völlig daneben liegt, mit dem was man macht."
ragazzi: "Und wie lauten die längerfristigen Pläne Subway To Sallys?"
Ingo: "Festivals im Sommer, danach eine kurze Tour durch Mexiko. Eventuell auch USA, das ist noch in Planung. Und wenn dann noch Zeit bleibt, mal 'ne Woche Urlaub mit meiner Familie."
LARS



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