SOLAR PROJECT

Ende August 2004 habe ich Robert Valet, Keyboarder und "Mastermind" von Solar Project, mit einigen Fragen per Mail bombardiert. Freundlicherweise hat Robert mitgemacht und meine Fragen beantwortet. Hier nun also das Interview:








ragazzi: "Euer neues Album "Force Majeure" ist nun knapp vier Monate im Handel. Wie sind die Erfahrungen? Läuft der Verkauf Euren Erwartungen entsprechend?"
Robert: "Bis jetzt ist die allgemeine Resonanz sehr vielversprechend. Zum Verkauf kann ich momentan noch sehr wenig sagen, die Abrechnungen erscheinen immer mit einigen Monaten Delay."
ragazzi: "Sechs Alben in 14 Jahren.... ist das die Menge an Output, die Euch ausreichend erscheint?
Im Booklet steht zu lesen, dass die Aufnahmen "between december 2001 and march 2004" entstanden. Habt Ihr wirklich über 2 Jahre ohne Unterlass am neuen Album gebastelt?"
Robert: "Da wir (zum Glück) alle keine Berufsmusiker sind und hauptberuflich "normale" Jobs haben, erstreckt sich der Zeitraum natürlich auf die uns zur Verfügung stehende Freizeit. Von daher sind sechs Alben schon eine ganze Menge."
ragazzi: "Eure letzten Alben waren jeweils Konzeptalben, die ein Thema beleuchtet haben. Ist "Force Majeure" auch ein Konzeptalbum?"
Robert: "Alle unseren bisherigen Alben sind Konzeptalben, das ist unser Stil."
ragazzi: "Führ' das Konzept doch ein bisschen näher aus."
Robert: "Wie der Titel der CD schon verrät, beschäftigt sich das Album mit dem Thema "Höhere Gewalt" und seinen unheilvollen Auswirkungen auf den Menschen. Hier sind nicht nur die Naturgewalten (Unwetter, Eiszeit, Wüste, Sintflut, Erdbeben) gemeint, sondern auch die durch den Menschen verursachten zum Teil unvorstellbaren Grausamkeiten wie Krieg und Terrorismus. "Days of Warth" beschäftigt sich mit dem heutigen Terrorismus und der Ohnmacht wie man ihm begegnet. "Thunderstorm" ist die musikalische Umsetzung eines Gewittersturms. "Force Majeure" als Titelstück beschreibt verschiedene Urgewalten der Natur und beinhaltet Momentaufnahmen eines Rückblickes auf 100 Jahre Krieg. "War" vertont eine Vielzahl großer menschlicher Tragödien und deutet ein visionäres Ende in Form von einem Exodus an."
ragazzi: "Wie wichtig ist Pink Floyd für Euch? Ihr habt auf einigen Tribute-Samplern Beiträge abgeliefert und auch in Eurer Musik sind immer wieder "floydige" Klänge auszumachen?"
Robert: "Pink Floyd hat sicherlich einen recht großen Einfluß auf unsere Musik. Ansonsten haben wir selbstverständlich unseren eigenen Stil."
ragazzi: "Auffallend ist, dass "Force Majeure" nur vier, aber ziemlich lange, Songs enthält. Sind es Longtracks, die Eure Musik "progressiv" machen? Seht Ihr Euch überhaupt als "progressive Rock"-Band?"
Robert: "Im Vorfeld einer Produktion weiß man nie, ob Stücke Longtracks werden oder nicht. Das hängt zum einen von den Texten, zum anderen von der musikalischen Umsetzung eines Stückes ab. Auch kann es vorkommen, dass sich Stücke erst während der Entstehungsphase eines Albums zu langen mehrteiligen Kompositionen entwickeln. Unser Ansicht nach sind übrigens nur 2 der 4 Tracks auf unserem neuen Album wirkliche Longtracks. Ich denke schon (und ebenso sehr viele unserer Fans und Kritiker), daß wir im weiteren Sinne in die Schublade "progressive" reinpassen."
ragazzi: ""Progressive" oder "Psychedelic"? Was ist der wichtigere Einfluss für Eure Musik?"
Robert: "Es gibt ja auch noch Artrock, Softrock, Sophisticated Rock, Symphonic Rock etc. Eine Bewertung der Musikrichtung sollten lieber die Rezensisten machen, die können die Genres besser unterscheiden. Wir für uns geben "Progressive" oder "Psychedelic" an, da es die wohl gebräuchlisten Begriffe sind und die Leute eine ungefähre Vorstellung davon bekommen, in welche Richtung unsere Musik geht."
ragazzi: "Desweiteren ist neu, dass Solar Project nun als Band auftreten. Volker Janacek, Peter Terhoeven und Du waren ja schon immer der Kern des "Projects". Jetzt bilden Bettina Wirtz, Sebastian Jungermann und Jade mit Euch ein festes Line-Up. Keine Massen von Sängern, Sängerinnen und Gastmusikern mehr. Warum dieser Stimmungswechsel?"
Robert: "Die aktuelle Besetzung passt einfach und deshalb haben wir dran festgehalten."
ragazzi: "Ist geplant mit diesem festen Line-Up längerfristig weiterzumachen? Zumindest von Bettina Wirtz weiss ich, dass sie "neben" Solar Project noch in der Band "Perlenmut" tätig ist.... Gibt es da Konflikte oder Überschneidungen?"
Robert: "Unser augenblickliche Planung sieht vor, mit dieser Besetzung weiterzumachen. Die Chemie zwischen den einzelnen Musikern stimmt und das ist eine elementare Voraussetzung für eine langfristige Zusammenarbeit. Da Solar Project kein Fulltimejob ist, bleibt den Musikern genug Zeit für andere Projekte. Jade z.B. spielt zur Zeit in 3 weiteren Bands, selbst da gab es bis jetzt zum Glück noch keine echten Überschneidungen."
ragazzi: "By the way: Kennst Du Perlenmut und deren Musik?"
Robert: "Klar. Ich habe 2 Konzerte von Perlenmut gesehen und mir ist das Stimmpotential und die Ausstrahlung von Bettina sehr positiv aufgefallen."
ragazzi: "Vor allem der Opener "Days Of Wrath" wartet mit einigen ungewöhnlichen Klängen und für Eure Verhältnisse sehr modernen Sounds auf. Da musste ich mich am Anfang erst etwas einhören, so überraschend war das. Kamen Euch diese Ideen zufällig? Oder wolltet Ihr bewusst mal 'was anderes, neues machen?"
Robert: "Hin und wieder testen wir aus, wie weit man musikalisch an die Grenzen der Progszene gehen kann. "Days of Wrath" ist ein klassisches Beispiel dafür. Da Groove und Sound-Samples auf einer "Caipirinha-Party" entstanden, ist diese Stück eigentlich unser "psychedelichstes". Ich hätte allerdings nicht gedacht, daß ein Stück im Stil der Anfang 80er Jahre in der Prog-Gemeinde so vielfältige Kritiken hervorruft. Solar Project ist eben immer für eine Überraschung gut."
ragazzi: "Auch das Artwork ist nichts für schwache Gemüter. Steht der blutige Handabdruck im Zusammenhang mit dem Album-Konzept? Wer hatte letztlich die zündende Idee für die Covergestaltung?"
Robert: "Die Online-Brainstorming-Cooperation beam-team (beam-team.de), bestehend aus Marcel Halbeisen (BlackFlame), Beat Schaub (BlackFlame), Bettina Wirtz, Peter Terhoeven und mir haben zusammen das Layout abgestimmt. Die Umsetzung der entsprechenden Fotos und Montagen passend zu den einzelnen Themen erfolgte durch die Schweizer BlackFlame (blackflame.ch). Die Idee zum Cover stammt von Marcel Halbeisen (Anm. des "Interviewers": Der Proggemeinde vielleicht auch als einer der Macher des Magazins "UMO" oder als Fe/2 aus der Mailing-Liste des "eclipsed" bekannt)."
ragazzi: "Neben vielen begeisterten Rezensionen gab es auch einige kritische Stimmen und Anmerkungen. Wie steht Ihr dazu?"
Robert: "Wir nehmen Rezensionen zur Kenntnis, können es aber natürlich nicht allen Kritikern Recht machen. Musik und gerade auch der Gesang werden generell subjektiv beurteilt. Wichtig ist, dass wir selbst hinter unserer Arbeit stehen. Und wenn der allgemeine Tenor positiv ist, weiß man, dass man auf dem richtigen Weg ist."
ragazzi: "Wie seht Ihr Eure Position in der deutschen Prog-Szene, die sich ja inzwischen mit Acts wie Sylvan, Toxic Smile oder Alias Eye ziemlich im Aufwind befindet? Habt Ihr Kontakte zu anderen Bands aus der Szene?"
Robert: "Ich verfolge die Prog-Szene nicht intensiv, deshalb kann ich zu diversen Bands auch nicht viel sagen. Es ist eigentlich nicht möglich, den eigenen Stellenwert zu beurteilen. Wir wissen, dass wir präsent sind, das zählt!"
ragazzi: "Werdet Ihr Eure Fans in nächster Zeit mit Konzerten überraschen?"
Robert: "Die Resonanz auf unseren letztjährigen Konzerte war sehr positiv und wir wollen natürlich wieder auf die Bühne. Zur Zeit gibt es aber noch keine konkreten Termine. Das hängt auch damit zusammen, daß ich aus privaten Gründen eine mehrmonatige Auszeit nehmen mußte und die meisten organisatorischen Dinge deshalb liegengeblieben sind."
ragazzi: "Und das wichtigste zum Schluss: Müssen Eure Fans wieder vier Jahre auf das nächste Album warten?"
Robert: "Wahrscheinlich ja! Wir lassen uns zeitlich nicht unter Druck setzen und werden auch weiterhin nur Alben in der Qualität abgeben, die unsere Fans von uns erwarten."
ragazzi: "Ich hoffe, dass die letzte Ankündigung nicht wahr wird. Vielen Dank für das Interview!"

Thomas Kohlruß




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