GREG RAPAPORT

"Ein Musikstil, der den Hörer verändert."

Ganz im Alleingang hat Greg Rapaport im letzten Jahr sein 4. Solo-Werk "Azrael Block" eingespielt und produziert. Das über 70 Minuten lange Album ist ein Sammelbecken erstaunlicher Mixturen zwischen Prog Metal und Jazz Fusion. Greg, im Hauptfach Gitarrist, hat jede Menge harte Arbeit geleistet. Da ich noch nie zuvor von ihm gehört hatte, war ich neugierig geworden und - E-Mail sei Dank - war schnell ein Interview arrangiert.



ragazzi: "Wie bist Du zur Musik gekommen?"
Greg: "Mein Vater besaß zwei Rock-Clubs, einen in New York und den anderen in Connecticut. Ich war oft dort, hörte und traf viele gute Musiker."
ragazzi: "Und wo kommst Du her?"
Greg: "Ich bin im Staat New York geboren und aufgewachsen, 60 Meilen nördlich von New York City."
ragazzi: "Wann hattest Du Dich für die Gitarre entschieden?"
Greg: "Ich begann mich für Gitarren zu interessieren, als mir mein Vater Led Zeppelin I und II gab. Sofort als ich Jimmy Page hörte, wusste ich, dass ich Gitarrist werden wollte."
ragazzi: "Wir möchten etwas über Deine größten Einflüsse als Musiker wissen…"
Greg: "Eine Menge nichtmusikalischer Dinge beeinflussen meine Musik. Ich bin begeisterter Leser von Horror/Mystery - Romanen, viele Vorstellungen davon fließen in meine Songs ein. Zum Beispiel der Titel meiner neuesten CD, "Azrael Block". Ich entdeckte den Namen in einem Buch von Dean Koontz namens "Strangers", das ich las. Azrael Block ist eine Methode, die Erinnerung eines Menschen zu reprogrammieren unter Einfluss von Drogen und Hypnose."
ragazzi: "Was sind die bedeutendsten musikalischen Einflüsse für Dich?"
Greg: "Als ich aufwuchs, war ich ein absoluter Led-Leppelin-Fan. Genauso stand ich auf die alten Progressive Rock Bands wie YES, Kansas und Jethro Tull."
ragazzi: "Und welche Gitarristen haben Dich beeinflusst - als Musiker und Komponist?"
Greg: "Einige meiner Einflüsse kommen von Größen wie Jimmy Page, Frank Gambale, Allan Holdsworth, Greg Howe und Scott Henderson."
ragazzi: "Wenn Du für ein Zukunftsprojekt Musiker aussuchen könntest, wen würdest Du anrufen und einladen?"
Greg: "Für das Schlagzeug würde ich Virgil Donati (wegen seiner abgefahrenen technischen Möglichkeiten) oder Dennis Chambers (wegen seines Stils und seiner Musikalität) wählen. Für den Bass würde ich entweder Gary Willis (wegen seines Groove) oder Victor Wooten (wegen der Slap-Technik) nehmen. Für die Keyboards Jordan Rudess (wegen seiner großen Kenntnis von Musiktheorie und Technik) oder Scott Kinsey (wegen seiner einzigartigen Soundchemie). Da wäre ich wohl ganz schön eingeschüchtert, mit all diesen Jungs zusammen in einem Raum!"
ragazzi: "Wie würdest Du die Musik von Greg Rapaport Leuten beschreiben, die noch nie etwas von Dir gehört haben?"
Greg: "Nimm ein Teil Tool und ein Teil Tribal Tech, dazu etwas Liquid Tension Experiment und etwas Opeth. Schüttle kräftig durch und serviere! Nun, das ist nicht so einfach zu beschreiben, Du musst es selbst hören und Dir Deine Meinung bilden."
ragazzi: "Und wie definierst Du Deine Musik?"
Greg: "Wenn ich Kategorien bemühen müsste: eine Kombination aus Progressive Metal, Fusion und Funk."
ragazzi: "Was willst Du mit Deiner Musik ausdrücken?"
Greg: "Das ist sehr vielfältig. Einige Inspiration kommt aus Filmen, Büchern oder anderen Erfahrungen. Zum anderen entwickelt sich unter meinen Händen ein cooles Riff und ein Song entsteht ganz von selbst um dieses Riff und das Konzept des Songs geht an der Musik auf, das ist einfach toll!"
ragazzi: "Wie komponierst Du Deine Songs?"
Greg: "Ich versuche, einen Song um ein Thema herum aufzubauen. Eines meiner Stücke heißt "Uncle Knucklez", darin geht es um einen alten Hit-Musiker, der sein Glück verloren hat. Um das Wort Hit zu unterstreichen, benutze ich Sound Effekte und verrücktes Synthesizerzeug, um Spannung zu schaffen, und zu zeigen wie er sein eigenes Ziel zerstört. In einem anderen Track namens "Skitzophraniac" nutze ich kontrastierende musikalische Ideen, um den Kampf eines Menschen mit seiner Schizophrenie zu zeigen. Überhaupt nutze ich viele konventionelle Aspekte wie Melodie- oder Rhythmusbrüche, das bringt interessante Entwicklungen. Zum Schluss - eines der wichtigsten Dinge ist, das ein Song genügend eigenes Gehalt hat, dass er auch ohne Solo funktioniert."
ragazzi: "Wie wichtig ist Improvisationfür Dich?"
Greg: "Improvisation ist eine Fertigkeit, an der ich schon sehr lange arbeite. Ich denke, dass ein Musiker gut als Improvisator ist, wenn er Vertrauen in seine Fähigkeiten hat und eine Menge Praxis absolviert hat. Einige Songs auf "Azrael Block" sind improvisativer Natur, zum Beispiel "Interlude-B"."
ragazzi: "Wie ging die Arbeit an Aufnahme und Veröffentlichung der CD vonstatten?"
Greg: "Songs aufnehmen und Arbeit mit der Technik ist eine Sache für sich. Ich wollte meine ganzen Fähigkeiten als Techniker und Produzent nutzen, und so machte ich eine Menge Experimente und musste jede Menge Zeug lesen. Ich denke, es hat sich bezahlt gemacht, ich habe viele Komplimente wegen des guten Sounds der Aufnahmen bekommen, wie auch für die Kompositionen, Arrangements etc. Es war eine Menge Arbeit, aber es ist getan! Was den Verkauf betrifft, gehen die CDs online über Guitar Nine Records oder CD Baby. Beide sind tolle Online-Verkäufer, bei denen ein unabhängiger Musiker wie ich Unterschlupf findet. Ich hatte für den CD-Vorgänger "Wyrd" einen regionalen Distributions-Vertrag mit Nation Jam LLC unterschrieben. Diese Aufnahme ist verfügbar in einer Reihe Läden im Drei-Staaten-Gebiet um New York."
ragazzi: "Wie wichtig ist musikalische Technik Deiner Meinung nach?"
Greg: "Absolut wichtig. Du bist nur erfolgreich, wenn Du alles nutzt. Es ist wirklich sehr einfach, wenn Du für Deine Soli die ganze Technik gebrauchst. Ich versuche, technische Möglichkeiten als Werkzeug zu nutzen, um meine musikalischen Ideen und Gefühle richtig rüberzubringen. Am wichtigsten ist jedoch logischerweise die Melodie, ohne die geht nichts."
ragazzi: "Warum hat kein richtiger Schlagzeuger "Azrael Block" eingespielt? Hast Du keinen gefunden?"
Greg: "Es ist absolut schwer, die richtigen Leute zu finden, die diese Art Musik lernen und spielen können wollen. Das gäbe eine Menge Fragen! Auf der positiven Seite meine ich, dass ich technisch und rhythmisch besser geworden bin, weil ich es selbst gemacht habe. Ich spiele Bass und habe nun auch die Perspektive des Schlagzeugers, das hilft mir wiederum als Bassist. Zudem habe ich jetzt ein tieferes Verständnis für Schlagzeuger überhaupt."
ragazzi: "Azrael Block hat viel Musik, ein wirklich langes Album. Wie lange dauerte die Arbeit?"
Greg: "Von Beginn bis Ende eineinhalb Jahre."
ragazzi: "Steht ein philosophisches Konzept hinter Deiner Arbeit?"
Greg: "Es steht keine wirkliche Philosophie hinter der Musik als Ganzes. Ich versuche, bestimmte Ideen in den Songs umzusetzen. Der Hörer holt sich aus den Stimmungen eigene mannigfache Eindrücke und Vorstellungen."
ragazzi: "Hattest Du von Anfang an vor, "Azrael Block" unabhängig zu veröffentlichen oder hast Du Dich nach Labels umgesehen?"
Greg: "Ich hatte nie die Idee, meine Musik Labels vorzustellen. Ich denke, es ist besser, wenn sie Interesse an Dir zeigen, als andersherum. Ich promote meine Alben über Interviews, Radio, Rezensionen im Internet und Zeitungen."
ragazzi: "Wie sieht's mit ein paar netten Anekdoten aus, die sich auszugraben lohnen?"
Greg: "Ich habe keinen Fernseher mehr seit 3 Jahren, und diese 3 Jahre waren die produktivsten in meiner musikalischen Karriere. Ich glaube, da gibt es einen Zusammenhang."
ragazzi: "Wie siehst Du die Zukunft der Rockmusik? Glaubst Du, dass sie ihren Höhepunkt bereits überschritten hat? Was hältst Du von der jetzigen musikalischen Landschaft?"
Greg: "Ich denke, dass Rockmusik generell stagniert. Es gab einen Punkt, an dem alles in den Mainstream eingebrochen ist, aber jetzt wird nur noch recycelt bis zum nächsten Trendhit. Ich bin mir nicht sicher, wie das weitergehen soll, aber ich hoffe, dass neue und unterschiedliche Dinge einfließen werden."
ragazzi: "Kann man heute von einer Wiederbelebung im Progressive Rock sprechen? Wie sieht die progressive Szene in Deinem Land aus?"
Greg: "Die Progressive Rock Szene ist in den USA totaler Underground. Es gibt viele Fans, aber selten hörst Du was im Radio."
ragazzi: "Was ist Progressive Rock generell für Dich?"
Greg: "Es ist ein Musikstil, der den Hörer verändert. Ich selbst mag Musik, die ich immer wieder hören kann und in der es immer wieder neue Dinge zu entdecken gibt."
ragazzi: "Welche Bands hörst Du in diesen Tagen?"
Greg: "Zuletzt habe ich Opeth, Tool, Devin Townsend, Dennis Chambers, OSI, Nevermore und Pat Martino gehört."
ragazzi: "Was machst Du jetzt gerade und was hast Du für die Zukunft vor?"
Greg: "Ich unterrichte Gitarre und Bass und habe einige fabelhafte Studenten. Ich mag es sehr, zu unterrichten und zu sehen, wie die Leute sich während des Spielens und Lernens verändern. Zudem baue ich gerade eine Klasse für Produktion/Technik in der lokalen Musikschule auf."
ragazzi: "Arbeitest Du an neuer Musik?"
Greg: "Darauf kannst Du wetten!!"
ragazzi: "Herzlichen Dank, Greg, für die Antworten. Möchtest Du noch was loswerden?"
Greg: "Ich möchte nur Danke dafür sagen, dass Du unabhängigen Musikern wie mir die Möglichkeit gibst, auf Deiner Webseite Platz zu finden!"

VM




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