DISCUS Interview am 17.07.2004

Prog-Knospe Indonesien

Die Indonesier DISCUS haben gerade ein fantastisches Album veröffentlicht. Indonesien und Progressive Rock? Über Indonesien weiß ich nicht sehr viel. Es gibt die wirtschaftlich hoch entwickelte Insel Java, zugleich wohnen auf benachbarten Inseln Menschen wie zur Urzeit. Tausende Inseln hat der Staat Indonesien. Und just aus diesem Land kommt das beste Album des Jahres 2004, eines der besten Alben der letzten 10 Jahre. Wie das? Gibt es dort eine Prog Szene? Wie hat sich das entwickelt? Die Liste der Fragen ist lang. Iwan Hasan, Kopf der Band, beantwortete meine Fragen
ausführlich per E-Mail.


ragazzi: "Seit wann gibt es Discus? Wie ist es zur Gründung gekommen? Wer war dabei? Wie sahen zu Beginn eure musikalischen Vorstellungen aus?"
Iwan: ""Discus wurde 1996 gegründet. Zu Anfang, für unser erstes Album schrieb ich 90% des Materials. Für das zweite Album ""…tot licht!" schrieben die anderen Bandmitglieder auch, aber ich bin der musikalische Direktor.

Wie Discus startete, das ist eine lange Geschichte. Fadhil Indra (Keyboarder/Percussionist/Sänger) und ich spielen in Bands zusammen, seit wir 12 Jahre alt sind! (Jetzt sind wir 37, also seit 25 Jahren!)Als wir 12 waren, spielten wir "Carry On Wayward Son" von Kansas! Das klang sicher fürchterlich, weil wir noch viel lernen mussten, aber wir hatten den Mut, den Song mit 12 Jahren zu spielen!

Fadhil und ich hatten unsere eigene Band namens "Sea Serpent" und wir spielten so eine Art von AOR mit progressiven Einflüssen. 1983 versuchten wir, Rock mit Gamelan Instrumenten zu mixen und wir produzierten eine Show in Jakarta. Damals war Fadhil der Hauptkomponist. Violinist Eko kam in die Band.

Nachdem ich in Jakarta das Gymnasium absolviert hatte, ging ich in die USA an die Willamette University, um Musik zu studieren. Mein Hauptfach war klassische Gitarre, aber ich studierte auch klassisches und Jazz-Piano, Cello, klassischen Gesang und zeitgenössische klassische Komposition. Seitdem bin ich sehr an Komposition interessiert und ich schrieb klassische Kammermusik und ähnliche Sachen. Mein Professor für Gitarre, John Doan, ist abgesehen davon, dass er klassische Gitarre unterrichtet, ein Pionier auf dem Gebiet der Harfen-Gitarre. Er hat etliche CDs mit Solo Harfen-Gitarre auf Labels wie Narada Lotus, Windham Hill und Hearts of Space veröffentlicht und ist ein Markenzeichen auf dem New Age Markt. So lernte ich das Harfen-Gitarre spielen bei ihm.

Nach 4 Jahren in den USA kam ich nach Indonesien zurück und wurde ein "seriöser" Komponist und klassischer Solist, zugleich hatte ich eine Progressive/Jazz-Rock Band. Ich war zurück und spielte wieder mit Fadhil und Eko. Aber die Musikszene war erschreckend. Es endete damit, dass wir Jazz-Standards für Geburtstage u.ä. spielten. Meinerseits arbeitete ich weiterhin im klassischen Bereich und komponierte zeitgenössische Musik, aber auch auf diesem Gebiet war die Szene sehr schlecht. Ich konnte Popsongs schreiben (das war nicht mein Ding) oder Sessionmusiker werden (was ich auch nicht wollte). Ich war echt frustriert und hörte für eine Weile auf, Musik zu machen.

1995 dirigierte ich ein Orchester für ein spezielles Event, dem Jahrestag einer nationalen TV Station. Die Musik war speziell für diesen Anlass von Franky Raden komponiert worden, und ich war der Dirigent. Es war ein riesiger Event auf einer großen Bühne mit spektakulärem Licht und wurde im ganzen Land im TV übertragen. Dort traf ich Anto Praboe (Klarinette), der die Klarinette im Orchester spielte. Er war sehr gut, so dass wir darüber sprachen, gemeinsam eine Band zu gründen. Das war der Anlass, dass ich wieder begann, Musik zu machen.

Ich rief Fadhil an und wir drei trafen uns, das war der Beginn von Discus. Eko kam auch wieder dazu. Aber es war schwierig, andere Bandmitglieder zu finden, alle fragten immer: "Wie sieht´s mit Geld aus?". Der Trend war, eine Top 40 Club Band zu gründen und gleich Geld zu machen, aber wir träumten von etwas ganz anderem. Wir wollten unseren eigenen Stil begründen und das war sehr schwierig. Nachdem einige Bandmitglieder gekommen und gegangen waren, verfestigte sich das heutige Line-Up, das hauptsächlich aus Musikern besteht, mit denen wir vorher bereits gespielt hatten.

Ein wichtiger Punkt ist, dass wir nicht zusammenkommen konnten, weil wir musikalisch nicht vergleichbar waren. Der musikalische Background der Musiker ist SO unterschiedlich, das wir nicht einmal miteinander jammen konnten! Anto steht komplett auf Klassik, Jazz und sehr akademische Musik. Fadhil mag Symphonic, Neo Prog und Metal. Eko steht auf Country und experimentelle Musik. Kiki ist Klassikrock und Progressive. Krisna Top 40 und Progressive, Hayunaji ist vielseitig, er spielt alles von Jazzstandards mit alten Männern, als Sessionmusiker in einer Popband oder Hip Metal. Nonnie mag RnB und Pop. Das war der Grund, warum wir nicht miteinander jammen konnten!

Jeder hatte eine komplett andere musikalische Sprache und konnte den anderen nicht verstehen! Ich war aufgefordert, den Vermittler zu spielen, weil ich sehr gut trainiert war und auf allen verschiedenen Gebieten Erfahrungen gesammelt hatte. Der einzige Grund, dass diese Leute das Line-Up bildeten, war, weil sie alle Musiker waren, die in der Band spielen WOLLTEN, und nicht, weil alle einen gleichen Stil spielen wollten, den gab es nicht! Nun, JETZT konnten wir miteinander jammen, wir hatten eine gemeinsame Basis gefunden, das war schon eine seltsam klingende Jam!

Wir spielten unser 1. Album ein. Wir wussten nicht, was für eine Band wir sein wollten, so spielten wir das Album ein. Es stellte sich heraus, dass der Markt, der unser Album akzeptierte, der internationale Underground Progressive Markt war und Mellow Records in Italien wollten es veröffentlichen. Später wurden wir eingeladen, auf dem ProgDay 2001 und Baja Prog 2001 zu spielen und wir waren sehr erfolgreich dort. Das war die Zeit, in der wir zu realisieren begannen, dass "wir eine PROGRESSIVE Band sind". Einige unserer Mitglieder hatten keine Ahnung von progressiver Musik, bevor sie in Discus einstiegen.

Zurückblickend kann ich sagen, dass der Weg, den die Band genommen hat, sich als Vorzug herausgestellt hat. Wir konnten nicht wie heute klingen, jetzt ist der Background der Mitglieder gleich. Zum Beispiel: wenn ich Jazz gemocht hätte, wären wir eine Jazzband geworden. Zu Beginn war das nicht einfach.

Für unser 1. Album hatten wir keinen Produzenten, so produzierte ich selbst, weil wir nirgendwo Hilfe bekommen konnten. Während wir für "…tot licht!" mit Andy Julias einen Produzenten hatten, der auch Präsident der Indonesischen Progressive Society ist. Er war vor vielen Jahren ein progressiver Schlagzeuger und ist als Produzent geübt. Er spielt akustische Steelgitarre auf dem Track "P.E.S.A.N.", während ich klassische Nylon- und 21-Saiten Harfen-Gitarre spiele. Durch sein akustisches Gitarrenspiel wird der Song erst richtig gut."
ragazzi: "Seit wann ist Progressive Rock in Indonesien überhaupt und für Dich speziell bekannt? Gibt es weitere Bands? Was bedeutet The Indonesian Progressive Society? Wer steht dahinter? Gibt es in Indonesien Strukturen für Progressiv Rock wie Labels, Bands, Fans, Fanzines, usw.?"
Iwan: "Jetzt gibt es die IPS, die indonesische Progressive Gesellschaft und es gibt einige neue progressive Bands, die Alben mit origineller Musik einspielen. Aber als wir mit Discus starteten, war das anders. Es gab keine Bands, kein Publikum, keine Gesellschaft und die Musikindustrie war schrecklich. Die indonesische Progressive Gesellschaft wurde 2001 von Andy Julias gegründet, der damals Direktor einer Radiostation war. Er war gegen die Trendsachen und startete jede Montagnacht mit einer progressiven Stunde und ich denke, das war der Beginn.

Natürlich gab es in den 1970er und zu Beginn der 1980er Jahre Rockbands, die progressive Musik schrieben und spielten, wie viele damals, Genesis, YES, ELP und Queen beeinflussten eine Menge Bands weltweit. Aber in Indonesien nannten sie sich nicht progressiv; sie nannten sich selbst einfach Rockbands. Aber diese Tage sind lange vorbei und seit dem Ende der 1980er Jahre existierte Progressive Rock überhaupt nicht mehr. Ein bedeutendes Album in den 1970ern war "Guruh Gipsy", das ELP-Prog mit Gamelan mixte. Andy Jualias Band, Makara, spielte zu Beginn der 1980er AOR mit progressiven Einflüssen. Was damals populär war."
ragazzi: "In Indonesien leben, wie ich weiß, unterschiedliche Zeitalter nebeneinander. Viele Menschen leben ganz modern, andere sehr traditionell wie zu Urzeiten. Das Land hat eine Menge Inseln und es existierten viele Religionen. Wo gibt es den kulturellen Grund für Progressive Rock? Was denkst Du über Indonesien überhaupt?"
Iwan: "Du hast Recht mit Indonesien. Kulturell gibt es keine Basis für Progressive Rock! Wir mussten hier unseren eigenen Weg finden!
In Indonesien gibt es sehr viel native Musik, ethnische Musik. Aber eine Menge der jüngeren Leute sind auf MTV und MTV gestylte Musik aus. In mehr rückständigen Gebieten lebt die ethnische Musik als Teil der Kultur weiter. Es macht mich traurig, wir haben diese vielfältige beeindruckende Kultur und niemand weiß etwas davon. Das balinesische Gamelan ist eine der besser bekannten Sachen, aber es gibt sehr sehr viele Traditionen, die völlig unbekannt sind, nicht nur für andere Länder, auch in Indonesien selbst. Darum haben wir in "System Manipulation" den Stil der Ot Danum Dayak Tradition von Borneo eingefügt, weil niemand etwas davon weiß, die Musik packt mich wirklich. Wir haben es nicht in der puren Form getan, aber wir haben es mit anderen ethnischen Formen gemixt."
ragazzi: "Einige von euch danken Allah, anderen danken Gott und Jesus Christus. Sind verschiedene Religionen kein Problem für Euch als Band?"
Iwan: "Nein, überhaupt nicht. Ich kann nicht verstehen, warum die Menschen aus Religion ein so großes soziales/politisches Thema machen, traurigerweise ist das so! Speziell, wenn Politik eingreift. Religion sollte für jeden persönlich sein, aber dann wird es ein soziales und schließlich ein politisches Problem. Religion kann nur persönlich sein, auch wenn es soziale Tendenzen berührt, aber es sollte eine ganz persönliche Sache sein. Ein persönlicher Glaube."
ragazzi: "Wie sieht deine persönliche musikalische Entwicklung aus und die der Band? Ist Discus euer Job oder eher ein Hobby?"
Iwan: "Discus ist nicht unsere tägliche Arbeit. Wir würden froh sein, wenn es so sein KÖNNTE, wie bei vielen Popbands, aber unglücklicherweise funktioniert das nicht, Discus macht nicht permanent genug Geld. Etwa die Hälfte der Bandmembers sind professionelle Musiker und die andere Hälfte macht andere Sachen. Ich selbst komponiere weiterhin, habe andere musikalische Projekte außerhalb von Discus und zudem ein kleines Unternehmen. Zusätzlich habe ich einen Job, der mit Musik nichts zu tun hat. Aber ich habe eine Menge anderer musikalischer Aktivitäten außerhalb von Discus.

Anto, Eko und Krisna sind professionelle Musiker. Hayunaji, unser Schlagzeuger, führt ein Doppelleben. Er ist Banker UND professioneller Schlagzeuger! Es gibt eine Popsängerin/Songwriterin, die sehr bekannt ist, Melly Goeslaw, die keinen anderen Schlagzeuger haben will, weder bei Aufnahmen noch im Konzert. Wie er (Hayunaji) das macht, weiß ich nicht, aber irgendwie haut es hin! Manchmal macht Melly eine Tour durch das ganze Land und Hayunaji fliegt jeden zweiten Tag nach Jakarta zurück, um seinen Job in der Bank zu machen und fliegt dann zum nächsten Gig in die nächste Stadt, um Melly und die anderen Musiker zu treffen. Ich weiß, dass ich das nicht könnte!"
ragazzi: "Ist Rockmusik im TV und Radio ein Thema in Indonesien?"
Iwan: "Ja, das indonesische Fernsehen wird dominiert von MTV Musik. Alle Themen in Werbung und Soundtracks sind im MTV Stil: Metal, Rap, Dance, Pop, das gleiche wie in Europa und den USA. Es ist alles "amerikanisiert". Hier und dort gibt es einige ethnische Stile, aber das sind nur wenige. Die meisten populären indonesischen Popmusiker spielen in dem "amerikanischen" Pop- oder Rockstil."
ragazzi: "Seid ihr in Kontakt mit Prog Labels und Fans weltweit?"
Iwan: "Ja, wir versuchen es. Aber es ist nicht einfach. Wir haben Freunde, die Prog lieben. In den USA sind wir gute Freunde von Peter Thelen vom Expose Magazin und Peter Renfro vom ProgDay. Aber wir leben so weit weg in Indonesien. Aber wir sind in Kontakt mit Musea in Frankreich und Gohan, unserem japanischen Label."
ragazzi: "Das Zusammentreffen von Musikern als Band ist oft Glückssache. Wie funktioniert das in Discus? Mögen alle involvierten Musiker, was ihr spielt?"
Iwan: "Für "…tot licht!" arbeiteten wir alle zusammen, aber ich machte die finale Auswahl über das Material und die Arrangements. Fadhil schrieb eine Menge, Anto und Kiki schrieben auch etwas. Aber nachdem ich die finalen Arrangements festgelegt hatte, veränderte sich später noch einiges während der Aufnahmen durch Andy, den Produzenten, was ja der Job des Produzenten ist. Normalerweise hat er die Arrangements nicht verändert, aber er veränderte die Art, wie wir sie spielten.

Ich schrieb "Music for 5 Players" komplett selbst. Auch "System Manipulation" stammt von mir. Ich schrieb alles außer dem improvisierten Schlagzeugsolo, das Schlagzeug und die ethnischen Vokalparts. Aber ich schrieb die Keyboards, Bläser, Violine, Gitarre und Bass. Wie klassische Komponisten, die jede Note für Symphonien schreiben, habe ich es gemacht. Aber "System Manipulation" ist Rock und so musste ich Raum für improvisierte Soli lassen. Noten für das Schlagzeug schrieb ich nicht, das musste ich dem Schlagzeuger überlassen. Auf dem 1. Album gibt es einen Track namens "Fantasia Gamelantronique", für den ich den Drumpart geschrieben habe.

Kiki schrieb "Breathe" für Bassgitarre und alle Stimmen und Texte. Anto schrieb die instrumentalen Teile. Anto sang auch den "growling thrash metal" Gesang in dem Stück, das zeigt seine Entwicklung, er war komplett auf Jazz und Klassik eingeschworen, als er in Discus einstieg.

"Anne" ist ein Song von Fadhil, aber es war original viel kürzer. Anto hatte einige instrumentale Parts und wir jammten darüber und arbeiteten die anderen Parts aus. Ich schrieb die Bandparts, Anto´s Part und Fadhil´s erste Teile und machte eine 20 Minuten lange Struktur daraus, in die ich meine eigenen Parts und Melodien einfügte. Dann gaben wir es Kiki, Texte dafür zu schreiben. Aber es ist Fadhil´s Idee, über Anne Frank zu schreiben. Die hauptsächlichen Vokalmelodien stammen von Fadhil. Die mittlere Pianosektion wurde von mir geschrieben und Krisna spielte es. (Ich bin auch Pianist.)

"Verso: Kartini" und "P.E.S.A.N." hat Fadhil geschrieben. Aber in Verso gibt es einige Teile, die von Anto und mir geschrieben wurden."
ragazzi: "Sind deine personellen Vorlieben so weit gefächert, dass alle verschiedenen Stile in einem Zusammenhang gespielt werden? Spielt ihr die Songs live auf die gleiche Weise?"
Iwan: "Ich fing an, klassisches Piano zu lerne, seit ich 5 war, klassische Gitarre seit ich 10 war und mit 13 lernte ich, Cello zu spielen, aber die meisten meiner Aktivitäten fanden im Rock statt. Mein älterer Bruder spielte Blues Rock und er zeigte mir, wie man spielt, als ich noch ein Kind war. Ich machte auch einige andere Sachen, als ich auf dem Gymnasium war, im Chor singen, Musicals schreiben, Folksongs singen usw. Auf der Universität studierte ich Klassik, Jazz und zeitgenössische Avantgarde. Ich liebe verschiedene Arten von Musik. Alten Rock wie Grand Funk Railroad, Led Zeppelin und progressive Bands wie YES, Kansas, Genesis bis zur Avantgarde, Klassik, Jazz, Chick Corea, John Coltrane, Vokaljazz wie von Manhattan Transfer, Flora Purim, usw. Verschiedene Perioden der Klassik, von der Renaissance bis zur modernen Avantgarde. Ich mag gegensätzliches, Impressionisten wie Debussy und Ravel und ebenso Schönberg, Webern und Bartok und die Art der neuen Komponisten. Jetzt merke ich, dass ich Linkin Park und Hilary Stuff ebenso mag. Und Dream Theater. Natürlich ethnische Musik.

Zudem mag ich Santana. Carlos ist erstaunlich! Er hat mit allen gespielt von Buddy Miles, John McLaughlin, Alice Coltrane, Wayne Shorter bis Michelle Branch und POD, extrem verschiedene Leute und er hat eine Art, alles ganz natürlich klingen zu lassen in jeder Situation, und er hat sich seine eigene Identität bewahrt. Nur zwei Noten und Du weißt, das ist Carlos. Kein anderer kann das! Für Progressive Rock, meine Favoriten sind YES, aber ich denke, dass Discus nicht wie YES klingt. The Dixie Dregs sind eine andere Band, die ich sehr verehre.

Oh ja, es ist interessant, zu sehen, wie verschiedene Sounds kombiniert werden können, man muss es nur ausprobieren.

Live spielen Discus die Songs genauso wie in den Aufnahmen. Aber normalerweise versuchen wird, ausgedehnt zu improvisieren."
ragazzi: "Was inspiriert euch? Wie komponiert ihr? Arbeitet ihr die Songs in Sessions aus? Sind die Arrangements die Arbeit der ganzen Band?"
Iwan: "Ich persönlich komponiere allein für mich, darin bin ich trainiert. Ich bin der hauptsächliche Komponist in der Band. Wenn ich das mache, schreibe ich jede Note für jedes Instrument. Aber ich mache es auch anders. Hängt von der Situation ab.

Seit ich komponiere, schreibe ich am Keyboard/Piano. Manchmal schreibe ich Noten auch ohne Instrument, wenn ich keines zur Hand habe, aber nicht oft. Aber so ist es mit dem Saiten- und Bläser-Arrangement für "P.E.S.A.N." geschehen. Selten komponiere ich an der Gitarre.

Wie auch immer, ich denke, dass andere Leute die Sache besser machen als ich, obwohl sie keine gelernten Komponisten sind. Zum Beispiel Fadhil, er ist ein großartiger Songwriter und hat wunderbare Ideen. Kiki schreibt auch, für mich ist er vor allem gut im texten, was ich überhaupt nicht kann. Kiki schreibt sehr einfallsreich, das könnte ich nie. Nun, beide, Fadhil und Kiki sind gute Texter und sie haben komplett unterschiedliche Stile.

Anto ist sehr gut darin, die schwierigen "Frank Zappa" - typischen Parts zu schreiben. Der instrumentale Teil von "Breathe" ist ganz seine Arbeit. Anto ist eben gut ausgebildet. Wir nähern uns von unseren verschiedenen Punkten einander an.

Die Arrangements? Normalerweise sind sie nicht die Arbeit der ganzen Band. Wenn ich eine Komposition oder ein Skript einbringe, braucht die Band nur vom Blatt zu spielen. Aber in einigen Songs gibt es Kombinationen. In "Kartini" gibt es einige Bandarrangements, genauso eine Menge von Fadhil.

Für "Breathe" schrieb Kiki Stimme und Bass und die Band spielt an dem Bassthema entlang, weil das die Basis der Songstruktur ist. Jeder entwickelte seinen eigenen Teil um den Bass herum. Dazu gibt es Anto´s instrumentalen Teil, das ist die Kombination.

Das ist von Song zu Song unterschiedlich. Im Booklet ist alles ziemlich detailliert angegeben. Da wird erklärt, wer welchen Part in welchem Song geschrieben hat."
ragazzi: "Wie viel Einfluss haben die einzelnen Musiker auf den Sound von Discus?"
Iwan: "Jeder bringt etwas ein. Aber der persönlichen Geschmack der einzelnen Musiker hat keinen Einfluss auf Discus."
ragazzi: "Discus hat bereits zwei Alben veröffentlicht. Wie ist der Kontakt zu Musea und Mellow Records zustande gekommen?"
Iwan: "Mit Mellow, via E-Mail. Wir haben verschiedene Progressive Rock Labels im Internet gefunden und ihnen Demos geschickt. Und Mellow war interessiert.

Nachdem wir auf dem ProgDay und Baja Prog gespielt hatten, sind wir mit vielen Labels in Kontakt gekommen. Als die Band professioneller wurde, wurde Kiki (Bass) unser Manager, Anwalt und leitender Produzent für das 2. Album. Kiki hat ein eigenes Label, Intrepid, und er hat Discus unter Vertrag genommen. Anschließend hat Intrepid die Master-Aufnahmen an andere Labels als Lizenz zur Distribution abgetreten, er hat die Labels gewählt, mit denen er arbeiten wollte. So wurde "…tot licht!" bei verschiedenen Labels veröffentlicht, in Indonesien, Japan und Frankreich (Musea). Im Augenblick ist Discus bei Kiki´s Label unter Vertrag und er ist derjenige, der die anderen Labels zwecks weltweiter Distribution kontaktiert."
ragazzi: "Habt ihr weitere Aufnahmen?"
Iwan: "Wir beginnen, das Material für das 3. Album zu schreiben."
ragazzi: "Euer zweites Album ist eine große Überraschung. Wie ist das Feedback? Habt ihr viele CDs verkauft?"
Iwan: "Ich weiß nicht, wie viele CDs wir verkauft haben. Aber ich kann sagen, dass die besten Reaktionen aus Europa kamen, vor allem aus Deutschland und Japan. Ich sage das nicht, weil du in Deutschland lebst. Das ist einfach so."
ragazzi: "Wie wird Discus zukünftig klingen?"
Iwan: "Das kann ich nicht vorhersagen, wir haben noch nicht begonnen, neues Material zu schreiben. Aber wenn es nach mir geht, werden wir nicht versuchen, noch einmal etwas wie "…tot licht!" zu machen. Das mag etwas befremden, aber ich weiß nicht, wie es werden wird. Es wäre langweilig, dasselbe noch einmal zu machen. Alle großen Bands haben sich entwickelt. YES, Rush, Kansas, King Crimson, alle haben sich verändert. Genesis haben sich am extremsten verändert und wir werden es gewiss nicht wie Genesis machen. Aber Rush haben sich langsamer entwickelt, natürlicher. "Signals klingt kein Stück wie "Hemispheres". Dazwischen liegen nur 4 Alben.

Wenn ich sage, dass Rush sich natürlicher entwickelt hat, meine ich nicht, dass das bei Genesis nicht der Fall war. Das muss jeder selber wissen. Wir sehen das nur von weit außen."
ragazzi: "Was sind eure Zukunftspläne?"
Iwan: "Nun, wir müssen offensichtlich unser 3. Album schreiben und wir hoffen, in Europa auftreten zu können, schon wegen der guten Reaktionen von dort."
ragazzi: "Ich danke dir für die Antworten."

VM




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