Andromeda

Andromeda lieferten gerade mit "II=I" ein fabelhaftes Prog Metal Album ab. In den letzten Jahren war Prog Metal schon zum Schimpfwort geworden. Viele bessere Bands haben sich dem Genre abgewandt und nun kommen die Schweden und packen 9 beeindruckende Songs auf ihr zweites Werk. Da ist also doch noch was zu machen. Überhaupt ist Schweden ein Aushängeschild für gute Musiker. Genügend Gründe, bei der Band nachzuhaken. Johan Reinholdz beantwortete per email meine Fragen, ging aber leider nicht immer wie gewünscht darauf ein.


ragazzi: "Zuerst einmal, wie fing es an mit Andromeda? Welche Musik wolltet ihr machen? Seid ihr studierte Musiker - oder studiert ihr noch?"
Johan: "Die Band wurde 1999 gegründet, als ich einen Deal mit WAR-Music unterschrieb, die heute New Hawen Records heißen, unser aktuelles Label. Sie hatten ein Demo gehört, dass ich 1998 aufgenommen hatte. Es enthielt progressive, instrumentale Stücke und sie fragten mich, ob ich ein Album in der Art schreiben könnte, inclusive Gesang. Die Firma kontaktierte Thomas Lejon und wir machten uns an die Arbeit für "Extension of the wish" (erstes Album der Band von 2001, Red.). Thomas kannte Martin und Gert, die schnell in die Band kamen. Martin kannte David und er stieß im Frühjahr 2000 dazu. Martin und David haben beide auf der Universität für Musik in Malmö studiert. Ich selbst hatte Gitarrenunterricht im Alter von 9 bis 17. Seitdem arbeite ich als Gitarrenlehrer. Thomas hat sich alles selbst beigebracht, denke ich."
ragazzi: "Woher kommt die musikalische Inspiration? Welche musikalischen Modelle schweben euch vor und wie hat sich das in den Jahren geändert?"
Johan: "Wir hören alle sehr unterschiedliche Musik, obwohl es schon einige Gemeinsamkeiten gibt, so U.K., Dream Theater, Rush, Metallica, Meshuggah usw. Ich selbst höre sehr unterschiedliche Musik. Alles mögliche von Rimsky-Korsakov und Schubert bis Ice Cube, Morbid Angel, Depeche Mode und Miles Davis. Quasi alle Genres haben gute Musiker. Und ich meine, nicht alle Musik, die wir hören, bringt ihre Einflüsse in Andromeda ein, es inspiriert uns auf verschiedene Weise."
ragazzi: "Ihr seid alle sehr perfekt an euren Instrumenten - ist Musik euer Job oder verdient ihr eure Brötchen mit was anderem?"
Johan: "Herzlichen Dank! David ist der einzige, der von Musik lebt. Er hat eine Menge Gigs, wo er Covers spielt usw. Der Rest von uns hat einen Job oder studiert."
ragazzi: "Eure Musik ist ein sehr technischer Progressive Metal. In den Neunzigern gab es eine Menge Bands, die diese gute Musik einfach zu schlecht gemacht haben. Was denkst Du über Prog Metal überhaupt? Heute gibt es weniger und dafür bessere Bands, die Prog Metal spielen. Hast Du eine Ahnung, warum das so ist?"
Johan: "Keine Ahnung. Ich bin nicht so gut informiert über die laufende Progressive Szene. Sicher, ich lese Magazine und checke Musik über´s Internet, aber ich höre nicht nur die ganzen Prog Sachen. Ich liebe Opeth und Karmakanic, zwei sehr gute Bands. Die Flower Kings sind auch nett."
ragazzi: "Wer ist der Komponist in der Band? Arbeitet ihr die Songs in Sessions aus? Es gibt so viele einzelne Ideen in den Stücken, hat die komplette Band daran gearbeitet oder ist alles die Arbeit eines einzelnen? Steht ihr alle hinter Andromda oder ist es für einige von euch nur ein Job?"
Johan: "Es sind vor allem Martin und ich, die die Songs schreiben. David und Thomas bringen auch einige Ideen ein. David und Martin schreiben die meisten Lyrics. Ich schrieb die Lyrics für das erste Album. Manchmal schreiben Martin und ich Sachen zusammen, wir mixen Ideen. Mal habe ich ein Riff und Martin bringt sie in einen Zusammenhang und seinen Part ein - so ist es bei "Mirages" gewesen. Einige Songs sind während der Proben entstanden, wie "Encyclopedia", aber die meisten Sachen sind separat von Martin oder mir fertig komponiert worden."
ragazzi: "Eine Menge Songs sind komponiert worden, seit es Rock´n´Roll gibt, auch im Prog Metal. Ist da überhaupt noch genügend "Platz" für weitere Songs, oder wird es einen Tag geben, an dem die Musik zu Ende ist?"
Johan: "Ich denke, dass Musik sich immer weiter entwickeln wird. Neue Stile und Innovationen kommen nicht einfach aus dem Blauen. Ich denke, verschiedene Stile, die es bereits gibt und die bisher nicht gemixt waren, werden zu neuem kombiniert. Es ist immer schwer, originelle Musik zu schreiben, keiner kann das 100%ig, man kann nur etwas aus Dingen machen, die man in sich hat, die man schon mal gehört hat. Darum ist es wichtig, sehr verschiedener Musik zuzuhören, um ein guter Songwriter zu sein. Dann hast Du einfach mehr Inspirationsquellen."
ragazzi: "Es gibt zwei unterschiedliche Ansätze, auf Prog Metal zu stehen. Die einen mögen die technischen Dinge, die anderen mehr die songorientierten Sachen. Die meisten Bands stehen irgendwo dazwischen. Wie sieht das bei euch aus? Macht ihr euch darüber Gedanken?"
Johan: "Vielleicht. Aber ich denke nicht, dass ein Songs, der komplizierter ist, musikalischer ist als ein einfaches Stück. Ich verstehe den Zusammenhang nicht. Ich höre Musik und entscheide mich für das, was mich anspricht, ob es nun kompliziert ist oder nicht. Für mich sind die technischen Sachen ein Werkzeug, richtig intensive Songs zu schreiben. Aber die Technik ist nicht in sich selbst wertvoll, es ist nur ein Vehikel, ein Werkzeug."
ragazzi: "Das fünfte Stück "Morphing Into Nothing" ist für mich euer bester Song. Schön komplex, intensiv und gut gespielt. All eure komplizierten Sachen sind gut gespielt. Ist es das, was ihr am meisten mögt?"
Johan: "Es ist schwer zu sagen, was wir am meisten mögen. Ich mochte es, "Morphing..." zu spielen, aber auch "Castaway", ich liebe alle Songs. Wir brauchen die Variation, die Dynamik."
ragazzi: "Wenn Musik keine stilistischen Grenzen hätte, wie würde Andromeda klingen?"
Johan: "Keine Ahnung. Genauso wie jetzt, glaube ich. Tut mir leid, aber die Frage verstehe ich nicht."
ragazzi: "Wovon handeln die Lyrics?"
Johan: "Die Lyrics für das erste Album habe ich allein geschrieben, das waren abstrakte Beschreibungen von Stimmungen und Gefühlen. Das sind die Themen, die ich bevorzuge. Martin und David haben die Lyrics für "II=I" geschrieben und sie sind viel konkreter. Martin hat sehr persönliche Dinge geschrieben, darüber muss er selbst reden. Die letzten drei Stücke gehören zusammen, es ist eine Art Suite, die musikalisch und textlich zusammenhängt. Das Thema ist Schizophrenie. Ein Mann kämpft gegen einen zweiten bösen Geist in seinem Kopf. Worum es in Davids Texten geht, kann ich nicht genau sagen. Im ganzen verbreiten sie eine düstere Stimmung. Wie all unsere Lyrics, haha."
ragazzi: "Aus Schweden kommen eine Menge Bands. Kannst Du Dir denken, warum?"
Johan: "Oh ja, wir haben eine Menge guter Bands, erfolgreicher Bands. Das ist total cool und ein bisschen komisch für so ein kleines Land. Ich denke, das liegt daran, dass wir eine Menge guter Musikschulen haben, die alle sehr billig sind. Jeder, der will, kann singen oder ein Instrument erlernen, man muss keine teuren privaten Lehrer engagieren. Zudem ist Schweden der englischen Kultursphere sehr aufgeschlossen, der englischen Sprache und der Pop/Rock-Bewegung seit ihrem Beginn, so dass wir mittlerweile eine große Tradition in Pop/Rock Musik haben."
ragazzi: "Gibt es Sideprojects von Andromeda? Welche Musik wird da gespielt?"
Johan: "Ich habe eine weitere Band namens Nonexist neben Andromeda. Wir haben 2002 ein Album veröffentlicht: "Deus deceptor". Wir spielen Death/Thrash/Heavy Metal. Johan Liiva von Arch Enemy ist der Sänger. Nebenbei habe ich ein elektronisches Projekt namens Kontinuum. Noch nichts richtig ernsthaftes. David singt mit einer Menge verschiedener Bands und Projekte, ich kenne sie nicht alle. Thomas ist Mitglied in der Prog-Band ACT. Sie tourten durch Deutschland als Support-Act für Saga. Martin ist involviert in verschiedene Techno-, Symphonic- und Pop-Projekte."
ragazzi: "Gebt ihr dieses Jahr Konzerte?"
Johan: "Ich hoffe. Es ist noch nichts gebucht. Wir versuchen gerade, einige verschiedene Agenturen auf uns aufmerksam zu machen, das ist jedoch nicht so einfach. Wir bleiben am Ball. Vielleicht diesen Frühling, wir werden sehen."
ragazzi: "Etliche Bands bringen DVDs heraus. Wie ist das mit euch?"
Johan: "Wäre schon cool. Aber zur Zeit haben wir da keine Pläne."
ragazzi: "Wie sehen eure Zukunftspläne aus? Was werden wir als nächstes von Andromeda erwarten können?"
Johan: "Mehr großartige Musik. Hoffentlich lange Touren, hehe. Wir versuchen weiter, unser Spiel und unsere Musik zu verbessern."

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