Ahvak Interview im August 2004-08-25

Fischhäuten - FaF wie wir Ozean-Menschen zu sagen pflegen

Im Januar 2004 wurde das Debüt von Ahvak bei Cuneiform Records veröffentlicht. Die israelische Band ist sehr viel beschäftigt, so dass meine Fragen, die ich immerhin schon im April an die Band sandte, just jetzt im August beantwortet wurden. Die Band spielt nicht nur grandiosen Avant Prog, die beiden mir antwortenden Musiker Udi Susser und Roy Yarkoni haben auch einen netten Humor, der die Übersetzung zu einer kniffligen Sache machte! Hier und jetzt also das Resultat, viel Spaß beim Lesen - und nur nichts zu ernst nehmen
(bis auf die letzten Antworten)!


ragazzi: "Wie und wann kam die Band zusammen? Was waren eure musikalischen Einflüsse?"
Udi: "Das ist wirklich eine einfache Geschichte. Wir alle trafen uns während einer Konferenz für Fischfarmer auf den Hebriden. Sodann gingen wir dazu über, die extensiven und Schwindel erregenden Techniken des Fischhäutens (Fischhäuten - FaF wie wir Ozean-Menschen zu sagen pflegen) zu studieren. Wir konnten nicht helfen, als wir bemerkten, dass Yehuda einige Probleme damit hatte, die Kunst des "FaF" zu begreifen, weil seine Sicht von einem 10 Gallonen großen Eimer voll Cocoa ™ versperrt war, an dem zu schlürfen er zu tun hatte. Zudem fragte Ishay beharrlich nach den Tabs der "FaF", so dass er zu Hause praktizieren konnte. Außerdem war Roy dabei, "FaF" in "GbG" umzukehren und zu vertauschen, während Dave nachdrücklich zum Ausdruck brachte, dass Fisch überhaupt, und "FaF" im besonderen, rein faktisch, tot seien. Udi S. arbeitete daran, den "FaF" auszubauen und ihn in einen 11/7 umzuwandeln, während er das Schlagzeug diametral statt polyrhythmisch ™ in 653/23 wechseln ließ, damit es eingängig bleibt. Das Ende war, dass Udi K. so tief in der Arbeit steckte, dass er nicht bemerkte, dass er eine Verabredung mit dem Mann mit dem Hut ™ hatte. So war das unvermeidliche Ende erreicht - wir mussten unsere aquatischen Beschäftigungen verlassen und eine Rockband werden. Und da kommst Du. Nach Einflüssen fragst Du? Warum sollte ich nicht sagen: die kollektiven Einflüsse sind so weit, wie Musik überhaupt, variierend von diversen und verschiedenen Genrekupplungen wie von Death Metal zu Minimalismus, New Wave zu Musique Concrete, Barock zu Serialismus und natürlich Prog in all seinen Inkarnationen von Symphonic zu RIO. Die Einflüsse neuerer musikalischer Gruppen, die genannt werden sollten, sind Hamster Theater, Alamaailman Vasarat, Sleepytime Gorilla Museum, Charming Hostess, Mr. Bungle, Koenji Hyakkei, Miriodor und, logisch (sorry, Dave) 5uu´s, Present, Thinking Plague."
Roy: "Ich traf Ishay auf einem israelischen Progressive Rock Forum. Er suchte Musiker, um eine Progband zu gründen, ich ebenso. Ishay war sehr von Metal und Progmetal beeinflusst. Ich liebe den 1970er Progressive Rock, zudem elektronische und alternative Musik. Ich erinnere mich, dass die erste Session purer Metal war und ich dachte schon, es würde unsere letzte sein. Aber wir sprachen darüber und kamen überein, 70er Progrock zu spielen. Wir suchten nach einem Gitarristen und Yehuda Kotton, von demselben Prog Forum, kam in die Band. Yehuda ist ein großer Avantrock Fan, das beeinflusste den Sound der Band. Schließlich suchten wir, wie so manche gute Progband, nach einem Flötisten. Yehuda erzählte uns von einem Freund namens Udi Susser, der Flöte spielen kann. Udi kam hinzu. Da wussten wir noch nicht, dass er jedes andere Instrument ebenso spielen kann. Udi ist ein großer Avantrock Fan mit Vorliebe für moderne Klassiker und beschissenen 80er Jahre Wavepop. Mit ihm wurde die Musik deutlich avantgardistischer und komplizierter. Als Dave Kerman nach Israel zog, hörte er von einer israelischen Band, die Avantrock spielt. Er kam in die Band und seitdem veränderte sich die musikalische Orientierung deutlich, wurde viel komplexer, moderner, avantgardistischer, wie auf der CD zu hören. Wir nahmen das Album mit Udi Koomran auf, der schon mit anderen Avantrockbands gearbeitet hatte, wie 5uu´s und Present. Udi Koomran steuerte den einmaligen Ahvak Sound bei."
ragazzi: "Welche Rolle spielte Dave Kerman neben dem Schlagzeugspiel? Wie groß ist sein Einfluss (und der Bands in der spielte)?"
Udi: "Die Wichtigkeit von Dave im Gruppenkontext kann nicht übertrieben werden. Erstens, einen Musiker von einem solchen Kaliber unter uns zu haben, zwang uns, unsere lahmen Ärsche zu bewegen und echte Sachen zu komponieren. Damit änderte sich alles, aus "Spielen zum Vergnügen" wurde "Spielen für die Kunst" (mein Gott, ich klinge so wichtigtuerisch, ich sollte erschossen und den Piranhas vorgeworfen werden). Zweitens, jetzt konnten wir die kompliziertesten Schlagzeugparts schreiben, im Wissen, Dave würde sie richtig spielen und uns alle alt aussehen lassen (was er wiederholt tat). Drittens, er erinnerte uns daran, dass wir alle de facto tot seien, und dass wir einen Nachweis für das Gegenteil brauchten (was wir versuchten). Viertens, er produzierte die CD mit Udi Koomran, was eine ganz neue Tiefe in den Mix brachte und letztlich hat er cooles blondes Haar, das uns Israelis arg fehlt."
Roy: "Zuerst, Dave setzte höhere und professionellere Standards, Musik zu schreiben und zu spielen. Er machte uns Mut, komplexere und anspruchsvollere Musik zu komponieren und sehr hart zu üben, über mehrere Monate. Zudem gab er uns Tipps, die Musik zu arrangieren und schenkte jedem kleinen Detail Beachtung. Als wir uns bereit fühlten, aufzunehmen, brachte uns Dave mit Udi Koomran in Kontakt, um seine Vision eines modernen Computerkomponisten und -produzenten einzubringen. Stets sagte er, die Musik dieses Jahrhunderts müsse höheren Standards des Schreibens, Spielens erfüllen und die Nutzung neuer Produktionstechniken erlauben. Ich denke, dass Ahvak ohne seine Vision komplett anders klingen würde, die Band hätte gar Verdun geheißen. Obwohl Dave keine Musik für Ahvak geschrieben hat, kann ich sagen, dass sein Einfluss sehr groß ist."
ragazzi: "Wie sieht der musikalische Background der Bandmitglieder aus? Spielt ihr in weiteren Bands neben Ahvak?"
Udi und Roy: "Dave Kerman braucht keine Vorstellung (obwohl er eine Fußmassage gebrauchen könnte). Udi Koomran ist wohl bekannt für seine Arbeit mit 5uu´s, Present und die israelische Band The Tractor Revenge. Ishay spielte Bass in einer lokalen Death Metal Band namens "Dalmerots Kingdom", während Yehuda friedevoll Cocoa trank und Gitarrenmusik auf seinem Computer komponierte. Udi Susser studierte Musik in England und auf dem Jerusalem Konservatorium und nahm später verschiedene, zuhause eingespielte Tapes in seiner knappen Zeit während des Medizinstudiums auf. Roy studierte auf einem lokalen Konservatorium, später an der Rimon Schule für Jazz und moderne Musik. Später nahm er einen Kursus in elektronischer Musik, was ihn dazu brachte, eine CD mit elektronischer Musik aufzunehmen, nachdem Ahvak veröffentlicht worden war. In diesen Tagen arbeitet Udi Koomran mit einer neuen israelischen Progband namens Sympozion zusammen, während er an vielen weiteren Projekten beteiligt ist. Dave ist nach Denver, USA, gegangen und hat mit seiner neuen Plattenfirma - RER USA - zu tun. Yehuda trinkt immer noch Cocoa, schreibt hoffentlich neue Musik für Ahvak und bastelt an bestimmten Webseiten herum. Udi Susser ist ständig (sehr) mit seiner Assistenzarztstelle als Psychiater am Sha`ar Menashe Zentrum für mentale Krankheiten beschäftigt, schreibt aber nebenbei neue Musik für Ahvak, wenn noch Platz in seinem Kopf ist. Ishay und Roy sind in einige neue Projekte involviert, in einem namens Thin Lips haben sie kurz nach Ahvak eine CD veröffentlicht, die einen Mix aus poetischer Lyrik und elektronischer Musik plus Prog enthält. Thin Lips haben eine Liveshow in Israel. In einigen anderen neuen Projekten von Roy und Ishay (auch das unzertrennliche dynamische Duo genannt) haben sie eine Avantrock CD mit Jewlia Eisenberg und eine CD mit lokal bekannten israelischen Sängerinnen aufgenommen. Roy arbeitet ständig mit Avi Belleli, dem Gründer von The Tractor Revenge zusammen, sie produzieren die Musik für einen neuen israelischen Film. Und er komponiert Musik für das nächste Ahvak-Projekt. Und warum stricken!? Damit werden Pullover gemacht."
ragazzi: "Eure Kompositionen sind sehr professionell. Wie komponiert ihr? Könnt ihr was vom kreativen Prozess erzählen?"
Udi: "Normalerweise habe ich eine frühe Idee, die langsam in meinen Gedanken vor sich siedet (manchmal für viele, viele Monate), bis es fertig ist und aufgeschrieben werden kann. An diesem Punkt schaffe ich die komplette Struktur der Komposition, dann schreibe ich all die fehlenden Bits hinein, die ich aus einer weiten Skala musikalischer Techniken (vor allem, aber nicht ausschließlich der des 20. Jahrhunderts) nehme und die ich hier nicht wiedergeben will, um das Risiko zu umgehen, wieder wichtigtuerisch und akademisch zu klingen, ich denke nicht, das wir das wollen. Zudem kann ich nicht genug überbetonen, wie wichtig Katzen, Kochen, Klimaanlagen und Kartenspiele sind."
Roy: "Meine Methode ist zumeist intuitiv. Wenn ich eine Idee habe, fange ich an, daran herumzukomponieren. Ich weiß nie, wie das enden wird. Ich schreibe Musik in Cubase und überlasse die Inspiration dem Moment. Ich mag es auch, die ersten Knospen des Kompositionsprozesses mit verschiedenen technischen Serien zum Hauptmotiv anzulegen (Umkehrung, Verdrehungen, Matrizen), die ich später frei in der Komposition verwenden kann. Ich kümmere mich nicht um klassische Strukturen, harmonische, fortschreitende Gesetze oder kontrapunktische Gesetze. Ich vertraue meinen Ohren und experimentiere. Normalerweise ist das ein schneller Prozess. Am nächsten Tag höre ich mir an, was ich getan habe und verändere, was nötig ist und beende die Komposition, bis ich fühle, dass die Komposition eine komplette Einheit ist und keine weiteren Veränderungen braucht."
ragazzi: "Habt ihr weiteres Material auf diese Weise komponiert?"
Roy: "Nun, ich vermied die Verwendung klassischer Techniken in allen anderen Projekten, in denen ich involviert war. Das Schreiben von Noten ist allein Ahvak gewidmet. Bei der CD mit elektronischer Musik und Thin Lips lag der Fokus im kreativen Nutzen von Samples, Improvisationen und Computerproduktion. Ich plane für das kommende Ahvak Album, Techniken mit mehr klassischen Themen zu verwenden, um etwas zu schaffen, was ich bisher nicht kreiert habe."
Udi: "Wenn die Frage lautet, ob wir mehr CDs mit Musik, die wie Ahvak klingt, unter dem Sofa haben, dann lautet die Antwort nein. Es gibt frühere Dinge, die ich zuhause aufgenommen habe, auch mit dem laufenden Line-Up, bevor Dave vorbeikam, aber das alles sind nur evolutionäre Schritte. Udi Koomran hat vorgeschlagen, einige der Ideen auf der kommenden Anthology "Ahvak - the early yeras (when fish were men)" zu verwenden. Wie Roy gesagt hat, wird der Computer in der Zukunft mehr als Tool für Kompositionen genutzt werden. Das soll nicht heißen, dass wir uns völlig darauf verlassen (ich bin dagegen), aber wir werden versuchen, uns zu verändern und weitere Gesetze zu brechen, wenn wir das nicht tun, wird alles weitere Streben sinnlos sein."
ragazzi: "Woher kommen die Ideen für die Musik? Wie arrangiert ihr die Songs?"
Udi: "Ideen kommen. Normalerweise uneingeladen und in einfacher Form. Wenn sie bezähmt sind, arrangiere ich sie (wie bereits gesagt) als komplett geformte Stücke, die ich auf dem Computer schreibe (ich benutze Sonar) und den Bandmitgliedern gebe. Dave lernte seinen Teil in 3 Sekunden, der Rest brauchte ein wenig länger, und stets beklagen sich an diesem Punkt alle über alle Sorten netter Sachen - "der Bass kann nicht so leise sein", "das Piano ist nicht fett genug", usw. Du weißt, Kinder… Wir geben und geben. Wo investiere ich nur meine Ausbildung?"
Roy: "Das kann eine Idee sein, die ohne Grund in meinem Kopf umgeht. Das kann bei einer Jam entstehen oder gerade beim Improvisieren, wenn ich zufällig ein sehr interessantes Motiv spiele (wie es mit dem ersten Motiv von "Yawners" war). Das kann ein Sample sein, den ich sample, damit spiele oder in verschiedenen Kombinationen verwende. Ein paar Tage später spiele ich das Motiv wieder und neue Ideen fallen mir dazu ein, die dazu passen oder ich prüfe verschiedene Tonserien des Motivs, bis es passt. Wenn ich es mit Cubase und meinem Sampler aufnehme, lass ich mich von der Musik leiten und neue Musik kommt dabei heraus. An diesem Punkt arrangiere ich die Musik, für Ahvak für Liveband mit Schlagzeug, Bass, Gitarre, Piano/Synthesizer und Flöte/Synthesizer."
ragazzi: "Könnt ihr mir ein kurzes Profil jedes Songs von der CD geben?"
Udi:












"Es gibt einen vagen lyrischen Faden auf der CD, der sich mit "Kommunikation" beschäftigt und das Fehlen derselben, die Musik transportiert dieses Thema in einem bestimmten Umfang. Aber die wahre Natur der Musik ist offen für die Interpretation und subjektive Wahrnehmung des Hörers, und nur wenn die Musik beim Hörer funktioniert, ist die Komposition vollendet. Eine rigide, allgemeine Idee zu diktieren, würde die Musik kastrieren und zu einem halbgaren, offensichtlichen Mutanten machen, den keiner von uns in einer schwach beleuchteten Gasse treffen wollte. Vielleicht mal abgesehen, dass dieser halbgare, offenbare Mutant eines der (ex) Spice Girls wäre, in diesem Fall würden wir sie einkleiden und auf Tee und Biskuit mit nach Hause nehmen, und zum Essen zu Mom.
Ein paar Anekdoten über die Songs: "Vivisection" hat nichts mit Tierexperimenten zu tun, auch wenn es ungeheure Sounds in der Mitte hat, "Bertha" ist keine Frau, "Moments" hat eine Kompositionstechnik, über die wir nichts bekannt geben wollen, um nicht zu wichtigtuerisch zu klingen, "Dust" ist 16 Minuten lang, "Cement" hat was mit den Beverly Hillbillies zu tun, "Yawners" hat seinen Namen von den Lyrics, die für den Song geschrieben und wieder gestrichen wurden und "Ironworks" hat etwas mit Fibonacci zu tun."
ragazzi: "Seid ihr mit dem Resultat eurer Arbeit zufrieden? Wird es mehrere CDs mit dieser Art Musik geben?"
Udi: "Die CD ist ein wertloses Stück Dreck, dass ich nicht einmal heruntergekommenen Metaldealern geben würde, wenn sie mich darum anbetteln und mir sagen würden, sie seien der Erstgeborene. Es sei denn, der Erstgeborene ist einer von den (ex) Spice Girls, in dem Fall würde ich sie einkleiden… usw."
Roy: "Ich bin mehr als zufrieden mit dem Resultat. Die Kombination von eher traditionellen Kompositionen mit moderner Computerproduktion ist genau, was ich mir vorstelle. Es gibt ein klares Statement, das gut rüberkommt. Ich bin auch sehr zufrieden mit der Soundqualität der CD. Ich bin mir sicher, dass wir mehrere CDs mit dieser Art Musik in der Zukunft spielen werden, aber wir müssen erst darüber sprechen, was "diese Art" heißt."
ragazzi: "Was wollt ihr mit der Musik rüberbringen?"
Roy: "Für mich selbst - Humor, Stimmungen, das Sanfte und das Böse, Gefühle, unsere Vergangenheit und Zukunft, Hoffnungen und Ängste ("hopes and fears" - nebenbei gesagt, eines meiner Lieblingsalben…), Träume und die Art, wie man ist oder fühlt an jedem Tag, sollte mit Musik ausgedrückt werden können. Wenn nicht, gibt es keinen Grund, Musik zu machen, oder Kunst überhaupt. Das sehen die anderen Ahvak-Mitglieder gewiss ebenso, aber, während ich ein fröhlicher Kerl bin, sind die meisten anderen Ahvak-Musiker zumeist eher depressiv oder pessimistisch und darum sehen sie die Musik von Ahvak entsprechend, obwohl sie eher lustig und hell ist…"
Udi: "Als Psychiater kann ich sagen, dass Roy´s "Fröhlichkeit" nur ein Schutzmechanismus für eine tief verstörte und verärgerte Seele ist… Sieh dir nur sein Lächeln auf dem Cover an, dann weißt du, dass er etwas verbirgt… Eigentlich will Roy auf einem Schlachthof für Schafe arbeiten, und hat Angst, dass die Gesellschaft ihn meidet. Nun, die Wahrheit ist, dass _meine_ Stücke die aufrichtigsten und optimistischsten sind… Das… muss… an… Stimpy´s… eiserner… Unterwäsche… liegen…"
ragazzi: "…das philosophische Konzept hinter Ahvak?"
Udi: "Philosophisches Konzept… Hmm… Das Konzept ist eine Verschmelzung verschiedener und widersprüchlicher Dinge - in die Zukunft und mit tiefem Respekt die Dinge der Vergangenheit zu sehen. Die Gesetze der Komposition zu nutzen und sie erkennbar zu verlassen, Computer und Elektronik als zusätzliche kompositionstechnische Tools zu nutzen, und nicht als Krach-machende-Loops-und-wiederholend-gleich-gespielte-Twiddles, ultimativ nicht die größte Objektivität zu verlieren, so dass die Musik (wenn auch subjektiv gesehen) "richtig" klingt, dass sie eine emotionale und intellektuelle Wirkung hat. In der Tat ist Musik, die frei von emotionaler Kraft ist, wie ein Hamster ohne Fußmasseur."
Roy: "Fortschritt in die Zukunft, ohne die Vergangenheit zu ignorieren. Zu benutzen, was die Vergangenheit uns bietet, was die Gegenwart bietet, und damit in die Zukunft zu starten."
ragazzi: "Wie gingen die Aufnahmen voran? Wer macht die weltweite Distribution?"
Udi: "Die Aufnahmen waren ein langer und schwieriger Prozess. Ein schräges Teil im Badezimmer aufnehmen; versuchen, atonale Gesanglinien zu singen; das E-Piano von Zeit zu Zeit wieder neu zu programmieren; und eine Katze zu haben, die hin und wieder überall uriniert - so sah es aus. Es dauerte mehrere Monate. Distribution macht Cuneiform Records, ohne die wir nur 3 ½ CDs an unsere Eltern verkauft hätten."
ragazzi: "Wie wichtig sind Technik und Instrument nach eurer Meinung?"
Roy: "Technik ist wichtig, aber nicht die wichtigste Sache. Ich schwärme immer für Kreativität und Inspiration, mehr als für technische Dinge. Technik ist kein Ziel für mich, aber eine Möglichkeit, das Ziel zu erreichen."
Udi: "Genau, genau."
ragazzi: "Habt ihr eure musikalische Identität gefunden?"
Roy: "Ich glaube, wir waren dem alle näher, bevor wir zu Ahvak zusammenfanden. Aber dies ist unser Debütalbum, ich gehe davon aus, dass wir weitere Alben aufnehmen werden. Unsere musikalische Persönlichkeit wird mehr und mehr herauskommen. Aber ich weiß nicht, ob wir sie jemals finden werden. Diese Suche ist es, die Menschen zu Kreativität antreibt."
Udi: "Ja. Ich denke, ich sah sie letzte Woche vorbeischlüpfen, es war zwar ein wenig diesig, aber ich kann schwören, es hatte ein drittes Auge und trug einen alten, roten Schal. Wenn es kein (ex) Spice Girl war…"
ragazzi: "Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?"
Roy: "Mein Ziel ist, dass unsere Musik nicht definiert werden kann."
Udi: "Roy hat ein gutes Ziel."
ragazzi: "Wie seht ihr die Zukunft der Rockmusik? Gibt es in Israel eine Prog Szene? Wie würdet ihr die jetzige Szene in Israel beschreiben?"
Udi: "Es gab aktuell so etwas wie einen Progressive Rock Boom in den letzten Jahren, nachdem das Israel Progressive Forum vor ein paar Jahren im Internet gestartet ist (wo auch unsere Band ihren Ursprung findet). Neben uns gibt ein paar weitere Bands, die alles Mögliche von RIO über Folk bis Neo Symphonic spielen, wie etwa Sympozion, Hot Fur, Ashqelon Quilt, Trespass, Sanhedrin, Mr. Toad, Sussita und Eggroll, um nur ein paar zu nennen, einige haben bereits CDs mit einigem Erfolg veröffentlicht. Es gibt jetzt auch ein israelisches Progressive Label - MIO. Das heißt nicht, das Israel jetzt ein berstender Kessel ist, in dem alles progressiv ist. Es ist definitiv eine Randerscheinung, aber nichtsdestoweniger eine Bewegung, die hoffentlich anhaltend bleibt."
Roy: "Ich habe keine Ahnung von der Zukunft der Rockmusik, von der Zukunft überhaupt. Die jetzige israelische Szene hat viele Bands, die meisten sind jung und beginnen gerade erst. Ich glaube, dass irgendwann ein neues israelisches Album veröffentlicht werden und Israel für seine wachsende progressive Szene bekannt sein wird."
ragazzi: "Welche Bands hört ihr so zur Zeit?"
Roy: "Charming Hostess, Tortoise, Avi Belleli, Lindsay Cooper, Blonde Redhead, 5uu´s, Daniel Zamir."
Udi: "Hamster Theater, Alamaailman Vasarat, Sleepytime Gorilla Museum, Mr. Bungle, Fantomas, Koenji Hyakkei, Miriodor, 5uu´s, Present, Thinking Plague, Art Zoyd."
ragazzi: "Wie sehen die Zukunftspläne von Ahvak aus?"
Roy und Udi: "Konzerte in Israel, Konzerte außerhalb Israels, neue Musik schreiben, neues Album aufnehmen, Groupies treffen und sie zum Tee nach Hause bringen."
ragazzi: "Was macht ihr so neben der Band?"
Roy und Udi: "Yehuda - trinkt Cocoa.
Ishay - Security Manager in einer High Tech Firma.
Udi S. - Psychiater.
Udi K. - Sound engineer und Produzent.
Dave - ReR USA.
Roy - Internetprogramme an der Open University of Israel, froher Vater eines einjährigen Jungen und enthusiastischer Badmintonspieler."
ragazzi: "Gibt es irgendeine Chance, euch live in Europa, vielleicht gar Deutschland zu sehen?"
Roy und Udi: "Wir hoffen sehr, aber wissen noch nichts."
ragazzi: "Spielt die deutsche Nazi-Vergangenheit eine Rolle in eurem Leben? Wie seht ihr die Deutschen heute?"
Roy: "Mein Vater war als Kind in einem Konzentrationslager. Er hat ein Buch über diese schreckliche Periode in seinem Leben geschrieben. Seine Familie ist dort gestorben. Ich weiß, dass er Deutschland dafür niemals vergeben wird. Aber für mich ist das vergangene Geschichte, ich finde keine Verbindung zum heutigen Deutschland. Ich bin mir sicher, dass mein Vater, wenn wir in Deutschland spielen würden, es hassen würde, aber für mich ist es, als würde ich in jedes beliebige andere europäische Land kommen."
Udi: "Ich kann nicht so tun, als würde ich verstehen und analysieren können, was die Wirkung der deutschen Nazi-Vergangenheit auf Israel heute hat, das ist ein extrem schwieriges Verhältnis, von dem vieles unterschwellig läuft, das hält auch davor nicht stand, dass wir jetzt die die dritte Nachfolgegeneration sind. Wie für mich, die ganze Familie meiner Mutter wurde im Holocaust getötet. Offensichtlich kann ich nicht so tun, als hätte dies niemals stattgefunden, aber den Finger auf Deutschland zu zeigen und die Gräueltaten als "deutsch" vorzuwerfen, ist kontraproduktiv. Die wahre Schuld liegt im Umfeld, das Rassismus und Antisemitismus legitimiert und im Verständnis, dass schwache Menschen blind harten Führern folgen. Das kann überall passieren. Dem modernen Deutschland die Schuld für seine Vergangenheit geben zu wollen, ist dasselbe, wie den Sohn für die Sünden des Vaters zu beschuldigen. Das ist nicht nur zum Scheitern verurteilt, sondern auch unmoralisch und hält nur Hass lebendig. Außerdem, wenn man Deutschland beschuldigt, kann man leicht andere Orte auf der Welt übersehen (einschließlich unseres eigenen Staates in gewissem Umfang), wo Rassismus und Delegitimierung der Bevölkerung noch vorherrschen. Und dann haben wir nichts gelernt."
ragazzi: "Vielen Dank, meine Freunde. Wollt ihr noch etwas loswerden?"
Roy und Udi: "Vielen Dank für Dein Interesse und dafür, uns die Möglichkeit zu geben, einige unserer Gedanken anzubringen. Wir danken allen Fans in Deutschland, die unsere Musik mögen und hoffen, bei euch eines Tages spielen zu können."

VM




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