Imindain - And The Living Shall Envy The Dead (Weird Truth Productions 2007)

Ein wenig beachteter finsterer Brocken ist es, das Album-Debut der englischen Doom-Formation Imindain. Zwei Demos waren vorausgegangen, die noch recht roh aber doch deutlich inspiriert klangen. So viel hat sich daran - zum Glück - auch auf "And The Living Shall Envy The Dead" nicht geändert. Imindain klingen vorsätzlich altmodisch und könnten auch aus den den englischen Doom / Death Ursprüngen der frühen 90er stammen. Nicht umsonst tragen zwei der noch recht jungen Musiker auf dem abgebildeten Bandfoto Shirts von My Dying Bride und Anathema. Deren Fortentwicklung seit 1994 ist hingegen für Imindain unwesentlich, sie mischen lieber noch eine gute Prise Funeral Doom unter und verlassen sich auf ihr Gespür für elegische Verzweiflung.

Wer sich näher heranwagt, wird auch erleben, dass Imindain gar nicht durchweg so stoisch und sinister wie im Auftaktstück "Buried Room" klingen, sondern auf wohldosierten Einfallsreichtum zurückzugreifen vermögen. Neben solchen Extrem-Doom-Monolithen finden sich nämlich auch Stücke, die von einer Melodieführung geprägt sind, welche man ähnlich von Bands wie Agalloch und Primordial kennt. Deren Faible für ausgedehnte Epik teilen Imindain gleichwohl nicht, es würde auch so gar nicht zu den aufs Wesentliche redzuzierten Songstrukturen passen. Doch auch ohne überschäumende Experimentierfreude sind die Briten auffallend gut in der Lage, den sechs Stücken jeweils eine eigene Identität zu verleihen, was gerade in diesem Gerne gewiss keine Selbstverständlichkeit darstellt. Stimmlich liefert Frontmann L.C. Bullock absolut solide Growls, während "This empty Flesh" auch passablen Clean-Gesang bietet und ansonsten noch eine Besonderheit verzeichnet werden kann, für die sich wohl der mittlerweile ausgestiegene Leadgitarrist D.S. Lowndes verantwortlich zeichnet. Gemeint sind heiser-kreischende Passagen, die mitunter die dominanten Growls kontrastieren und durch ihre Exzentrik gewiss nicht auf ungeteilte Zustimmung stossen werden. Ich finde es als Stilmittel interessant, übetreiben sollten es Imindain damit aber besser nicht.

Denn schliesslich ist das englische Quintett qualitativ auf einem hervorragendem Weg, im Feld des Doom / Death zu einer großen Nummer zu werden, was leider weitgehend noch unerkannt geblieben scheint. Einige Line-Up-Wechsel in letzter Zeit dürften die Sache nicht einfacher machen (zumal mit D.S. Lowndes auch der Hauptsongwriter gegangen ist), doch ich hoffe einfach darauf, dass die Band gemeinsam mit ihrem japanischen Underground-Label Weird Truth mit dem Nachfolger zu "And The Living Shall Envy The Dead" für mehr Furore sorgen kann. Zwischentlich werde ich mich noch genüsslich mit dieser empfehlenswerten Debut-Scheibe vergnügen...

Volker



Zurück