Various Artists "Live at Hof Huhnstadt, 36287 Breitenbach" (inakustik 2008)

Klingt ja etwas nüchtern: "Live at Hof Huhnstadt, 36287 Breitenbach". Gibt's da ein Festival? Und wie heißt das?
Burg Herzberg heißt es. Hippiefestival. Die postalische Adresse führt zuerst in die Irre, beim Besuch des Festivals aber unerlässlich zu wissen, wo genau die ausgeflippte "Celebration of the Hippies" stattfindet. Um eintunken zu können, in die Menge, und mitzumachen. Die 2CD kann längst kein Festival-Flair vermitteln, wie das einige DVDs tun. Das will der Veranstalter, der die Zusammenstellung produziert hat, auch nicht. Es geht um den musikalischen Eindruck. Darum, was in den Jahren 2005 bis 2007 an guten und überraschenden Bands und Musiken das Festival beschallt, die Besucher inspiriert, erregt und angetrieben hat. Und darum, Hunger zu bekommen. Hunger auf das Hippiefestival 2008, und kommende Jahre. 12 Tracks sind auf den beiden CDs enthalten, von alten und jungen Bands, bekannteren wie unbekannteren, die auf der Freakstage und der Main Stage ihre Musik zelebrierten. Sehr guter Sound ist bei allen Aufnahmen gegeben, das war Voraussetzung, auf die CDs zu kommen. So sind die Stücke druckvoll und dynamisch, die Live-Einspielung mit aller lebhaften Vibration ist gut eingefangen, stets gut zu spüren.
Die Italiener Areknames eröffnen CD1 grandios. Manfred Mann's Earth Band folgen mit ihrem Klassiker "Demolition Man", sodann Pavlov's Dog (die ich persönlich grauenhaft finde...), Kraan, Sahara, Quantum Fantay, Chris Farlowe, Pete Brown mit der Hamburg Blues Band, Van der Graaf Generator, Colosseum und der böse Spaßvogel Bernd Witthüser. Gäbe es das Festival nicht, wer weiß, ob Bands wie Sahara und Musiker wie Pete Brown je überhaupt wieder eine Bühne hätten - oder überhaupt wieder daran gedacht, sich zu reformieren, um ihre alten Energien neu in Schwingung zu bringen.
Ist gelungen, in beiden Fällen. Colosseum ist ein sicherer Posten, die Band sprüht, auch im Alter und nach personellem Verlust, vor Kraft und Ausdauer und bringt ihre wahrhaft alten Schlachtschiffe wie "Lost Angeles" grandios ans Licht. Van der Graaf Generator - da stecken Tränen in den Augenwinkeln. Sind wir schon im Himmel? (Hippies kommen nicht in die Hölle!) Das Festival hat sich seit seinem ersten Erleben vielfach geändert. Und es gibt es immer noch. Heute tanzen die Enkel der ersten Hippies, und manch angegraute Gestalt steckt in der Menge, bunt und selig. Muss auch, einmal im Jahr zumindest.

burgherzberg-festival.de
VM



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