Greg Howe "sound proof" (Mascot Records, VÖ: 19.06.2008)

Der Gitarrengott legt nach vielen Jahren ein neues Album vor und zeigt sich vital wie lange nicht mehr. Nach dem dreizehn Sekunden langen Intro folgt das energische, aggressive, ultrakomplexe und ungemein frische "emergency exit", dessen 7 Minuten mit rasant schnellen, überraschend ideenreichen und spieltechnisch verflixt komplizierten, leichthändigen Soli randvoll gespielt sind.
Zur Seite hat der mittlerweile kurzhaarige Jazzfusionist, Komponist und Gitarrist Greg Howe ein kongeniales Trio, dessen handwerkliche Fähigkeiten überaus begabt und geübt sind, die mit Lust und Schmackes ans Werk gehen und längst nicht allein begleitende Basis für überschäumende Howes Gitarrensoli sind: John Reshard (b), Gianluca Palmieri (dr) und David Cook (keys).
Das Quartett kennt keine Gnade und keine Anbiederung an Pop oder sonstige Moden, wie sie Greg Howe Ende des letzten Jahrtausends vorschwebten, hier wird gerockt! Die Band spielt hart und sehr jazzlastig, schön heftig, manche Note knackig Funk-durchzogen, einiges mit moderatem Latin-Touch, anderes mit dezent leisen modernen Rhythmen angereichert (ohne dass diese auch nur annähernd die Überhand bekommen), Schlagzeuger Palmieri trommelt und kann davon nicht lassen: sein Rhythmus, seine Handschrift, der erdige Klang seines herrlichen Schlagzeuges betonen die Songs und treiben sie an. Ihm zur Seite ist der zuerst als still durchgehende Bassist Reshard, dessen melodisches Spiel erst bei genauerem Hinhören offenbar wird, der sich nicht in den Vordergrund spielt, aber einige witzige und flotte kurze Extravaganzen intoniert. David Cook am elektrischen Keyboard spielt jazzversiert und jazzrockig wie lange nicht gehört. Hin und wieder schleicht sich eine etwas charmant gemächliche Note ein, ohne dass der entsprechende Song kitschig wird. Gar nicht. Ganz nicht.
Was an der Platte nervt, sind die kurzen eingestreuten Telefonmitschnitte, deren letzter gar über zwei Minuten geht, die ansonsten nach etwa siebzehn Sekunden abgewürgt werden. Soll wohl heißen: hier hat mich einer ganz besonders dämlich zugequatscht, hört euch nur an, wie der mir auf die Pelle rückt - grauenhaft!
Das hätte ich auch geglaubt, wenn ich es nicht hätte hören müssen.
Ansonsten jedoch gilt: "sound proof" ist eine kraftvolle, schnell und virtuos rockende Jazzrock-Scheibe mit hoher Ansteckungsgefahr.

greghowe.com
mascotrecords.com
VM





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