Alan Hovhaness "Symphonien Nr. 50 "Mount St. Helen" und Nr. 22 "City of Light" (1993) Label: Delos

Der hier beschriebene amerikanische Komponist gehört zu den interessantesten und vielfältigsten Persönlichkeiten des vergangenen Jahrhunderts. In Fachkreisen galt er häufig als "moderner Mystiker", bezogen auf seine Einstellung zu verschiedenen Religionen und seinen daraus resultierenden musikalischen Einflüssen. Früh interessierte er sich für armenische, indische, japanische und chinesische Kulturen. Im Mittelpunkt seiner inhaltlichen Gedanken und Kompositionen steht die Verbindung zwischen spirituellen und naturellen Elementen. Alan Hovhaness verkörpert wie fast kein zweiter eine Liebe zur Natur, speziell zu Berglandschaften, welche in seinen Werken immer präsent und vordergründig zur Geltung kommt. Aus seinen immensen Schaffenswerken von u.a. 67 (!) Symphonien (nur Haydn hat mehr geschrieben..!) liegen auf dieser CD nun zwei vor, welche den Komponisten im besonderen charakterisieren.
Der erste Satz der Symphonie Nr. 50 mit dem Untertitel Mount St. Helen beginnt fast typisch für Hovhaness mit ruhigeren, ausdrucksstarken Klanggebilden, welche auch durch immer wiederkehrende Streicherflächen eine anmutige Schönheit, eine Art "mystischen Bombast" verkörpern, wie ich sie persönlich nur von ihm kenne! Auch hier wird die Natur bzw. die Umgebung genau beschrieben. Dieser Satz geht nahezu in den zweiten über, in welchem die Schönheit dieses Berges weiter und intensiver vorgestellt wird. Höhepunkt jedoch ist der abschließende Satz mit dem Untertitel "Volcano", in welchem der den Ausbruch dieses Vulkans, welcher sich am 18.05.1980 ereignete, in unglaublicher Weise darstellt. Durch heftige Paukenschläge wird der Ausbruch angekündigt und gleich im Anschluss mit schrägen Posaunen- und Trompetentönen zum Ausbruch gebraucht. In diesem Moment glaubt man, die Lavaströme erfassen einen selbst, so gut wiedergegeben ist dies in seiner musikalischen Ausdrucksweise. Eine Weile bleibt dieses aufwühlende und donnernde Thema erhalten, bis der Mittelteil wieder das Eingangsthema des ersten Satzes wiederholt und im Ende die schönsten bombastischsten Momente zusammengefasst werden. Grandios!
Auch die Symphonie Nr. 22 "City of Light" ist im ähnlichen Stil gehalten wie die vorangegangene, (jedoch ohne den heftigen thematischen Ausbruch!). Immer wieder faszinieren die bombastisch-ruhigen Streicherflächen, welche mich z.T. in freudiges Erstaunen versetzen, gepaart mit den Bläserparts, im besonderen vorgetragen von den Posaunen und Trompeten (durch die langgezogenen mystischen Motive erinnert mich das ganze hin und wieder an Balasz Winkler von After Crying - na ja, vielleicht bilde ich mir das auch nur ein!). Die Musik ist nie öde oder gar langatmig. Nein! Sie versprüht eine einzigartige Faszination. Man könnte in mehreren Passagen sie hin- und wieder in den Bereich der Filmmusik einordnen.

Allen Musikhörern, die mit Einfühlsamkeit, Schönheit und beeindruckenden bombastischen Elementen etwas anfangen können, sei diese CD ans Herz gelegt! Sie ist ein sehr guter Einstieg in den Kosmos von Alan Hovhaness, einem der vielseitigsten und beeindruckendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts!
Große Empfehlung!!!

Markus Klein



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