Homínido "Estirpe Lítica" (Eigenproduktion 2014)


Homínido ist aus der Asche der chilenischen Band La Desooorden erstanden. Francisco Martín Subercaseaux (b, Didgeridoo, tr, lyrics) und Rodrigo González Mera (dr, perc) arbeiteten mit Benjamín Ruz (vi) und Christopher Hernández (tr, fl-h) in genannter Band. Für ihr neues Projekt taten sie sich mit Pablo Cármamo Risso (g, Ebow, keys, vox) und Elaina Valenzuela Hernández (voc) zusammen.
Im Unterschied zu La Desooorden, wo Jazzrock mit avantgardistischen und folkloristischen Tendenzen zelebriert wurde, liegt der Fokus in Homínido vermehrt auf progmetallischen Strukturen, die auf Jazzrock und World-/Ethno-Einflüsse zugreifen.
Der Gesang, überwiegend von Eliana übernommen, hat südamerikanisch folkloristisches Flair und bringt den wohl größten Unterschied zur Vorgängerband ein. Ihre Stimme ist kraftvoll, die Intonation typisch südamerikanisch, wobei sie in den Gesangslinien nicht zu sehr in folkloristische Motive geht, allerdings nicht weit davon entfernt singt. Ganz ohne die instrumentale Begleitung könnte ihre Gesang vielleicht auf der Straße oder in einer Bar funktionieren, wenig Rockcharakter, noch weniger 'progressive' Extravaganz liegen darin.
Die Band indes nimmt sich nicht zurück. Mancher Song ist progmetallisch hart. Schneidend harte Gitarrensounds, deftig und oftmals riffbetont ausgearbeitet, bereiten die Songs vor. Bis der Gesang einsetzt und die gesamte Band in eine Art Ethno-Folk-Vision verfällt und alle Extreme zurückfährt, die sie aber schnell wieder aufbaut, oftmals bereits im Refrain, und sofort, sobald der vokale Bereich verlassen wird, um im instrumentalen Spielplatz abenteuerliche Erlebnisse zu bestehen.
Die Songs (zusammen 69:38 Minuten Spielzeit) sind ordentlich saftig, haben Schmackes und Charakter. Die Kompositionen können überwiegend überzeugen, wenn vor allem der Wechsel aus Instrumental- und Vokalarbeit auch etwas gewöhnungsbedürftig ist. Die schön deftig geknüppelte Rhythmusarbeit - mit lustig liedhaftem Gestolper während des Gesanges - macht seine Sache sehr fein. Was mir ein wenig fehlt, sind Extravaganzen und ausgefeilte instrumentale Mätzchen, die im Ohr hängen bleiben. Im Progressive Rock gibt es bereits so viel gute Musik, das, wer damit bestehen will, die verrücktesten und extravagantesten Dinge aus dem Nichts erfinden muss, um in den Olymp einzugehen.
Diese hier werden die Welt gut bespielen. Für den Olymp reicht es noch nicht.

hominido.bandcamp.com/releases
soundcloud.com/hominido
VM




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