Hermetic Science "En Route" (Magnetic Oblivion Records 2001)

Ed Macan, Vibraphonist, Keyboarder und Komponist von Hermetic Science macht es dem geneigten Hörer wie auf den beiden Vorgängeralben keineswegs leicht. Das erste Stück "Mars, the bringer of war (doomsday mix)" von Holst ist ein düsteres, steifes, quasi starres, holziges, zähes Stück Musik, dass erst bei längerem Kauen (äh, oftmaligem Hören) geschmeidiger wird. Wahrscheinlich aber nur, weil sich die Zähne (Ohren) an dieses fast schon ungenießbare Teil gewöhnt haben. Oder doch nicht? Schon die klassische Version ist ein stures Stück, das sich nicht aus der Spur bringen läßt und seine kriegerische Note perfekt umsetzt. Doch Ed Macan setzt hier noch eine Steigerung drauf. Alle weichen, geschmeidigen Töne seines Keyboardensembles hat er ausgemerzt und diese düstere Komposition neben dem bleischweren Rhythmus zudem mit einem grellen Oberton versehen, der an alte Computerspiele oder sonst billige Klänge erinnert und keineswegs angenehm ist. Emerson, Lake & Palmer klingen zwar stark durch, fallen in der Strenge aber weit ab. Ein gewagter Einstieg. Danach kommt das 44minütige En Route: A Suite, das in 8 Teilen weitaus harmonischer, lyrischer und entegegenkommender klingt. Doch weit gefehlt, wer denkt, Ed Macan könne Fröhliches tun. Nein, auch hier ist das kompositorische und instrumentelle Gefüge streng, kühl, düster und abweisend. Doch längst nicht so wie Mars. In den sanften Passagen brechen gar farbige Melodien auf, die der kargen Ton-Landschaft ein zartes Gesicht geben. Immer, wenn Ed Macan Marimba spielt und die warmen, bewegt schwingenden Rhythmustöne inspiriert kräftige Farben malen, versöhnt sich der bittere Rahmen mit dem lebenden Inhalt, klingen die herben Kompositionen durch die dynamischen Harmonien weniger eisig. Doch gerade die Spannung zwischen der düsteren, kalten Komposition und den lebendigen, leuchtenden Soli gibt dem Werk die Einzigartigkeit. Wer nur leicht ins Ohr gehende Musik verträgt, ist hier falsch. Aber wer sich hinauswagt in die bewegt-tobende Musik und ein Ohr "riskiert", hat gute Chancen, mit Hermetic Science eine Alternative zu finden. Ich bin nur gespannt, wie oft man "Mars" hören muss, um sich mit dem Stück anzufreunden.

www.hermeticscience.com

VM



Zurück