Henrik Freischlader "Night Train to Budapest Farewell Tour - Live 2014" (Cable Car Records 2015)


Wenn Soul und Blues in Rock stattfinden, bist Du bei Henrik Freischlader angekommen. Der Gitarrist gibt dem guten alten Stoff seine ganz persönlich herzhafte Frische, die sich gut hören lassen kann. Große Bluesrockklassiker wie Johnny Winter, Eric Clapton oder Rory Gallagher (um nur einige ganz Große zu nennen) hatten (und haben) ihren eigenen Stil, dieser Mann hat dies ebenso. Da ist keine Anlehnung an die alten Recken, ganz unprätentiös und nonchalant gelingen diese eigenwillig schnoddrigen Songs zwischen lyrischer Stille, in der so ein Song fast verebbt und nur ein zarter Hauch bleibt, und aufbrausend schneidenden Gitarrensoli, die kaum erwartet werden können.
Dazwischen groovt die Band schwer lässige Arrangements. Theofilos Fotiadis (b), Dirk Sengotta (dr) und Moritz Fuhrhop (keys) machen die voluminös kargen Songs ebenso lebhaft in zurückgenommenen Momenten wie vital im instrumentalen Rausch. Henrik Freischlader lässt seine rau nasale Stimme über die klassisch wirkenden Blues-Tracks wehen, die er allesamt selbst schrieb, nur wenig adaptierte und dem Blues(rock) eine moderne Prägung gibt, wie sie die alten Heroen nicht hatten.
Seine Gitarrensounds quäken und jubeln, schneiden und krachen, sein Spiel ist bisweilen äußerst karg, in den virtuos kochenden Soli episch scharf und aggressiv, eindrucksvoll emotional und sich in aller Emotionalität aller technischen Möglichkeiten bewusst. Es ist, als spiele der Song den Musiker. Und nicht der Musiker den Song.
Die 10 Tracks, 70:40 Minuten ausfüllend, stammen nicht aus einem Konzert. In Deutschland, Holland und Grönemeyerland aufgezeichnet, ist die 2014er Tour, ist die Band, ist Henrik Freischlader in diesem homogenen Album überzeugend präsentiert.
Und ein Abschnitt abgeschlossen. Die Zukunft ist erst einmal offen.

cablecarrecords.com
VM



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