Hannes Grossmann „The Radial Covenant“ (Eigenproduktion 2014)


Eine runde Sache in mehrfacher Hinsicht ist die erste Solo-CD von Hannes Grossmann; mit dieser Scheibe beweist er, dass er nicht nur ein grossartiger Schlagwerker, sondern auch ein hervorragender Komponist und Texter ist und damit alles andere als ein grossmannsüchtiger Aufschneider. Dieses Elaborat stellt quasi die Quadratur des Greises dar, der sich Neil Peart nennt und ebenfalls ganz passabel trommelt und textet. Zunächst sei gesagt, dass es sich absolut lohnt, sich mit den Texten der Stücke auseinanderzusetzen; die in Metaphern verbo(r)gene Zentralaussage dieser Geschichte kann nur solange ihren Schrecken bewahren, solange man dies zulässt und sich nicht seinen (von Menschen, die davon profitieren) generierten Ängsten stellt. Angst kommt bekanntlich von dem Wort „eng“. Darum, Brüder und Schwestern, macht Eure Köpfe und Herzen weit, damit die Enge sich verliere und die Ängstiger schließlich selbst Angst bekommen, weil ihr Plan nicht funktionieren wird. Der Plot, der bisweilen obskur und mit alten Hüten und Zöpfen leichenfledernd zu Werke geht, indem der erstere in die Tonne kickt und letztere abschneidet, verdient eine Ent-Deck(el)ung. Auch die befleckte Erkenntnis der Wissenschaften wird nicht verscho(e)nt. Musikalisch ist der Rundling ein radikales Konvent der besten Momente von Bands wie Watchtower, Meshuggah oder Dimmu Borgir - Extreme Metal in seiner progressiven Ausformung, der gekonnt Elemente aus Jazz, Rock, Klassik oder Folk aufgreift und sie in den Häcksler wirft, um schließlich die Essenz der Musik zu extrah(all)ieren. Hannes selbst spielt neben diversen Prügeleinheiten noch Rhythmusgitarre, den Rest erledigen die Gäst: Linus Klausenitzer (Bass), V. Santura (Stimme), Jimmy Pitts (Keyboards), Morean (Stimme und Gitarre) sowie Jeff Loomis, Ron Jarzombek, Christian Münzener, Danny Tunker, Fountainhead und Per Nilsson sind für die lecker Gitarrensoli zuständig. Das Album wird in gewisser Weise kontrapunktisch abgerundet durch ein Pianosolostück namens „Euclidean Elements“, das die Klasse der anderen Kompositionen durchaus halten kann. Bitte Johannes, schenke uns von nun an jedes Jahr ein solches Werk, das uns in neue Dimensionen der Musik zu führen vermag. Ganz, ganz gross, Mann!!!

hannesgrossmann.com

Frank Bender




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