Hanggai „Baifang“ (Harlem Recordings 2014)


Manchmal lohnt es sich durchaus, sich den Beifang etwas genauer anzuhören. Da ich schon seit meiner Kindheit ein Liebhaber asiatischer Musik bin, ist diese Band ein wahrer Segen für mich. Die Verschmelzung von traditioneller mongolischer Musik mit Rockmusik erweist sich selbst für akustische Hausmannsköstler als gut-ierbar und nebenbei bemerkt erstaunt es mich, dass nicht schon viel früher jemand auf die Idee kam, die beiden Hemisphären musikstilistisch zu fusionieren, sieht man einmal von GUNESH ab, die allerdings in einem etwas anderen geographischen Fahrwasser (Turkmenistan) unterwegs waren. Interessant finde ich bei diesem Album, dass ich bei manchen Stücken Anklänge an Bands wie Big Country herauszuhören glaube; die Nachbarländer der Mongolei, Russland und China, sind in der Tat big countries. Als ganz besonders packend empfinde ich die Stimmen von Yilalata, Huricha, Yiliqi und Xiurenqimeige, die sich als wahre Gottesgeschenke entpuppen; jede verbale Lautäußerung auf dieser CD klingt für meine Ohren fantastisch, sei es Obertongesang, Klargesang oder bassiges Gebrummel. Neben dem üblichen Rockinstrumentarium werden von Musikern in beachtlicher Anzahl aber auch Kontrabass oder Akkordeon und Instrumente wie Pferdekopfgeige, Sanxian oder Zither bedient. Neben diesem ethnischen Instrumentarium gibt es zu allem Überfluss auch noch musikalische Einflüsse aus gänzlich anderen Gegenden der Welt wie z.B. Reggae in etwas anderem Kontext, aber noch immer deutlich erkennbar aufgrund des typischen Rhythmus. Der Gesamtklangkörper dieser Band ist im wahrsten Sinne des Wortes als progressiv zu kategorisieren; allerdings könnte so manchem echten Neo beim Proggen zu diesem Tonträger der eine oder andere Brocken im Hals stecken bleiben. Der Frontmann und Gründer der Band, Ilchi, ist für Perkussion und Saiteninstrumente zuständig und hält die Band seit nunmehr zehn Jahren zusammen. Als überaus interessant erscheint mir, dass Hanggai bereits im Jahr 2010 auf dem Wacken Open Air gespielt und sich dabei vor einer Meute langhaariger Kopfschüttler, die mir wesentlich lieber sind als die ewigen Jasager, wacker geschlagen haben. Jeder Musikfreund wird beim Hören dieser Klänge mit geschlossenen Augen Dschingis Khan im zum Dschunken-Kahn umgestalteten Wüstenschiff an seinen Untertanen vorbeifahren sehen – abgefahrn!

hanggai.bandcamp.com
myspace.com/hanggaiband
Frank Bender



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