Hands "Twenty Five Winters" (Wheelhouse Publishing 2002)

Sie haben es doch noch geschafft. Das erste reguläre Album der Amerikaner Hands erscheint im Jahr 2002, obwohl die Band seit Anfang der siebziger Jahre bestand und Ende der siebziger erst einmal wieder verschwand, ohne ein Album veröffentlicht zu haben. Jedoch, es gab eine große Menge Aufzeichnungen. Live eingespielte Tonkonserven wie im Studio ausgefuchste grandiose Werke, die zeigen, wie gut diese Band war. Immerhin hat Shroom Productions den Nachlass auf bereits 3 CDs veröffentlicht, wobei besonders die beiden CDs "Hands" und "Palm Mystery" in der progressiven Fangemeinde einschlugen wie eine Bombe. Schön, wenn solche unbekannten Songs ausgegraben und veröffentlicht werden. Die Musiker von Hands, die damals auch schon mal unter dem Namen Prism (auch eine sehr interessante CD bei Shroom Productions) oder Ibis auftraten (und auch schon mal für Gentle Giant eröffneten) und interessante Versionen von bekannten Progressive-(Jazz-)Rock-Bands/Songs spielten, sind gewiss erleichtert und erfreut, dass ihre bis dato unbekannte und der Ehren verschmähte Kunst endlich die Ohren der neugierigen Fans erreicht. Zudem haben sie Hands reaktiviert und tatsächlich neues Material eingespielt, dass sich nicht vor dem alten zu verstecken braucht. Die nunmehr alten Herren rocken, was das Zeug hält. Die elektrische Geige (Walls) zelebriert die Tonalität allerliebst, die heftigen Gitarren, das komplexe Rhythmusgerüst wirken grandios - die Band erweist ihrer Vergangenheit alle Ehre. Weder hat sich, wie üblich, Popmusik in die Hirne der Musiker geschlichen, weder sind die heutigen Kompositionen belanglos noch ist die Einspielung schwerfällig und fad. Zwar geht die Band gebremst vor, doch die Dynamik, Virtuosität, Lebendigkeit der Songs ist grandios und sehr fein. Die stillen Fragmente sind sehr melodisch, doch nicht bedeutungslos, sondern von einer zarten Eleganz, die nur zu bewundern ist. Die bedeutendsten der 7 Sogns sind "Zombieroch Part 3", "I Laughed Aloud" und "Leaving". "Zombieroch" ist ein Aushängeschild der alten Hands, ein beeindruckender Song, der hier interessante Varianten zwischen stiller Lyrik und hartem Rock aufzeichnet. "I Laughed Aloud" als akustisches Stück mit Geige und Piano beweist die Feinfühligkeit der Musiker. Doch vor allem das 11-minütige "Leaving" hat es in sich. Die immer wilder sich steigernde Instrumentalorgie im langen Mittelfeld des Stückes greift weit nach den Sternen, da wird King Crimson (der 70er), YES und anderen Größen gehuldigt, ohne auch nur einen Ton zu klauen. Obwohl im Progressive Rock einige "lange Stücke" die Sinne der Fans rauben, muss Platz für ein weiteres Werk sein, "Leaving" steht in der Qualität weit oben. Ganz klar, "Twenty Five Winters" ist das Geld wert und zeigt zudem, wie alte Herren, die sich nach erfolgloser Jugend später wieder treffen, zu erneuter Zusammenarbeit befähigt sind, die endlich Erfolg zeitigt.

www.wheelhouse-music/hands.htm
VM



Zurück