Hamster Theatre "presents The Public Execution Of Mister Personality and Quasi Day Room, live at Moore Theatre" (Cuneiform Records 2006)

Seit das Album auf der Cuneiform-Webseite angekündigt war, war ich gierig darauf. Das Werk "Carnival Detournement", vor einigen Jahren bei Cuneiform erschienen und unbedingt allen zu empfehlen, die auf Rock In Opposition abfahren, hatte mich mit seinem Facettenreichtum eingenommen.
Hamster Theatre haben eine Weile nichts von sich hören lassen, keine Ahnung, wie es im kleinen Kreis um Dave Willey und John Stubbs, den beiden Gründern, aussah. Konzerte gab es genug, ob in der Zwischenzeit eine weitere CD veröffentlicht wurde, ist mir entgangen. Umso netter, dass die neue Produktion gleich als 2CD kommt; CD1 mit 13 neuen Stücken, CD2 mit einem Konzert (auch 13 Songs), das zum Großteil das Programm von "Carnival Detournement" enthält.
Leider entpuppt sich die Studio-CD mit dem neuen Material als viel eingängiger und harmonischer als frühere Stücke. Zwar ist die Harmonik immer noch kratzig und schräg, aber die Songs sind insgesamt geschmeidiger und einfacher geworden. In einigen Tracks, so etwa "We Unearth the Lost Book of Mister Personality, and Its Consequences" oder "Oye Comatose" sind deutliche Parallelen zu Thinking Plaque herauszuhören, bei denen Dave Willey mitspielt (und deren Chef Mike Johnson wiederum hier bei Hamster Theatre engagiert ist) - dann ist der Reiz überwältigend. Doch zumeist geht die Band, trotz diverser abgefahrener Schlenker und gründlich schräger, beißender Ideen einfach zu flutschig ein, klingt das Akkordeon fröhlich und Sonntagssonnig. Da kann Mike Johnson schräge Töne zupfen, wie er will. Wenn er ins Off gemixt wird, kann er gleich Kaffee trinken gehen und über das nächste Thinking Plaque Album nachdenken. Während das Studiowerk also insgesamt weit weniger interessant als der grandiose Cuneiform-Vorgänger ausgefallen ist, ist das Live-Album - nein, es ist auch nicht so toll, wie "Carnival Detournement". Die Stücke sind die Gleichen, aber die Band spielt die Songs live weit weniger abstrakt, als ich es vermutet oder gewünscht hätte.
Um etwas gerade zu stellen, Hamster Theatre gehören immer noch zu "den Guten" und entwickeln schön schräges Zeuch, sie sind aber lieblicher geworden und werden jetzt auch von ihren Tanten akzeptiert, die ihre Neffen bisher für böse Jungs hielten. CD2: ist zwar weniger wild als gewünscht, aber in seiner Variation zum vorherigen Studioalbum durchaus interessant. Hamster Theatre ist immer noch weit vom "normalen" Schlichtprogramm des Mainstreams entfernt.

cuneiformrecords.com
VM



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