Gutbucket "Flock" (Cuneiform Records 01/2011)

1999 haben Ty Citerman (g), Eric Rockwin (e-upright-bass), Ken Thomson (saxes) und Paul Chuffo (dr) Gutbucket gegründet, 2007 kam für Chuffo Drummer Adam D Gold. "Flock" ist nach "A Modest Proposal" (2009) die zweite Scheibe auf Cuneiform, die sechste insgesamt (inklusive der DVD "live at MS Stubnitz", in Rostock, MV, aufgenommen) und wieder macht der bisweilen äußerst vertrackte Punk Jazz / Jazz Rock / Jazz Prog einen sehr guten Eindruck. Die CD ist rund eine Stunde lang, nach den ersten acht Tracks folgt die dreiteilige, über 17 Minuten lange "Born Again Atheist Suite"; ein überragender Höhepunkt ist - aus Sicht des Komplexsüchtigen - der enorm vertrackte Rhythmusbrecher "d0g Help Us". Über 6 Minuten stolpert das atonale Jazzmonster auf scharfkantigem Rockgroove durch seine Komposition. Was Saxophon, Bass, Gitarre und Schlagzeug hier gleichrangig an Rhythmuswitz zelebrieren und darüber hinaus rotzige Soli preschen, macht ordentlich Laune. Aber nicht dieser Track allein hat zahllose Rhythmusbrüche gebunkert. Die überwiegende Anzahl der rein instrumentalen Songs erfreut sich hoher solistischer Verspieltheit auf äußerst komplexer Basis, und die ist stets verrückt rhythmusgebrochen. Die Band muss lange geübt haben, ihre so holperigen und steinigen Wege elegant und flüssig zu nehmen.
Und die Band spielt lebendig wie zuvor. Die Soli sind energisch bis in wilde Freitonalität hinein, elegische Tracks, die es auch gibt und die nicht weniger komplex aufgebaut sind, emotionalere Prägung haben und aus flachster Amplitude in gewaltigen Krach aufbrechen können, sägen nicht weniger an den Nerven als die Breakgewitter. Hin und wieder sind zarte Country-Anklänge auszumachen. An manchem Songbeginn, zwischen den Tönen, mal eine Nuance, nur angedacht, eingeschoben, im Gitarrensound. Gutbucket nehmen aus allem und machen ihren Avantrock reich und überraschungsreich.
Ihre wilden Orgien haben ungemein Humor, übertreiben hier maßlos und dümpeln dort pseudounschuldig vor sich hin, nur um an den Überfallecken auszubrechen und zu ROCKEN, dass nix bleibt, als sich mit ganzen Sinnen dem rasanten Sound genießend auszusetzen und hinzugeben.

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VM





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