Guildenstern "Guildenstern" (Garden of Delights 2011)

Im Booklet zur CD, das wie stets bei Garden of Delights sehr umfangreich ist und neben etlichen Bildern der Band und ihrer einzelnen Mitglieder die Geschichte der Musikgruppe in deutscher und englischer Sprache ausführt, braucht es eine ganze Seite, bis die diversen Musiker, Bands und Besetzungswechsel aufgelistet sind, die schließlich zur Gründung Guildensterns führten. Die Band existierte von 1976 bis 1980, das Besetzungskarussell drehte sich munter. Die Band aus Rüsselsheim veröffentlichte keine LP und ging somit nicht ins kollektive Gedächtnis der Rockwelt ein, und doch sind Guildenstern nicht vergessen. 11 Songs sind auf ihrer CD, sieben davon in studioähnlichen Bedingungen eingespielt, vier von einem Auftritt am 29.09.1979.
Der Klang der ersten Aufnahmen ist recht schlicht, aber doch ganz ordentlich anzuhören, die Live-Mitschnitte lassen gewiss etwas nach, haben aber ihr Potential. Guildenstern spielten keyboardbetonten Symphonic Rock, der im Rhythmusaufbau etwas holprig gespielt ist, und doch seinen guten Eindruck macht. Ganz raffiniert sind die Songs nicht, stets zu spüren, dass Guildenstern keine Profis waren. Die Songs sind recht komplex aufgebaut, ohne indes mit ausgefallenen oder besonders expressiven Ideen aufzuwarten. Der Sound macht Laune und ist unterhaltsam, haut aber nicht vom Hocker.
Gitarrist Michael Lippert (der mit seinem Instrument kaum besonders auffällt) und Keyboarder Bernd Scholl (der die Songs dominiert) haben die Songs geschrieben. Im Line-Up befand sich mit Michael Kuplien auch ein Geiger, der gewiss hier und da zu hören ist, sich leider aber ebenfalls nicht besonders hervortut. Die Songs sind nachdenklich und überwiegend sanft und lyrisch, ohne jedoch zu leichtgewichtig zu wirken. Der Gesang ist nicht in jedem Fall gelungen, die Stimme schlingert etwas um die gewünschte Melodielinie herum, partiell nur, aber auffällig. Indes sind die Songs überwiegend instrumental. Das schöngeistige Geschehen durchzieht wie ein roter Faden die 59 Minuten.
Herausragend ist das ambient-sphärische "The end", das schon einmal die Richtung vorweist, in die sich Bernd Scholl entwickeln sollte. Und der 10-Minüter "Mask of the red death" am Ende der CD, das wohl aufregendste und eindrucksvollste Stück, ist nur als Live-Konserve erhalten und wirkt im doch stark dumpfen Sound leider nicht so stark, wie das Stück an sich könnte. Schade.
Dennoch gut, dass die Aufnahmen erhalten und veröffentlicht worden sind. Guildenstern gehören weniger zum Kraut- als vielmehr zum Symphonic Rock. Die CD ist nicht nur als historisches Dokument wertvoll, und doch schade, dass nicht mehr und besser von der Band zu hören ist.

diregarden.com
VM



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